Mit dem Jahreswechsel wurde es kalt bei uns, wir dachten schon, der Winter sei dieses Jahr abgesagt worden. Doch mit Tiefsttemperaturen von bis zu minus 45 °C Anfang Januar wurden wir daran erinnert, dass die Natur weiss, wie Winter geht.
Wenig Schnee in der Provinz
Die extreme Kälte hielt nur einige Tage an, aber insgesamt war es etwa drei Wochen lang nie wärmer als minus 20 °C. Seither waren die Temperaturen etwas angenehmer mit durchschnittlich minus 10 °C. Was für Mensch und Tier erträglich, aber auch für die Pflanzenwelt besser ist als die Plustemperaturen, die wir zum Teil im Dezember noch hatten.
In Sachen Niederschlag sieht es momentan aber nicht gut aus, wir hatten extrem wenig Schnee und es scheint auch nicht mehr viel zu kommen. Wobei sich mit einem einzigen anständigen Schneesturm die Situation jeweils schnell ändern kann.
Die Provinz Alberta hat jedoch bereits eine Dürrewarnung für die Wachstumssaison 2024 herausgegeben, da der Schneefall provinzweit, also auch in den Rocky Mountains, sehr niedrig ist. Für uns in den bewaldeten Gebieten heisst das dann wohl wieder erhöhtes Waldbrandrisiko.
Die angehäuften «Brushpiles» verbrennen
In grossen Teilen kommen wir und auch viele andere Landwirte hier dem Feuer zuvor, indem wir Teile des Waldes roden. Mit dem Ziel, mehr Nutzfläche zu kreieren, werden die Bäume mit Bulldozern zu Reihen aufgestossen und dann verbrannt. Diese abgebrannten Haufen müssen nach und nach aufgestossen werden, damit das Feuer alles sauber verbrennen kann.
«Es tut dem sparsamen Schweizer Bauern im Herzen weh, so viel Holz verschwendet zu sehen.»
Alexandra Ruckstuhl hat die Schweizer Tugenden nicht abgelegt.
Natürlich ist es verschwenderisch und auch etwas hirnlos, all dieses perfekt nutzbare Holz so zu verbrennen. Aber leider ist das gang und gäbe, und wir sind bei Weitem nicht die einzigen, die die Wintermonate nutzen, um diese sogenannten «Brushpiles» zu verbrennen.
Trotzdem tut es dem sparsamen Schweizer Bauern im Herzen weh, so viel Holz verschwendet zu sehen. Wir haben denn auch schon einige Kubiktonnen an Stämmen nach Hause gebracht, um das Material zu einem späteren Zeitpunkt zu Brennholz zu verarbeiten.
Es braucht mehr gute Hunde
Wir sahen schon bald, nachdem wir hierhergezogen waren, einen Bedarf an mehr Schutzhunden. Nicht nur zum Schutz vor vierbeinigen Eindringlingen, sondern auch vor der zweibeinigen Sorte, welche lieber stiehlt, als für einen ehrlichen Lohn zu arbeiten. Das kommt hier zur Genüge vor. Unsere zwei Beauceron, welche wir seit dem Welpenalter haben, sind zwar gute Schutzhunde und auch immer aufmerksam, aber unsere Hündin Gipsy wird bald 11-jährig und ist nicht mehr ganz so aktiv wie auch schon.
Fynn ist ein mutiger Hund
Fynn, unser Beauceron-Männchen, ist zwar noch jünger und hat seinen Mut auch schon mehrfach unter Beweis gestellt. Zum Beispiel beim Zusammentreffen mit Schwarzbären, Kojoten, Stinktieren und wer weiss was sonst noch allem, wenn wir schlafen. Aber ein einzelner Hund hat gegen mehrere Kojoten, geschweige denn gegen Wölfe, Bergpumas und Grizzlys keine Chance. Deshalb hatten wir nun schon eine Weile die Augen nach passenden Herdenschutzhunden offengehalten.
Zwei neue anatolische Schäferhunde
Ende 2023 fanden wir dann, was wir gesucht hatten: Nur anderthalb Stunden entfernt von uns verkaufte jemand ein Pärchen erwachsene Anatolische Schäferhunde. Wir brachten Savannah und Johnson nach Weihnachten nach Hause und nach einigen Tagen der zaghaften Annäherung und einer Handvoll milder Auseinandersetzungen scheint das Rudel nun eine Rangordnung etabliert zu haben.
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Futter für fünf Hunde
Mittlerweile haben wir mit Maggie, der Black-Mouth-Cur-Hündin, insgesamt fünf Hunde. Da müssen bei der Rohfütterung, die wir seit 13 Jahren mit all unseren Hunden betreiben, viel Fleisch, Organe und Knochen angeschafft werden.
Zu unserem Vorteil haben Lowes einige alte Kühe in der Herde und sie haben kein Problem damit, wenn wir diese bei Fussproblemen und Ähnlichem für die Hunde metzgen.
Auch von zwei Kühen aus unserer eigenen kleinen Herde werden wir uns wohl in den nächsten Wochen verabschieden müssen. Die Brown-Swiss/Holstein-Kreuzung, welche wir letzten Frühling als Ammenkuh gekauft haben, hat nach dem Kalben im Januar Mastitis entwickelt. Nachdem wir die Milch haben testen lassen und ein positives Staphylococcus-aureus-Resultat bekommen haben, müssen wir sie leider gehen lassen.
Höchstwahrscheinlich kam sie bereits mit einer latenten Aureus-Infektion vom Milchbetrieb, aber bei den Ammenkühen sehen wir natürlich jeweils nicht alles.
Und eine unserer Braunvieh-Kühe hat dieses Jahr nicht aufgenommen. Da sie bereits 14-jährig ist und zusätzlich nicht die besten Füsse hat, ist es wohl auch für sie Zeit, zu gehen. Die Hunde wirds freuen und ich habe wieder einige Tage Arbeit vor mir.
Zur Person
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Alexandra Ruckstuhl und ihr Mann Markus sind 2015 zum zweiten Mal aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert. Das erste Mal kehrte die Familie zur Behandlung einer lebensbedrohenden Krankheit ihrer ersten Tochter Josephine in die Schweiz zurück, die zum Glück erfolgreich verlief. Nach der Geburt der zweiten Tochter Elena ist Familie Ruckstuhl in ihre Wahlheimat zurückgekehrt. 2019 ist Sohn Quinn auf die Welt gekommen. Seit 2022 wohnen sie in der Nähe des Weilers Sunset House, wo Markus Ruckstuhl auf einer grossen Farm angestellt ist.