Die Migros ist seit dem Jahr 2010 an der 1899 gegründete Schwyzer Milchhuus AG beteiligt. 2017 übernahm die Migros-Tochter Elsa die Mehrheit am Milchhuus. Mittlerweile ist das Milchuus eines von sechs Unternehmen der Elsa-Mifroma-Gruppe. Durch die Auflösung der Schwyzer Milchhuus AG musste folglich auch für die PMO Schwyzer Milch eine neue Lösung gefunden werden. Diese wird auf Anfang des nächsten Jahres durch den Verein Schwyzer Milch abgelöst, der aktuelle Vorstand der PMO (Produzenten- und Milchverarbeitungsorganisation) wird auch den neuen Verein führen.

Die Milchproduzenten erhielten im Frühjahr an einer Orientierung in Rothenthurm detaillierte Informationen über die Veränderungen. Dabei wurden ihnen die Rahmenbedingungen präsentiert, zu welchen sie als zukünftige Elsa-Direktlieferanten ihre Milch verkaufen könnten. Bis Ende August hatten die PMO-Mitglieder nun die Möglichkeit, sich über ihre Zukunft als Milchproduzenten im Rahmen einer Absichtserklärung schriftlich zu äussern. Die BauernZeitung fragte bei Milchproduzent und PMO-Präsident Paul Marty aus Arth nach.

Paul Marty, bei Ihrer Amtsübernahme war absehbar, dass Sie nur für ein Jahr Präsident der PMO Schwyzer Milch bleiben werden. Was bewog Sie dazu, sich dennoch zur Verfügung zu stellen?

Paul Marty: Mein Vorgänger Christian Bruhin stieg aus der Milchwirtschaft aus und gab darum sein Amt ab. Das war natürlich schade, denn Christian verfügt durch seine langjährige Präsidialzeit über viel Erfahrung im Milchmarkt. Als aktiver Milchbauer war mir aber klar, dass ein funktionierender Vorstand in dieser entscheidenden Phase wichtig ist.[IMG 2]

Sie werden Ihre eigene Milch in Zukunft nicht mehr an einen regionalen Milchverarbeiter liefern, sondern an die Elsa, ein Unternehmen mit über 1 Milliarde Umsatz. Was löst das bei Ihnen aus?

Viel ändert sich in naher Zukunft für mich als Milchlieferant dadurch nicht. Die Milch geht ja weiterhin ins Milchhuus nach Seewen und wird da auch in Zukunft zu regionalen Milchhuus-Spezialitäten verarbeitet. Wir lokalen Produzenten können dadurch hoffentlich auch in Zukunft mit unserer Regionalität punkten. Klar ist aber, ich werde ab dem nächsten Jahr Direktlieferant der Elsa und somit kommt die Abrechnung von der Elsa. Ein Wermutstropfen ist für mich persönlich der Umstand, dass durch unseren Entscheid ein grosser Player im Schweizer Milchmarkt noch mächtiger wird.

«Ein grosser Player wird noch mächtiger.»

Ein Wermutstropfen der Umstrukturierung für Milchlieferant Paul Marty.

Standen auch Alternativen zum Angebot der Elsa zur Debatte?

An der Informationsveranstaltung Anfang April erhielt der Vorstand von Produzentenseite keinen direkten Auftrag, nach alternativen Angeboten zu suchen. Das hat wohl mehrere Gründe. Denn obwohl die Bauern mit dem aktuellen Milchpreis nicht zufrieden sind, sind die Bedingungen im vorgeschlagenen Rahmenvertrag zwischen Elsa und den zukünftigen Direktlieferanten für unsere Region interessant, da in Verhandlungen teils auf unsere lokalen Eigenheiten eingegangen wurde. So konnten wir für die Alpbetriebe, welche in einzelnen Monaten keine Milch abliefern, eine gute Lösung finden.

Und auch beim Lademenge-System wurde auf unsere, verglichen mit der Westschweiz, kleineren Strukturen Rücksicht genommen. Ein zweiter Punkt ist aber sicher auch, dass viele kleinere Betriebe nicht allzu viele Alternativen im Milchverkauf haben und froh sind, innerhalb eines bestehenden Systems weiterhin ihre Milch abliefern zu können. Etwas anders sieht das bei grösseren Milchwirtschaftsbetrieben aus, welche gut erschlossen sind. Da werden einzelne sicher nach interessanten Alternativen Ausschau gehalten haben. Ob sie diese dann auch finden, werden wir bis im Herbst wissen.

Sie sehen im vorgeschlagenen Rahmenvertrag mehrere positive Punkte. Welche PMO-Produzenten werden aber mit den Elsa-Bedingungen verlieren?

Da der Milchpreis nach dem vorgeschlagenen Rahmenvertrag pro Kilogramm Fett und Eiweiss ausbezahlt würde, gehören Betriebe mit schwachen Gehalten gegenüber heute sicher zu den Verlierern. Und auch Produzenten mit kleineren Milchmengen müssen wohl Einbussen in Kauf nehmen.

«Viele junge Bauern steigen aus.»

Paul Marty zu den Strukturen der Milchwirtschaft im Kanton Schwyz.

Wie beurteilen Sie die Zukunft der Milchwirtschaft im Kanton Schwyz?

In unserer Region weisen Milchviehbetriebe eine lange Tradition und vielfach kleinere Strukturen auf. Meist arbeiten mehrere Generationen mit. Durch einen Nebenerwerb wird das Einkommen oftmals ergänzt. Dass sich die produzierte Milchmenge pro Betrieb seit der Gründung der PMO vor 18 Jahren auf fast 130 000 kg verdoppelte, zeigt aber auch, dass viele junge Bauern aus der Milchwirtschaft aussteigen.

Die grösseren Betriebe sind zwar meist gut mechanisiert, weisen aber im schweizweiten Vergleich immer noch eher kleinere Strukturen auf. Was den grösseren Milchwirtschaftsbetrieben zu schaffen macht, ist die Rekrutierung von qualifizierten Arbeitskräften, denn diese finden in anderen Branchen oftmals interessantere Arbeitsbedingungen.