Die Vereinigten Staaten von Amerika haben einen der grössten Winterstürme hinter sich. Auch Illinois hat mit bitterer Kälte, Schnee und Eis zu kämpfen. Nach einem eher milden Winter hat der Winter Anfang Februar so richtig Einzug gehalten. Drei Wochen lang lagen die Temperaturen weit unter null Grad, zum Teil bis minus 30 Grad Celsius.
Auch Schnee und Eis gibt es weit mehr als genug. Wegen des Windes ist es, schwierig die Strassen sauber zu halten. Unser Haus wurde von Schnee-Verwehungen nicht verschont. Zum Glück arbeite ich immer noch im Homeoffice und musste mir keine Sorgen machen, ob ich mit dem Auto aus der Ausfahrt heraus komme oder nicht. Adam hat mit seinem Pick-up normalerweise keine Probleme.
Immer einen vollen Autotank
Bei diesem Wetter ist es wichtig, dass man im Notfall vorbereitet ist. Sind wir mit dem Auto unterwegs, stellen wir sicher, dass wir ein Winter-Survival-Kit im Auto dabei haben. Das besteht aus warmen Decken, etwas zu trinken und zu essen und einer Kerze mit Zündhölzern. Eine kleine Kerze kann die Temperatur im Auto schnell um einige Grad erhöhen. Auch eine kleine Schaufel ist immer mit dabei, um im Notfall den Auspuff vom Schnee freizuhalten.
Sobald der Benzintank halb leer ist, gehen wir tanken. Bei den grossen Distanzen, die wir hier fahren, ist es wichtig, vorbereitet zu sein. Das habe ich hier gelernt. In der Schweiz habe ich nie darüber nachgedacht. Dies tönt etwas übertrieben, aber es ist erschreckend, wie viele Autos hier im Strassengraben landen, sobald Schnee- oder Eisstürme aufziehen. Mit solch tiefen Temperaturen ist hier nicht zu spassen. Ich bin froh, haben wir letzten Herbst unser Hundehaus gebaut. Dank der isolierten Wände sind die Hunde vor der Kälte geschützt.
Weindegustation in Hermann
Dieses Wochenende sind die Temperaturen nun endlich wieder an die Null-Grad-Grenze geschritten. Nach drei bitterkalten Wochen fühlt sich das schon fast wieder wie Frühling an. Perfektes Wetter, um mein Geburtstagsgeschenk einzulösen. Zu meinem Geburtstag hat mir Adam ein Wochenende in Hermann Missouri geschenkt. Hermann ist ein Dorf am Ufer des Missouri- Flusses, rund drei Stunden südlich von Carthage, Illinois, wo wir wohnen. Gegründet wurde Hermann, wie der Name schon erahnen lässt, von deutschen Siedlern im Jahre 1842. Rund 2500 Einwohner hat das Dorf heute.
Bekannt ist es für die vielen Weinkeller, Brauereien, Destillerien und, wie mir gesagt wurde, der traditionellen deutschen Küche. In einem Umkreis von rund 25 Kilometern um Hermann betreiben die Einwohner etwa zehn Weinkeller, fünf Destillerien und zwei Brauereien. Jedes Wochenende strömen hunderte Touristen in den Ort, um den berühmten Wein zu degustieren.
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Rund um das Dorf Hermann Missouri – das ursprünglich von deutschen Auswanderern gegründet wurde – liegt eine grosse Weinregion.
Ausflüge trotz Pandemie
Dieses Wochenende sind auch wir dabei. In einem Bed & Breakfast übernachten wir, um die Wein-Degustationen am Samstag so richtig geniessen zu können. Für 20 US-Dollar pro Person kaufen wir uns ein Tagesticket, um mit dem Taxi-Service den ganzen Tag von einem Weinkeller zum nächsten gefahren zu werden.
Im Dorfinnern ist vieles ganz einfach zu Fuss zu erreichen. Einige Weinkeller liegen jedoch ausserhalb des Dorfkerns. Da ist man froh, kann man sich in Auto setzen. Jeder Weinkeller offeriert eine Degustation mit fünf bis acht verschiedenen Weinsorten. Wir besuchten rund sieben Weinkeller. Adam Puchta, Stone Hill oder Bias, um nur einige zu nennen. Natürlich durfte auch ein gutes Essen nicht fehlen. Eine authentische, deutsche Küche haben wir nicht gefunden.
Trotzdem ist Hermann ein tolles Ausflugsziel, das wir wieder besuchen werden. Ihr fragt euch bestimmt, wieso dieser Ausflug inmitten einer Pandemie möglich ist? In Missouri gelten kaum Corona-Einschränkungen. Alles ist offen und für Touristen zugänglich. Es tut gut, etwas Normalität in den Alltag zurückzubringen.
Zur Autorin
Nach dem Agronomiestudium an der HAFL beschloss Melanie Reinmann (29), ein Praktikum auf Schweinebetrieben in den USA zu absolvieren. Dort lernte sie ihren jetzigen Ehemann Adam Annegers kennen und wanderte 2014 aus. Sie arbeitete zuerst in der Forschung im Schweinebereich und ist nun bei einem internationalen Futtermittelhersteller angestellt. In ihrer Freizeit ist Melanie oft auf dem Hobby-Betrieb (30 Mutterkühe) ihrer Schwiegereltern oder auf der Jagd.