Der Wechsel ist atemberaubend. Wir haben während zehneinhalb Monaten auf den Regen gewartet. Dieser liess sich jedoch Zeit und kam mit zwei Monaten Verspätung. Nach den ersten Regentropfen wechselt alles von einer grau-braunen Tönung auf ein kräftiges Grün. Die Farben sind wunderschön. Die Natur erwacht wie nach einem monatelangen, warmen Winter.

Die Bauern eilen auf die Felder, um Sorghumhirse, Bohnen oder Reis zu säen. Es gilt, keinen Tropfen Regen zu verschwenden, denn die Regensaison wird dieses Jahr nicht lange dauern, nämlich höchstens zwei Monate. Nach der Saat muss das Unkraut gejätet werden. Alles wird von Hand oder mit Hilfe einer Hacke erledigt.

Blaues Gold für unseren See

Die grösste Herausforderung für unseren Hof besteht darin, unseren See während des Regensaufzufüllen. Wir haben einen 8000 m3 grossen Stausee ausgehoben, um Wasser für das ganze Jahr speichern zu können. An unser Grundstück angrenzend fliesst ein Fluss, der nur nach starkem Regen Wasser führt. Ziel ist, so viel Wasser wie möglich aus dem Fluss zu pumpen, solange er Wasser führt. Um eine grössere Kapazität zu erreichen, haben wir einen kleinen Damm im Fluss gebaut, der das Wasser länger zurückhält.

Doch nichts lief wie geplant. Die Pumpe, die wir vor Kurzem, über Tausend Kilometer von unserem Hof entfernt gekauft hatten (denn lokal finden wir kein Material), hatte einen Fabrikationsfehler. Nachdem wir sie endlich repariert hatten, erlitt unser Staudamm wegen Hochwasser seitlich einen Bruch. Wir mussten darauf in Rekordzeit zwischen zwei Regenfällen den Staudamm verstärken. Und weil ein Unglück nie alleine kommt, erkrankten mein Mann und ich in dieser Zeit auch noch an Corona. Aber Ende gut, fast alles gut. Wir konnten schliesslich alles reparieren und den Stausee zu mehr als der Hälfte füllen.

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So sieht der Stausee nach einer Woche Wasserpumpen aus. Er fasst achttausend Kubikmeter Wasser. (Bild Helene Besson)

Doch seit drei Wochen regnet es wieder nicht mehr und wir können sehen, wie das Wasser des Sees sehr rasch verdunstet und versickert. Um das Versickern zu verhindern, haben wir ein umweltfreundliches Produkt gekauft, welches den Boden und die Ränder des Stausees abdichtet. Wir mussten es aus Südafrika herkommen lassen. Unsere neue Herausforderung liegt nun in der Reduktion der Verdunstung, denn hier ist es das ganze Jahr über heiss und die Sonne brennt unbarmherzig. Falls ihr Ideen habt - wir sind interessiert!

Effizienter produzieren

Während wir verzweifelt auf den Regen warteten, haben wir nach einem wassersparenden und wirtschaftlich rentablen System gesucht. Hydroponik? Aquaponik? Bioponik? Diese Systeme sind bezüglich Wasserverbrauch sehr interessant und effizient, aber dafür sehr teuer und das benötigte Material ist lokal schwierig aufzutreiben. Wir haben weitergesucht und sind dabei auf das System «Wicking Bed» (zu Deutsch etwa «feuchtigkeitstransportierendes Beet», Anm. d. Red.) gestossen. Dieses System besteht aus einem undurchlässigen Boden, einer permanenten Wasserreserve am Grund und einem durch Kapillarität bewässerten Kultursubstrat. Konkret installieren wir eine Plane am Boden einer zuvor ausgehobenen Schneise. Darauf setzen wirzur Bewässerung einen Tropfschlauch auf der ganzen Beetlänge. Wir füllen die Schneise zuerst mit nicht recycelten Glasflaschen, Steinen oder Schneckenhäusern und darüber kommt schliesslich eine mit Mist vermischte Erde. Mit diesem System brauchen wir keine Tropfbewässerung oder anderes Bewässerungsmaterial mehr.

Gute Lösung gefunden

Bereits in der Testphase stellten wir fest, dass unsere Pflanzen sich viel besser entwickeln als mit einer konventionellen Bewässerung. Wir verbrauchen weniger Wasser und sparen zudem Zeit beim Bewässern. Tatsächlich haben wir in anderthalb Monaten die Schneisen nur einmal gefüllt. Der Versuch verlief erfolgreich und wir werden dieses System nach und nach auf den meisten Parzellen einrichten.

Das Leben in Nordmosambik ist voller Herausforderungen. Wir können glücklicherweise auf die tolle Unterstützung unserer grossartigen Angestellten, unserer Familien, Freunden und Bekannten zählen. Wir können erleben, wie sich unsere Probleme schliesslich immer lösen – dank der gegenseitigen Hilfe und des Wohlwollens der Personen, die unseren Weg kreuzen.

 

Zur Autorin

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Während meines Bachelor-Praktikums in Mosambik habe ich mich in das Land und in meinen zukünftigen Ehemann verliebt. Anschliessend haben wir beide einen Master an der HAFL in Zollikofen BE gemacht. Ende 2017 sind wir mit unseren zwei Töchtern nach Mosambik ausgewandert. Nach vielen Zwischenfällen konnten wir ein zehn Hektaren grosses Grundstück in Stadtnähe kaufen. Auf unserem Land bauen wir Gemüse, Mais und Sesam an. Inzwischen hat sich unsere Familie vergrössert. Eine Nichte und ein Neffe arbeiten und leben mit uns auf dem Hof.