Im Kanton Graubünden sind bei einem aktuellen Wolfsbestand von über 100 Tieren rund 400 Herdenschutzhunde im Einsatz. Diese stammen aber nicht alle aus dem Herdenschutzhundeprogramm des Bundes. Rund 150 Tiere kommen aus dem kantonalen Herdenschutzhundeprogramm, welches in Graubünden seit zwei Jahren erfolgreichbetrieben wird.

Herdenschutzhunde würden fehlen

AboVideoRund sechs Kilometer Herdenschutz- und Weidezaunnetze stellte Saro Keinath diesen Sommer auf den Alpweiden. HerdenschutzDer Wolf wartet nicht auf die HerdenschutzhundeMontag, 4. September 2023 «Hätten wir nicht ein ergänzendes Programm aufgezogen, würde uns heute eine bedeutende Zahl an Betrieben mit Hunden fehlen», so Jan Boner, Herdenschutz-beauftragter im Kanton Graubünden. Im Gegensatz zum nationalen Programm ermöglicht das kantonale Programm dem Landwirt, Herdenschutzhunde, egal welcher Rasse, selber halten, züchten, aufziehen, ausbilden oder kaufen zu dürfen. Die Betriebe werden von der Beratung und vom Verein Herdenschutzhunde Schweiz unterstützt. Es werden die gleichen Prüfungen für Zucht und Eignung angeboten. Wenn die Herdenschutzhunde die Qualität nachweisen, werden die Leistungen analog zum Bundesprogramm finanziert –mit dem Unterschied, dass der Landwirt selber entscheiden kann. Derzeit können im Kanton Graubünden beispielsweise Herdenschutzhunde von erfolgreichen Züchtern regional gekauft werden.

Herdenschutzhunde-Zuchtbetrieb ist entscheidend

Gemäss Jan Boner ist nicht die Hunderasse für die Arbeitsqualität der Tiere ausschlaggebend, sondern, dass diese aus einem professionellen Zuchtbetrieb kommen. Die geprüften Hunde müssten aus Arbeitslinien, sprich aus bewährten Zuchtlinien stammen, welche schon seit Generationen als Herdenschutzhunde im Einsatz waren, und das seien in Graubünden seit 2015 nicht nur die beiden vom Bund anerkannten Rassen.

Sozialisierung gegenüber Mensch und Nutztier ist ausschlaggebend

Der zweite ausschlaggebende Punkt sei, dass bei diesen Hunden in eine gute Sozialisierung gegenüber Menschen und Nutztieren investiert würde. Dies werde mittels der Einsatzbereitschaftsüberprüfung sichergestellt. Jan Boner ist überzeugt, dass sich in naher Zukunft auch andere Bergregionen in der Schweiz noch vermehrt mit den vielen Einschränkungen vom Bund und damit der mangelnden Verfügbarkeit an Schutzhunden befassen werden müssen. «Der Wolf hält sich nicht an Kantonsgrenzen. Seine Population wächst nicht nur bei uns kontinuierlich an, dadurch wird er sich in weitere Gebiete in der ganzen Schweiz ausbreiten», betont der erfahrene Schafhalter.

Strategie ist: Schulen, schiessen, schützen

Die Strategie beim Herdenschutz in Graubünden bestehe aus den drei Pfeilern schulen, schiessen und schützen. Beim Schützen sei die Verfügbarkeit von Betrieben,die Herdenschutzhunde haben,nun mal zentral, so Boner und ergänzt: «Jeder Betrieb, der will und kann, soll seine Nutztiere mit tauglichen Hunden seiner Wahl schützen dürfen. Werden Betriebe wegen der vielen Einschränkungen des Bundes davon abgehalten, bezweifle ich, ob das Bundesprogramm die Verfügbarkeit in anderen Kantonen bereitstellen kann. Schliesslich wird der Milchbauer auch nicht vor die Wahl gestellt, entweder ausschliesslich Kühe der Rasse Jersey zu melken oder auf Beiträge verzichten zu müssen