Trotz des El-Niño-Phänomens, das für uns Trockenheit bedeutet, hat es diesen Frühling in unserer Gegend überdurchschnittliche Niederschläge gegeben. Im Augenblick haben wir wieder eine kräftige Tieflage, die ausgiebige Regenfälle bringt.

Das Wetter hat Folgen für die Preise

Zu viel Regen ist besonders im Weizengebiet unerwünscht, da die Ernte in vollem Schwung laufen sollte und so alles zum Stillstand gebracht wird. Bei uns ist der Raps geerntet, doch der Weizen und das Heu müssen aufgeschoben werden. Da in den Medien täglich von der Dürre die Rede ist, sind die Mastviehpreise total zusammengebrochen.

Die Wasser- und Futterpreise sind sehr hoch angestiegen, da sich jedermann auf eine Dürre vorbereitet. Vor zwei Wochen haben sich unsere Söhne entschieden, trotz der schlechten Preise ca. 60 junge Maststiere an den Markt zu bringen.

Nun hat es letzte Woche in Queensland gute Regenfälle gegeben und augenblicklich sind die Viehpreise bei uns angestiegen. Junges Mastvieh wird häufig von Farmern in Queensland zum Ausmästen gekauft. Die Preise wären jetzt mit jedem Regen besser und man ist zuversichtlicher. Auch die temporären Wasserpreise stabilisieren sich, da der Stausee ja voll ist. Es gibt keinen Grund zur Panik.

Der Anteil an hornlosen Tieren nimmt zu

Beim Abkalben der Milchherden ging fast alles problemlos. Die Viking-Holstein-Züchtungen sind ideal für unsere Verhältnisse. Gute Fruchtbarkeit bringt eine geschlossene Kalbezeit. Es ist für einige Wochen recht arbeitsintensiv, aber es lohnt sich, da wir alle Übergangsmilch verfüttern können und im Sommer alle Aufzuchtstiere nur noch mit Kälberwürfeln, Heu und Gras gefüttert werden. Alle sind auch bereits enthornt. Jedes Jahr haben wir mehr Holsteinkälber, die hornlos sind. Das ist auch ein Plus, da der Tierschutz strenge Vorschriften auflegt.

[IMG 2]

Die 15 Monate alten Rinder haben zweimal Prostaglandin bekommen und dann wurden die brünstigen Tiere mit weiblichem Holstein-Samen besamt. Innert weniger Tage konnten 85 Prozent besamt werden. Im nächsten Frühling wird es uns an Arbeit sicher nicht fehlen.

Eine Farm wird versteigert

Ende Oktober versteigerte ein Farmer Land, dessen Farm an einer Ecke an unsere grenzt. Unsere Jungs hatten die letzte Offerte. Der ältere Besitzer dachte, dass er einen höheren Preis für sein Land wolle, und so wurde nochmals mehr offeriert. Es dauerte dann zehn Tage, bis er entscheiden konnte, ob er verkaufen wollte.

Üblicherweise erfolgt der Landantritt rund 60 Tage später, doch er wollte 120 Tage, obwohl er in all den Jahren, in denen er diese Farm hatte, sehr wenig wirtschaftete. Neue Hypotheken erfordern jetzt bei uns 7 bis 9 Prozent. In der Umgebung sind jetzt einige schlechtere Farmen schon länger am Markt.

Müssen grosse Investitionen, verbunden mit hohem Zins und viel Arbeit, geleistet werden, gibt es keinen Handel mehr. Auch auf dieser gut 180 Hektaren grossen Farm wird der Einsatz von sehr viel Dünger, Kalk, Saatgut und viel Bodenbearbeitung nötig sein. Es werden Bodenproben gemacht und wir planen, dort eine Kreisbewässerung zu installieren, damit Silomais und Luzerne angebaut werden können. Es ist möglich, Silo und Heu zu produzieren und zu den Milchfarmen zu bringen. Ansonsten werden dort Jungvieh und Galtvieh weiden.

In Australien protestieren die Farmer

Vor wenigen Tagen wurde in der Stadt eine «Wasserrally» durchgeführt. Es sind 100 Traktoren und landwirtschaftliche Fahrzeuge durch die Stadt gefahren. Einer unserer Söhne fuhr auch mit einem Traktor hin. Die Bundesregierung will nochmals 450 000 Gigaliter Bewässerungskontingent zurückkaufen. Ein Gigaliter entspricht zehn Millionen Hektoliter Wasser. Das wird schwere Konsequenzen für die Gegend haben. Die Geschäftsleute sind zur Unterstützung für die Farmer mit Bannern an der Strasse gestanden. Wenn weniger angebaut werden kann, hat das über die ganze Wirtschaftskette Folgen.

Banner wie «Food needs Water» (Lebensmittelproduktion braucht Wasser), «Foodbowl not Dustbowl» (englisches Wortspiel: Eine Foodbowl ist eine Schüssel mit Essen. Eine Dustbowl ist eigentlich eine «Staubschüssel», gemeint sind hier aber Staubstürme), «NO Water NO Farmers NO Food» oder «Don’t drain our future» (Lasst unsere Zukunft nicht versiegen). Wir werden ja sehen, ob man in der Bundeshauptstadt und in der Regierung Rücksicht nimmt.

Zur Person

1981 wanderten die Autorin und ihr Mann Werner nach Australien aus. Nach unzähligen Farmbesichtigungen kauften sie mit ihren bescheidenen Finanzen eine 50-Hektaren- Milchfarm mit 90 Milchkühen und Jungvieh in Tatura im Bundesstaat Victoria. 1997 bauten sie das erste Melkkarussell. Ihre vier Kinder sind alle dort geboren und zweisprachig aufgewachsen. 1988 konnten sie einen Nach-barsbetrieb kaufen und 2005 die zweite Milchfarm. Dort bauten Langs ein 50er-Melkkarussell. In der gesamten Zeit konnten sie die Farm auf 1250 Hektaren bewässertes Land vergrössern und die Herde wuchs auf 1500 Milchkühe plus Jungvieh an. Am 1. Oktober 2015 übergaben sie den Betrieb den zwei ältesten Söhnen. Diese bewirtschaften alles zusammen. Werner und Josy Lang arbeiten noch immer täglich auf dem Betrieb.[IMG 3]