Wenn man in Pemba im Norden Mosambiks lebt, ist ein besonders faszinierender oder motivierender Aspekt, dass es noch vieles zu tun gibt.

Mit etwas Gewieftheit und viel Motivation ist alles möglich. Auf der Suche nach zweckmässigen Produktionen für unseren Betrieb bin ich mehrmals auf Artikel gestossen, in welchen von der Schnecken- und Pilzproduktion in Afrika die Rede ist. Es handelt sich um innovative Geschäftstätigkeiten, welche in gewissen Ländern im Trend sind. Diese Aktivitäten brauchen keine grossen Investitionen und je nach Region kann man die Produkte zu einem guten Preis verkaufen.

Innovative Landwirtschaft mit neuen Produktionszweigen

Im Rahmen eines «Yopipila» genannten Projekts hatte ich die Gelegenheit, in Zusammenarbeit mit zwei Agronomen Versuche zur Pilz- und Schneckenproduktion aufzubauen. Das Projekt «Yopipila» bildet junge Menschen in innovativen Techniken in den Bereichen ökologisches Bauen, grüne Energien, Abfallrecycling sowie innovative Landwirtschaft aus.

In diesem Rahmen haben wir beschlossen, diese beiden in Mosambik noch völlig neuen Produktionszweige zu testen. Die wahrlich motivierten Jugendlichen haben danach die Möglichkeit, einen Businessplan zu entwickeln und Mittel für ein Start-up-Unternehmen zu erhalten.

Riesenschnecken können bis zu 25 cm lang sein 

In unserer Region gibt es eine Schneckenart namens Achatina fulica, welche der Familie der Riesenschnecken angehört. Ausgewachsen können sie eine Länge von über 25 cm erreichen und ein durchschnittliches Gewicht von 250 g. Auf unserem Hof sind die Schnecken während der Regenzeit eine echte Plage. Sie sind imstande, innerhalb von wenigen Tagen eine Tomatenplantage vollständig zu verzehren.

Doch wie kann man diese Plage in eine Opportunität umwandeln? Im Norden Mosambiks gibt es ein Volk, das Schneckenfleisch besonders liebt. Das Fleisch kann auf verschiedene Arten zubereitet werden, zum Beispiel frittiert, in einer Sauce oder auf einem Spiess.

Einfache Schneckenzucht und grosser Absatzmarkt

In der Stadt Pemba bieten bereits einige Restaurants Schneckenfleisch auf ihrer Menükarte an. Die meisten Leute, die es probieren, sind mit der Zeit von dem Geschmack überzeugt. Es ist ein sehr gesundes, fettarmes, ökologisches Fleisch und schmeckt köstlich. Wir haben Schnecken-Parks erstellt, um eine Zucht anzufangen. Die Zuchttiere haben wir in der Natur gefunden. Während der Trockenzeit befinden sich die wilden Schnecken in einer Ruhephase im Boden.

Das Ziel bei der Schneckenzucht ist es, günstige Bedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und Nahrung zu vereinen, sodass sich die Schnecken während des ganzen Jahres vermehren. Wir sind noch in einer Testphase und müssen das Verhalten der Schnecken noch besser verstehen lernen. Nichtsdestotrotz hatten wir bereits einige erfreuliche Ergebnisse mit der Geburt von über 700 jungen Schnecken.

Austernpilze aus Sporen auf verschiedene Substraten 

Wir haben auch mit der Produktion von Pilzen begonnen, mit Austernpilzen, um genau zu sein. Die Menschen hier sind es gewohnt, während der Regenzeit wilde Pilze zu essen. Jedoch produziert niemand Pilze. Wir haben Pilzarten ausgewählt, die unserem Klima angepasst sind, und haben mit Vermehrungstests begonnen.

Als Erstes müssen die Sporen vermehrt werden, bevor man sie dem Substrat beifügt. Wir mussten dazu verschiedene Substrate wie Maiskleie, Reiskleie, Heu und Erdnussschalen testen, aber auch Behälter wie Plastikkörbe, Flaschen und Säcke aus Recycling-Plastik. Auch hier beginnen wir vielversprechende Ergebnisse zu erhalten, mit einer regelmässigen, kleinrahmigen Pilzproduktion.

Die Produktion geht relativ rasch voran. Man muss mit einer Zeitspanne von drei Wochen zwischen der Inkubations- und der Produktionsperiode rechnen. Diese Aktivität ist für kleine Unternehmen sehr vielversprechend. Supermärkte und Restaurants sind stark an diesem Produkt interessiert.

Yopipila-Projekts soll junge Studenten ansprechen

Um unserer Arbeit mehr Glaubwürdigkeit zu geben und junge Studenten in eine praktische Forschung einzubeziehen, möchten wir in den nächsten Monaten mit Uni-Studenten zusammenarbeiten und so weiter an diesen zwei Produktionen zu forschen. Auch hoffen wir, dass einige junge Menschen innerhalb des Yopipila-Projekts ihr eigenes Unternehmen zur Pilz- oder Schneckenproduktion gründen werden.

Zur Person
Helene Besson hat sich während ihres Bachelor-Praktikums in Mosambik in das Land und in ihren zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben die beiden einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind sie mit ihren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnte die Familie Besson ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf ihrem Land bauen sie Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich ihre Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit ihnen auf dem Hof.