Der Winter bei uns ist nass und kalt. Im Skigebiet in den Bergen konnte die Wintersaison eine Woche früher als normal mit natürlichem Schnee eröffnet werden. Nach zwei schlechten Wintern wegen Covid ist jetzt jederman zufrieden.
Rekordpreise bei Treibstoff
Die Weizenfarmer haben in ganz Australien gute Aussichten auf gute Erträge. Die Rekordpreise bei Treibstoff, Dünger und Saatgut sind besser zu ertragen mit der Aussicht auf eine gute Ernte.
Vor zwölf Monaten haben unsere Söhne, die seit 2015 unseren Milchwirtschaftsbetrieb pachten, einen neuen und grösseren Ausfütterungswagen bestellt. Dieser Wagen wird in Holland hergestellt, und der Verkäufer sagte, in drei Monaten würde der hier sein. Seit Covid sind enorme Verzögerungen entstanden, und zum Glück war der alte Wagen noch brauchbar.
Die Landwirtschaft und die Industrie leiden unter Importverzögerungen. Aus diesem Grund sind auch die Preise für Occasion-Maschinen angestiegen. Eine grössere Sämaschine wurde auch letztes Jahr bestellt. Diese wird in Neuseeland fabriziert und war auf März versprochen, doch sie ist heute noch nicht geliefert. Wenn dann die Ernte kommt und die Ersatzteile nicht besser geliefert werden, ist das ein grosses Problem. Flug- und Seefracht ist überlastet. Die Rekordernten bei Getreide der letzten zwei Jahre sind am Kai in Melbourne der Grund der Überlastung. Viele Farmer haben jetzt noch Getreide auf der Farm in Plastikwürsten gelagert. Sie warten auf den Transport und den Verkauf des Weizens.
Ende Mai hatten wir Bundeswahlen, und die liberal-konservative Regierung hat nach neun Amtsjahren verloren. Die neue Regierung ist sozialistisch, und im Senat ist diese auf die Grünen angewiesen, um die Legislation gutzuheissen. Die sozialistische Regierung hat im Senat keine Mehrheit, und so muss sie deswegen die Stimmen der Grünen Partei haben, um neue Gesetze einzuführen.
Einwanderung nicht nötig
Der neue Premierminister Anthony Albanese hat eine enge Verbindung mit den Gewerkschaften. Einwanderung von ausgebildeten Berufsgruppen findet er nicht nötig, man könne die Einheimischen ausbilden. Per 1. Juli werden die Grundlöhne um 5,2 % erhöht, und auch die Pensionskasse steigt von 10 % auf 10,5 %. Das bezahlt der Arbeitgeber. Gastgewerbe, Landwirtschaft und das Gesundheitswesen sind immer auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen gewesen. Der Personalmangel wird sehr kritisch werden. Die Arbeitslosigkeit beträgt nur 3,9 %, was seit Jahrzehnten nie mehr so tief gewesen ist. Die Inflation hat die Regierung nicht mehr im Griff. Es sind jetzt 5 %, und bis Jahresende rechnet man mit 7 %. Der Milchpreis wird am 1. Juli neu angesetzt, 0,74 Cent pro Liter. Das ist ein Rekordpreis. Die Milchfabriken haben sehr starke Konkurrenz untereinander, da die Milchmenge in ganz Australien zurückgeht. Produktionskosten sind gestiegen, und die Inflation wächst ebenfalls. Arbeitskräfte fehlen vielerorts, und so können sich die Milchfarmer nicht vergrössern. Die klimatischen Aussichten sind gut, und das Bewässerungskontingent ist für die nächste Saison gesichert. Sorge bereitet uns die Möglichkeit, dass kleine Milchfabriken nicht mehr konkurrieren können und von grösseren Verarbeitern aufgekauft werden. In Neuseeland ist das passiert, und so existiert dort fast nur noch Fonterra.
Gesunde Konkurrenz
Dies ist die grösste Milchfabrik in Neuseeland. Die Betreiber haben über die Jahre die meisten kleineren Milchfabriken aufgekauft. Weltweit sind sie die viertgrösste Milchgesellschaft. Die Milchfarmer sind nun total der Fabrik ausgesetzt. Es hat sich gezeigt, dass eine gesunde Konkurrenz für uns Farmer positiv ist, man ist nicht so abhängig, und die Möglichkeit besteht, zu wechseln. Gesunde Konkurrenz ist immer gut. Kürzlich hatte Amerika grossen Mangel an Säuglings- und Kindernahrung. Bubs Australia konnte sofort die Produktion von Säuglingsnahrung vergrössern, und innert kurzer Zeit holte die amerikanische Armee eine halbe Millionen Büchsen hier in Victoria ab. Bubs Australia ist in der Lage, die Produktion auf sieben Tage pro Woche langfristig auszubauen.
Zur Person
1981 wanderten die Autorin und ihr Mann Werner nach Australien aus. Nach unzähligen Farmbesichtigungen kauften sie mit ihren bescheidenen Finanzen eine 50-Hektaren- Milchfarm mit 90 Milchkühen und Jungvieh in Tatura im Staat Victoria. 1997 bauten sie das erste Melkkarussell. Ihre vier Kinder sind alle dort geboren und zweisprachig aufgewachsen. 1988 konnten sie einen Nachbarsbetrieb kaufen und 2005 die zweite Milchfarm. Dort bauten Langs ein 50er-Melkkarussell. In der gesamten Zeit konnten sie die Farm auf 1250 Hektaren bewässertes Land vergrössern, und die Herde wuchs auf 1500 Milchkühe plus Jungvieh an. Am 1. Oktober 2015 übergaben sie den Betrieb den zwei ältesten Söhnen. Diese bewirtschaften alles zusammen. Werner und Josy Lang arbeiten noch immer täglich auf dem Betrieb.