Für uns war das besonders praktisch, da wir bei schönstem Wetter unseren Lastwagen-Anhänger be- und entladen konnten.

Das machte uns das Leben einiges leichter. Die 1000 km lange Fahrt konnten wir Anfang Oktober bei perfekten Strassenverhältnissen in Angriff nehmen. Auch der grosse Anhänger und der Tiertransporter kamen noch gut vor dem ersten Schnee in Alberta an.

Bald nach Einzug wirds kalt

So hatten wir noch etwas Zeit, um beim Ausladen und Einrichten des Hauses Fortschritte zu machen, da Markus nicht gleich anfangen musste, die Kühe zu füttern. Sie konnten noch genug Futter finden.

In der zweiten Novemberwoche kam dann die Kälte mit Tiefs von bis zu minus 27 Grad und etwas Schnee. Zwar nur um die 5 cm, aber das ist erst der Anfang. Im Gegensatz zu Nanton wird es hier oben im hohen Norden wohl jetzt weiss bleiben bis im April. Laut den Einheimischen gibt es zwar hier auch Chinooks (Föhnwinde), aber die Temperaturen schwanken nicht so sehr, dass es taut.

Das hat aber auch seine Vorteile, denn mit einer konstanten Schnee-Isolation haben mehrjährige Pflanzen eine bessere Überlebenschance. Was jedoch hier oben möglich ist in Sachen Bäumen, Büschen und anderen mehrjährigen Pflanzen, müssen wir noch herausfinden. Und wir werden bestimmt auch Lehrgeld bezahlen.

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Überall Bäume pflanzen

Einen Permakultur-Garten anzulegen, steht ganz oben auf unserer Liste. Und dieses Mal werden wir etwas mutiger sein und von Anfang an mehrjährige Pflanzen anpflanzen. Wir haben uns nach einigen Jahren in «unserem» kleinen Häuschen in der Prärie oft gedacht: «Hätten wir doch gleich zu Anfang dieses oder jenes angepflanzt, dann hätten wir jetzt bereits eine kleine Ernte.»

Eine Art Erbe, welche man zurück lässt

Wir dachten aber immer, dass wir vielleicht bald unser eigenes Heim haben würden. Mittlerweile denken wir aber so, dass man eigentlich überall, wo man lebt, einige Bäume, Büsche oder anderes pflanzen sollte.

Denn selbst wenn man nicht derjenige ist, der eines Tages die Früchte seiner Arbeit ernten kann, und selbst wenn man es nur angebaut hat, um dann Wildtiere zu füttern, weil niemand sonst Interesse daran hat, ist es doch eine Art Erbe, welches man zurücklässt.

Und sei es nur, bis der Kreislauf der Zeit den Lebenszyklus der Pflanze beendet. So werden wir ab jetzt nach folgendem Motto handeln:

«Eine gute Gesellschaft ist jene, in welcher Menschen Bäume pflanzen, welche sie nie ausgewachsen sehen werden.»

sagt, Alexander Ruckstuhl, über die Zeit in der wir leben. 

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Wer stiehlt die Kälber?

Ende Oktober war es Zeit, die Kälber von den Mutterkühen zu separieren. Die Kälber wurden verladen und nach Nanton in den Mastbetrieb von Lowes gebracht. Da alle grossen Schlachthöfe in Zentral- bis Süd-Alberta liegen, macht es mehr Sinn, die Jungtiere dort unten zu mästen und zu verkaufen. Es fehlten einige Kälber, wofür es verschiedene Erklärungen geben kann.

Aktives Rudel Wölfe in der Gegend

Zum einen hat es laut Nachbarn ein aktives Rudel Wölfe in der Gegend, zum anderen nennen Cougars (Pumas) den hiesigen Wald ihr Zuhause, und zu guter Letzt kann man auch Diebstahl nie ganz ausschliessen.

Die Zeiten sind hart und viele Kanadier wissen jetzt schon nicht mehr, wie sie ihre Rechnungen bezahlen sollen. Mit rekordhoher Inflation und der doppelten CO2-Steuer, welche bis 2025 kontinuierlich gesteigert wird, werden Diebstahl und Wilderei noch mehr anziehen, als es ohnehin schon der Fall ist. Die kanadischen «Foodbanks» welche gratis Lebensmittel an Bedürftige abgeben, haben bis zu 30 % mehr Zulauf als vor der Krise.

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Mehr zahlen für Strom und Gas

Strom und Gas kosten je nach Gegend 30 bis 50 % mehr, was viele Leute vor die Frage stellt, ob sie diesen Monat die Heizrechnung oder die Lebensmittel bezahlen sollen. Der ohnehin bereits hohe Schuldenberg wird immer höher und höher. Nicht nur im Privathaushalt, sondern auch in der Staatskasse.

Holzofen für die Wärme

Ein Holzofen muss her! Für den Moment sind wir froh, dass unsere Anstellung mit Haus, Strom und Gas als Teil des Lohnes kommt, denn das Haus ist sehr gross und es benötigt viel Energie, um es warm zu halten.

Vor dem Blizzard schützen

Um den Kosten etwas entgegenzuwirken und mehr Sicherheit zu haben für den Fall, dass der Strom für einige Tage ausgeht, zum Beispiel wegen eines Blizzards (Schneesturm), sind wir im Prozess, einen Holzofen zu installieren. Denn Holz hat es genug auf dem 1200 ha grossen Grundstück, welches zu circa 70 % bewaldet ist.

Zur Person
Alexandra Ruckstuhl und ihr Mann Markus sind bereits zum zweiten Mal aus der Schweiz nach Kanada ausgewandert. Das erste Mal kehrte die Familie zur Behandlung einer lebensbedrohenden Krankheit ihrer älteren Tochter in die Schweiz zurück. Nach erfolgreicher Operation der ersten Tochter und der Geburt der zweiten ist Familie Ruckstuhl in ihre Wahl- heimat zurückgekehrt. Mittlerweile sind mehr als drei Jahre vergangen, seit die Ruckstuhls die Schweiz zum zweiten Mal verlassen haben.