Wie es so ist im Alpleben, wann immer man Pläne schmiedet: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. So hatte ich ein freies Wochenende für eine Geburtstagsfeier zugesagt bekommen. Am Freitag ging ich wie jeden Tag zu den Rindern. Noch nie in meinem Leben hatte ich so oft auf 32 gezählt. 33 Stück sollten es sein.

Eines fehlte also tatsächlich. Mit Hund Flix machte ich mich auf die Suche nach der Vermissten. Flix schien jedoch das «Spiel» nicht ganz zu verstehen. Verzweifelt versuchte ich ihm beizubringen, dass er suchen, riechen und hören soll, wo dieses fehlende Rind steckt.

Doch noch gefunden

Nach dem Mittag nahmen auch Josef und die pensionierte Hündin Roxy die Suche auf. Anstatt jedoch das verlorene Rind zu finden, stürzte sogar Roxy in ein Karstloch, aus welchem sie nicht mehr alleine rauskam. Nach einem kurzen Lachanfall meinerseits half ich ihr anschliessend aus der Patsche. Bereits fünf Stunden Suche und vom Rind noch immer keine Spur. Nach dem Melken kam uns mein Bruder zur Hilfe. Als es eindunkelte, kam der langersehnte Anruf.

Er, besser gesagt Flix, hatte das Rind gefunden. Zu dritt und schweissgebadet zerrten wir das Rind aus dem Loch. Es war inzwischen zu dunkel, um das unterkühlte Rind in den Stall zu treiben und so deckten wir es mit Jacken zu, damit es die Nacht warm und heil übersteht.

Zwei Kälber verunglückt

Am nächsten Morgen um 6.30 Uhr zogen mein Bruder und ich los, um die Patientin zu betreuen. Diese war einigermassen heil auf, jedoch fanden wir beim Rückweg bereits das nächste Kalb in einem Loch. Und ein weiteres war zirka vier Meter die Felswand hinuntergestürzt.

Als alle Unglückspilze versorgt waren, konnte ich mit Verspätung doch noch mit meiner langjährigen Kollegin auf ihren 30. anstossen. Besser spät als nie – Happy Birthday, Madeleine! Und Happy End: Alle drei Rinder sind wieder wohlauf!

Zur Autorin

[IMG 2]Petra Fässler ist auf einem Bauernhof im Kanton Schwyz aufgewachsen. Mit 22 Jahren ist sie in die Stadt Zürich gezogen und hat nach der KV-Ausbildung zehn Jahre im Büro gearbeitet. Letztes Jahr hat sie erfolgreich ihren ersten Alpsommer verbracht. Nun geht sie mit 29das zweite Mal auf die Alp Geitenberg im Muotathal SZ mit zirka 30 Rindern und 20 Kühen.