Die Tage werden kürzer, die Nächte kälter und die Laubbäume gelber – der Herbst ist angekommen. Die Gänse fliegen aber erst in kleinen Gruppen und nur vereinzelt und wir hatten noch keinen Frost im Garten.
Den «Indian Summer» geniessen
Tagsüber steigen die Temperaturen noch immer bis auf 20 °C oder mehr und wir geniessen den «Indian Summer» oder Altweibersommer, wie man ihn in der Schweiz nennt. Ich bin froh, dass die Temperaturen bisher gnädig mit mir und meinem Garten sind. So kann ich nach und nach ernten und einmachen und muss nicht alles auf einmal erledigt kriegen.
Abgesehen von den Kartoffeln, welche wegen des vielen Regens grösstenteils verfault sind, sind wir zufrieden mit unserem ersten Gärtnerjahr hier oben. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass die Gartenfläche vor unserer Ankunft mindestens drei Jahre lang vernachlässigt wurde und die Unkräuter sich Jahr für Jahr versamen konnten. Es herrschte also viel Konkurrenz zwischen den Nutzpflanzen und den Unkräutern.
Futter für die Kühe
Das Wetter kooperierte dieses Jahr nicht, um Heu zu machen, aber wir konnten bisher knapp 2500 Siloballen und circa 500 Gersten-Strohballen machen. Ein Teil der Siloballen ist Hafer, den wir in der Milchreife siliert haben, der Rest ist ein Gras-Klee- Mix. Ein Teil des Futters wurde ab Feld zugekauft und musste circa 30 km weit transportiert werden. Das Laden, der Transport, das Entladen und das Wickeln in Silier-Plastik waren unsere Verantwortung. Dafür mussten wir lokale Temporär-Hilfen anstellen, denn natürlich sind im Süden alle am Dreschen und niemand hatte Zeit, um hier auszuhelfen.
Weil es immer wieder regnete, mussten wir oft von Tag zu Tag neu entscheiden, ob, ab wann und wie lange man silieren konnte. Es war keine Seltenheit, dass die Crew bis 22 Uhr oder gar bis Mitternacht arbeitete. Mit mehr Regen in der Wettervorhersage blieb uns keine andere Wahl, als Gas zu geben an den Tagen, die trocken genug waren. Aber immerhin haben wir keine lästigen Nachbarn, die sich beschweren, wenn wir lange arbeiten und Lärm machen.
Kühler Kopf, wenn es brennt
Zum wechselhaften Wetter kamen auch noch mehrere mechanische Probleme hinzu, welche zu Verzögerungen und zum Teil auch längeren Unterbrüchen führten. Zum Beispiel fing der Traktor an zu brennen, trotz gründlichem Service und Reinigung. Dank Markus’ schneller Reaktion und umsichtigem Eingreifen konnte das Feuer rasch gelöscht werden, aber natürlich entstand trotzdem genügend Schaden, um den Traktor für Wochen ausser Gefecht zu setzen. So haben wir momentan nicht nur einen gemieteten Traktor, sondern auch eine «Test»-Ballenpresse.
Ein Trip nach Calgary
Josephine und ich mussten diesen Monat einen ziemlichen «Roadtrip» machen für einen Termin beim pädiatrischen Kardiologen in Calgary. Wir sind zwar im Prozess, von einigen Spezialisten in Calgary zu Spezialisten in Edmonton zu transferieren, aber es gibt auch einige Ärzte, die wir aufgrund ihrer Erfahrung mit MPS (Mukopolysaccharidose, der Stoffwechselkrankheit von Josephine, der älteren Tochter) beibehalten wollen.
Wir versuchen im Normalfall, einige Termine zusammen zu organisieren, und waren im Juli bereits für eine Woche in Calgary, um einige Routine-Untersuchungen zu machen und an der diesjährigen kanadischen MPS-Konferenz teilzunehmen. Leider klappte es in dieser Woche nicht mit dem Kardiologen und so machten Jo und ich letzte Woche einen 1400 km langen Roadtrip nach Calgary. In Edmonton legten wir einen Stopp ein, um Röntgenbilder zu machen. Zum einen für die Physiotherapie und zum anderen für den orthopädischen Chirurgen, da Jo eine wachstumskorrigierende OP braucht, um ihren X-Beinen entgegenzuwirken.
Lange Fahrten lohnen sich – fürs richtige Zuhause
Das viele Fahren kostet Zeit und Geld und wir fragen uns manchmal schon, ob wir nicht besser wieder näher zu einem Kinderspital ziehen würden. Aber dann fährt man nach zwei stressigen Tagen in den beiden grössten Städten Albertas nach Hause und spürt, wie die Anspannung mit jedem Kilometer, den man zwischen sich und die Massen bringt, nachlässt. Nach Whitecourt hat es nur noch wenige Autos auf der Strasse, man sieht nur Wald, Wald und noch mehr Wald und man weiss, man ist auf dem «Homestretch». Und wenn wir dann auf den letzten Kilometern Kiesstrasse die zwei bekannten Schwarzbären und Nachbars Bison sehen, weiss ich, dass wir zu Hause angekommen sind und sich die langen Fahrten doch lohnen.