Abo SMP-Kandidat Urs Werder führt im Toggenburg einen Biobetrieb. Auf die Braune Rasse setzt er, weil es unproblematische und langlebige Kühe sind und weil er Freude an der Zucht hat. Kandidatur für das SMP-Präsidium «Bei mir kommt kein ausländischer Käse auf den Tisch» Montag, 20. März 2023 Kaum haben wir am Tisch Platz genommen, zieht Christophe Noël sein jüngstes Zeugnis hervor. 4,46 Prozent Fett und 3,51 Prozent Protein attestiert ihm Abnehmerin Cremo. «Und das mit Holsteinern», sagt er mit Züchterstolz, «und einem Stalldurchschnitt von 11 600 kg.» Da drängt sich die Frage auf, ob gute Milchleistungen ein entscheidendes Kriterium für den neuen SMP-Präsidenten sind. «Nein», sagt Noël und lacht, «aber für meinen Betrieb ist das wichtig.»

Fröhlich im Melkstand

Die Konstellation seines Betriebs ist etwas speziell. Der Stall aus dem Jahr 2001 steht etwa einen Kilometer ausserhalb des Dorfes. Die Aussiedelung des Wohnhauses ist noch nicht realisiert, aber in Planung. Die knapp fünfminütige Fahrt vom Dorf, wo das Wohnhaus steht, könnte Noël blind absolvieren, wie er sagt. Denn die Melkarbeit verpasst er selten, er liebt diesen Job, das merkt man ihm später im Melkstand an. Fröhlich hängt der 57-Jährige Kuh um Kuh an, erläutert deren Stammbäume und macht Witze mit seinem Mitarbeiter, den er schon seit Kindsbeinen kennt.

Abo Vor dem nächsten Schritt auf der Karrierenleiter? Boris Beuret in seinem Laufstall, wo er 60 Montbéliarde-Kühe hält. Mit ihrer Robustheit und der flachen Laktationskurve seien sie ideal für seinen Biobetrieb. Kandidatur für das SMP-Präsidium «In der Agrarpolitik fehlt es extrem an Visionen» Montag, 20. März 2023 Diesem vertraut er voll. Deshalb macht er sich auch keine Sorgen im Hinblick auf eine allfällige Wahl. Er rechnet im Hinblick auf ein mögliches Präsidentenamt mit einer Arbeitsbelastung von 50 Prozent. Zur Entlastung beitragen würde auch sein ältester Sohn Sylvain. Der 29-jährige Agronom in Ausbildung ist wie sein Vater ein leidenschaftlicher Züchter und bei der Linear AG angestellt. Er arbeitet schon heute regelmässig mit und ist als künftiger Patron auf dem Betrieb im freiburgischen Vuissens vorgesehen.

Steht für Kontinuität

Christophe Noël dürfte im Falle einer Wahl für Kontinuität bei den SMP stehen. Er amtet bereits seit 2016 als Vizepräsident des Verbands und hat schon heute Einsitz im Vorstand des Schweizer Bauernverbands (SBV). Das Verhältnis zum Dachverband habe sich verbessert, seit er im Vorstand sei, sagt Noël. «Wir brauchen den SBV für unsere Interessenvertretung.»

«Für das BLW sind wir die Doofen. Sie wollen keine Kühe mehr.»

Christophe Noël zum Status der Milchproduzenten.

Glücklicherweise gebe es bereits heute im SBV-Vorstand zahlreiche Mitglieder, welche sich für die Milchinteressen einsetzen. Zudem habe man mit Martin Rufer einen starken Verbandsdirektor, den Noël bereits von der Proviande her kennt. Hier amtiert Noël wie bei Swissgenetics als Verwaltungsratsmitglied. Seinen Führungsstil bezeichnet er als eher partizipativ. Aber bei Bedarf könne er schon mal auf den Tisch hauen.

Einsatz für die Jungen

Christophe Noël will die Interessen der Milchproduzenten in der Politik besser verankern. «Für das BLW sind wir die Doofen. Sie wollen keine Kühe mehr», enerviert sich Noël. Auch vom Agrarminister Guy Parmelin spürt er wenig Unterstützung. Der Cremo-Lieferant erklärt, er wolle sich vor allem für die jungen Milchproduzenten einsetzen.

Betriebsspiegel
Name: Christophe und Saskia Noël, drei erwachsene Söhne im Alter von 29, 27 und 25 Jahren
Ort: Vuissens FR
LN: 48 ha (davon 30 ha Pachtland), Talzone, ÖLN
Ackerbau: Kunstwiesen, Weizen, Gerste, Triticale, Raps, Silomais, Eiweisserbsen
Viehbestand: 56 Holsteinkühe und Nachzucht, insgesamt rund 120 Tiere, Milchabnehmer Cremo, Holstein-Meisterzüchter 2019
Arbeitskräfte: Betriebsleiter, ein Mitarbeiter, ein Lehrling

Man müsse die Attraktivität des Jobs erhöhen, sagt er mit Blick auf den hohen Strukturwandel in der Milchproduktion. «Patentrezepte habe ich keine», sagt der Holstein-Meisterzüchter von 2019, «aber in der verstärkten Zusammenarbeit sehe ich grosse Chancen.» Das müsse nicht unbedingt eine Betriebsgemeinschaft sein, es gebe auch andere mögliche Formen.

Die Kühe gehören Frau Noël

Auf dem eigenen Betrieb setzt er voll auf die Zusammenarbeit in der Familie und hat auch eine spezielle Form der sozialen Absicherung. Seine Ehefrau Saskia ist Eigentümerin der 120 Stück Vieh. «Sollte es mir etwas geben, dann hätte sie dadurch eine gewisse Sicherheit.»

Sein Vater, der vor sechs Jahren gestorben ist, hatte noch rote Kühe. Noël hat dann umgestellt. Die Rasse passe gut zu ihm. Das brauchte zunächst etwas Überzeugungsarbeit beim Vater. «Ich habe ihm dann gesagt, die Milch ist weiss, ob die Kuh rot oder schwarz ist», erinnert sich Noël mit einem Schmunzeln.


Kurzfragen an Christophe Noël

Was werden Sie als SMP-Präsident anders machen als Ihr Vorgänger?

Nicht viel. Es läuft gut bei den SMP. Zuerst muss ich mich einarbeiten und dann meine Rolle finden. Wahrscheinlich werde ich auch aus Sprachgründen engeren Kontakt mit dem Vizepräsidenten suchen.

Welcher Milchviehrasse gehört die Zukunft und wieso?

Man muss mit der Rasse arbeiten, die man liebt.

Wie viel Milch trinken Sie jeden Tag?

Im Durchschnitt einen halben Liter pro Tag.

Wie viele Milchbauern gibt es 2050 noch?

Ich hoffe, dass es noch rund 12'000 sein werden.

Was ist Ihr bevorzugter ausländischer Käse?

Ich kenne keinen (lacht).