Urs Werder kennt den Milchmarkt aus dem Effeff. Er engagiert sich in verschiedenen Organisationen für Milch, Käse, Butter und Milchpulver. Nun kandidiert er für die Nachfolge von Hanspeter Kern als Präsident der SMP. «Ich bin gut vernetzt in der Branche und habe ein breites Wissen», sagt Werder zu seiner Motivation. Ob er der richtige Kandidat sei, würden letzten Endes die Delegierten entscheiden.
Herkunft ist zweitrangig
Der 57-Jährige führt in Ganterschwil SG einen 15 Hektaren grossen Biobetrieb. In seinem Stall stehen 15 Braunviehkühe. Die Rasse gefalle ihm, «wegen den hohen Eiweissgehalten, weil es eine unproblematische und langlebige Kuh ist und weil ich Freude an der Zucht habe». Dass sich mit ihm erneut ein Ostschweizer ums SMP-Präsidium bewirbt, steht für Urs Werder nicht im Vordergrund.
«Ich sehe mich nicht als Kandidat für die Ostschweiz, sondern für alle Milchproduzenten in der Schweiz.»
Urs Werder zur Herkunftsfrage
Er verweist darauf, dass er als Präsident der Kommission Käsereimilch und der BO Butter wisse, wie man in einem solchen Amt agieren müsse. Von seinen Ämtern werde er im Falle einer Wahl zurücktreten, das Vizepräsidium der VMMO würde er per sofort niederlegen.
Zur Person
Urs Werder (57) führt in Ganterschwil mit seiner Frau Marlis einen Biobetrieb. Er ist Vorstandsmitglied der SMP, Vize-Präsident der VMMO, Präsident der Kommission Käsereimilch, Mitglied Geschäftsleitung der Sortenorganisation Appenzeller Käse, Präsident der Branchenorganisation Schweizer Milchpulver und Präsident der Branchenorganisation Butter.
Erfahrung mit Krisen
Angesprochen auf die aktuelle Situation auf dem Milchmarkt, sagt Werder: «Aktuell haben wir etwas Überschuss, aber allgemein haben wir die Mengen mittlerweile recht gut im Griff.» Seit die Milchmenge zurückgegangen sei, laufe es gut auf dem Schweizer Milchmarkt. Anders ist die Situation beim Export, vor allem beim Käse harzt es. Biobauer Werder bekommt das als Appenzeller-Produzent deutlich zu spüren. «Der deutsche Markt läuft wegen der Inflation schlecht, aber das ist in Krisenzeiten immer so – damit haben wir Erfahrung.»
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Milchbranche muss Gegensteuer geben
Mehr Sorgen bereitet Urs Werder, dass mit der AP 22+ die Milchbauern einmal mehr auf der Verliererseite stehen.
«Die 300 Franken pro Hektare, die durch die Senkung des Versorgungssicherheitsbeitrags wegfallen, können Milchviehbetriebe nicht kompensieren.»
Urs Werder zur Senkung des Versorgungssicherheitsbeitrags
Vielleicht könne man durch die «Übung» mit den alten Kühen ein paar Franken holen, «aber eine Kompensation ist das nicht». Die Milchwirtschaft im Talgebiet verliere mit der AP 22+ viel Geld. Das Berggebiet gewinne zwar auch nicht, aber verliere zumindest nicht so viel.
Die Milchbranche müsste hier mehr Gegensteuer geben, findet Werder. «Die SMP muss innerhalb des Vorstands des Schweizer Bauernverbands stärker auftreten und mehr Druck machen, damit auch das Lobbying im Parlament besser wird.» Für Werder ist das dringend nötig, «denn die Milchbranche ist die grösste Branche innerhalb der Landwirtschaft».
Betriebsspiegel
Name: Urs und Marlis Werder
Ort: Ganterschwil SG, voralpine Hügelzone
LN: 15 ha
Betriebstyp: Bio, reiner Graslandbetrieb
Viehbestand: 15 bis 18 Milchkühe, ebenso viel Jungvieh
Milchmenge: 110'000 kg Käsereimilch für Appenzeller Käse
Arbeitskräfte: Urs und Marlis Werder, Sohn Fabian (Teilzeit)
Aufklärung der Konsumenten hört nie auf
Und welche Lösungen sieht Urs Werder, um den gesellschaftlichen Diskussionen rund um die Themen Klimaschutz und Veganismus entgegenzutreten? «Wir müssen den Konsumenten noch besser erklären, dass die Schweiz ein Grasland ist und dass wir das Gras nur über die Viehhaltung veredeln können.» Dabei streicht er heraus, dass eine Milchkuh effizienter als eine Mutterkuh sei, weil sie Milch und Fleisch produziere. Den Konsumenten immer und immer wieder zu erklären, wie der natürliche Kreislauf funktioniere, sei Knochenarbeit, ist er sich bewusst. «Meine Wahrnehmung ist, dass die Marketing-Abteilung der SMP hier einen guten Job macht.»
«Klar in der Sache und kompromissfähig»
Wenn Urs Werder nicht auf dem Bauernhof oder im Treuhandbüro arbeitet oder für eines seiner Mandate unterwegs ist, geht er gerne wandern und skifahren und gelegentlich trifft man ihn an Schwingfesten an. Seinen Betrieb wird er nächstes Jahr seinem Sohn Fabian übergeben, der heute schon Teilzeit auf dem Hof angestellt ist.
Und wie würde er sich selber beschreiben? «Klar in der Sache und kompromissfähig.» Er stehe zu seiner Meinung und sage diese auch. Eigenschaften also, die ein zukünftiger SMP-Präsident mitbringen muss. Und wenn es nicht klappt mit dem SMP-Präsidium, hat Werder immer noch einen Plan B. «Dann werde ich ab 2024 mein Pensum bei Agreno Treuhand erhöhen.»
Kurzfragen an Urs Werder
BauernZeitung: Was würden Sie als SMP-Präsident anders machen als Ihr Vorgänger?
Urs Werder: Ich würde als Präsident mehr Einfluss nehmen in der Geschäftsleitung.
Welcher Milchvieh-Rasse gehört die Zukunft und wieso?
Das kommt auf das Gebiet an. Auf intensive Betriebe im Tal passen schwarze und rote Kühe. In den extensiveren Gebieten haben braune Kühe ihre Vorzüge.
Wie viel Milch trinken Sie jeden Tag?
Zum Frühstück einen halben Liter.
Wie viele Milchbauern gibt es in der Schweiz 2050 noch?
9000 bis 10'000 Milchbauern.
Was ist Ihr bevorzugter ausländischer Käse?
Bei uns kommt kein ausländischer Käse auf den Tisch.