Das Wetter hat wohl niemand im Griff. Die Jahreszeiten und ihre Pflanzregeln sind auch in Paraguay dieses Jahr sehr aussergewöhnlich. Dürre im Winter (Juni, Juli, August) und Extremhitze im Frühling (September, Oktober, November) stellen uns im Ackerbau vor Herausforderungen.

Heisses und trockenes Wetter macht zu schaffen

AboZebu-Muni Roco lässt Michèle Hubers Tochter Gabriela sogar auf sich reitet. Papa Victor passt auf. Der etwas kleinere Muni Nilo ist noch zahmer und schnuppert interessiert.AuswandererMichèle Huber hat einen eigenen Traktor auf acht BeinenDonnerstag, 3. August 2023 Unsere Mani (Erdnüsse) und der Mais, der jetzt eigentlich erntereif sein sollte, wollten bei dieser Hitze bei 40 Grad und Dürre nicht wachsen. Wir beschlossen, unsere Kühe ins Feld zu lassen, so hatten wir doch noch einen Nutzen von unserer Aussaat.

In der Zwischenzeit waren wir mit dem Stier- und «Gueeys»-Training aktiv. Ich habe in meinem letzten Artikel im Juli davon berichtet. Unsere zwei Zebus sind zurzeit unser ganzer Bauernhofstolz und nach langem Herumsuchen fanden wir einen 86-jährigen, weisen Ochsengespann-Flüsterer, der uns in die Geheimnisse des Ochsengespanns einweihte.

Das Training der Ochsen ist Männersache

Nach dem Neumond im Juli begannen wir mit dem Antrainieren des Seilzugs um die Hörner. Bei Neumond selbst sollte man nie beginnen, zu leicht könnten dabei die Hörner einreissen, so die einheimische Weisheit dazu. Wir warteten mit Geduld auf den ersten Tag. Bald wurde ich jedoch weggeschickt.

Wie schade, doch unkastrierte «Ochsen» zu einem zahmen Ochsengespann zu trainieren, ist Männersache. Und die ersten drei Tage gelten zudem als heilige Zeremonie, die nicht durch Frauen-Energie gestört werden darf.

Immer schön nebeneinander

Doch sobald die zwei Zebus Roco (160 cm Höckerhöhe) und Nilo (etwas kleiner) das führende Seil um die Ohren und das Juo (Nacken-Holzbalken, der an den Hörnern befestigt wird) akzeptierten und sich an das Tragen gewöhnt hatten, galt es, das Nebeneinandergehen zu üben. Dort kam nun die Frauen-Energie ins Spiel und so musste (oder durfte) ich den Ochsen vorne den Weg vorspuren, während Victor hinter den Stieren ging und sie trieb und Befehle austeilte.

So gingen wir gute drei Wochen lang jeden Abend mit ihnen durch unser Campo zwei bis drei Kilometer spazieren. Am Anfang eher schnell und etwas nervös, doch schon bald strahlten die zwei eine zufriedene Ruhe aus, als wären sie dazu geboren worden.

Auf gutem Weg mit den beiden Zebus

Am 6. August war dann unsere Premiere. Wir versuchten, unsere erste Ackerfläche mit den Zebus zu grubbern. Was uns zu unserer grossen Freude gelungen ist. Was für ein Ereignis. Zwar war es noch eine etwas krumme Linie und beim Wenden ging noch nicht alles im Einklang. Doch es resultierten zufriedene «Gueeys» und eine glückliche Bauernfamilie mit ihrem neuen Traktor auf acht Beinen.

Uns steht noch viel Übung bevor, ehe die zwei Tiere mit ihrem Chef allein und entspannt unsere Felder bewirtschaften können. Doch freut es uns riesig, auf einem Weg zu sein, der uns Freiheit und Unabhängigkeit von anderen Lohnunternehmen ermöglicht. Wie überall sind auch hier die Kleinlohnunternehmen, die mit ihrem Ochsengespann Arbeiten für andere Bauern ausüben, immer zur gleichen Zeit bei allen gefragt und somit teuer und unzuverlässig.

Als nächstes mal Hirse ausprobieren

Nun warten wir auf Regen, der hoffentlich, wie im Radio angekündigt, in den nächsten Tagen kommen wird, um danach nochmals Mais und Erdnüsse anzubauen. Auch haben wir im Sinn, Hirse auszuprobieren, die sowohl für eigenes Tierfutter als auch zur eigenen Brotherstellung verwendet werden kann. Hirse gilt hier als das anspruchsloseste Getreide in den Trockengebieten neben dem Reisanbau, der im Süden des Rio Paraguay im grossen Stil betrieben wird.

Wir freuen uns auf jeden Fall auf unsere nächste Ernte und geniessen dieses Leben ohne Druck und Arbeiten, wie es das Herz und die Seele eines Bauern eigentlich wollen. Ohne irgendwelche Vorschriften, Computerarbeiten oder Existenzdruck.

Zur Person

Michèle Huber ist gelernte Landwirtin mit Fachrichtung Bio und Permakultur. Ein von ihr initiiertes PRE mit dem Ziel einer neu ausgerichteten regional-solidarischen Landwirtschaft fand Anklang bei Inforama, FiBL und Bio Schwand und wurde sogar vom BLW und Lanat anerkannt und finanziell mitunterstützt.

Leider funktionierte die Umsetzung nicht ganz, der Landkauf gelang nicht. Überzeugt von ihren Idealen, gab Michèle Huber nicht auf und startete das Projekt nun im fernen Paraguay.[IMG 2]