Vergangene Woche haben wir über die fortgesetzte Knappheit auf dem Buttermarkt berichtet. Die Lager sind zwar etwas besser dotiert als vor Jahresfrist. Dies ist aber hauptsächlich den Importen zu verdanken, die im vergangenen Jahr rund 6000 Tonnen erreichten und auch heuer schon wieder angelaufen sind. Ungeachtet dessen machen Migros und Coop weiter Aktionen für Butter-Grosseinkäufe. Beide Detailhändler haben im Abstand von einer Woche vier 250-g-Mödeli «Die Butter» zum Schlagerpreis angeboten.
«Wertschöpfung wird vernichtet»
Diese Aktionen lösen in der Branche wenig Freude aus. Auf Anfrage erklärt Stefan Kohler, Geschäftsführer der Branchenorganisation Milch, weshalb die Butteraktionen störend sind:
- «Aktionen mindern Wertschöpfung und schaffen einen Preisdruck. Ich bin mir bewusst, dass Aktionen von allen mitgetragen werden, dies bedeutet aber, dass auch die Lieferanten einen Teil der Kosten mittragen müssen.
- Butter ist knapp und Importe sind nötig. Mit Aktionen wird genau das Gegenteil vermittelt und wie oben erwähnt Wertschöpfung vernichtet.
- Unsere Milchprodukte sind wertvolle Grundnahrungsmittel, diese sollen nicht als Frequenzbringer missbraucht werden.»
«Bedürfnisse der Kunden»
Wir haben bei Coop und Migros nachgefragt, warum trotz diesen Vorbehalten Aktionen getätigt werden. «Wir wollen den Kund(innen) weiterhin ein attraktives Angebot anbieten und für unser Credo einstehen, das beste Sortiment zu den besten Preisen anzubieten», schreibt Migros. Die Aktionen seien jedoch etwas reduziert worden. Bei Coop tönt es praktisch identisch: «Bei unseren Aktionen setzen wir grundsätzlich auf attraktive Angebote, die sich an den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden orientieren.» Diese Bedürfnisse kenne man «aus Erfahrungswerten der vergangenen Jahre», heisst es bei Coop.
Den Vorwurf, dass «Die Butter» als Frequenzbringer missbraucht werde, weisen beide von sich: «Dies ist nicht der Fall», meint man bei Coop knapp. Migros äussert sich etwas ausführlicher: «Nein, wir gehen bei dieser Aktion nicht davon aus. Grundsätzlich ist es aber so, dass in der Regel Kundinnen und Kunden bei einer Aktion nicht mehr Butter einkaufen, sondern sich entscheiden, die Butter dort zu kaufen wo sie in Aktion ist.» Dies deutet darauf hin, dass solche Aktionen dazu benützt werden, die Kunden beim Mitbewerber zu ködern. Ein Indiz dafür ist auch, dass Coop die Aktion von Migros eine Woche später identisch durchführte. Dies sei aber keineswegs eine Kopieaktion, so Coop: «Wir planen unsere Aktionen unabhängig», heisst es bei der Medienstelle. Auch Migros orientiert sich angeblich nicht an der Konkurrenz: «Wir planen die Aktionen immer lange im Voraus. Butter wird relativ oft aktioniert und entsprechend kann es vereinzelt zu möglichen Doubletten kommen, dies kann auch bei anderen Aktionen passieren.»
«Corona entscheidend»
Auf die Frage nach den Importanteilen im Buttersortiment gibt man sich bei Coop zugeknöpft. Migros ist etwas offenherziger: «Die Situation hat sich leicht entspannt. Im Jahr 2020 war der Anteil bei ca. 20 %», so die Medienstelle. Keinen Zusammenhang sieht man zwischen Aktionen und allfällig höherem Importbedarf: «Eine Aktion führt nicht automatisch zu mehr Einkäufen», schreibt Migros und verweist auf die erhöhte Nachfrage durch Corona 2020. Wie gross der Bedarf 2021 sei, darüber werde erneut die Pandemiesituation entscheiden.