«In Tat und Wahrheit leben unsere Kühe, egal in welchem Label, in unseren Breitengraden, unserem Klima und bei unseren Niederschlägen den grössten Teil ihres Lebens im Stall», erklärte Kuhsignaltrainer Christian Manser. An den IP-Suisse-Hofwochen in Märchligen erläuterte er interessierten Landwirten und Landwirtinnen, was in einem Rindviehstall zu beachten ist, damit sich die Kühe und letztendlich auch der Landwirt wohlfühlen.

Abo Video Beim neuen Milchviehstall von Familie Sonderegger wurden die «sechs Freiheiten der Weide» integriert. Der Stall ist hell und luftig und bietet den Kühen genügend Platz im Fressbereich und bei den Liegeboxen. Schlau bauen Arbeitseffizienter kompakter neuer Milchviehstall Donnerstag, 25. Januar 2024 Durch das Beobachten der Tiere kann viel über den Stall gesagt werden. Das Verhalten einer Kuh habe nie zum Ziel, den Landwirten zu ärgern, zeigte sich Manser überzeugt. «Kühe machen vieles aus der Not heraus: Sie legen sich nicht hin, weil sie Angst haben, aufzustehen, sie koten im Liegen, weil sie Angst haben, auszurutschen, oder trinken nicht, weil die Tränke zu hoch ist oder ihnen das Wasser nicht schmeckt», erklärte der Experte weiter.

Ein Liter mehr Milch

Ein wichtiges Augenmerk legt Christian Manser auf den Liegebereich. Er ist der entscheidendste Faktor, denn hier verbringt die Kuh die längste Zeit ihres Lebens. In einem guten Stall liegen die Tiere 12 bis 14 Stunden pro Tag. Während des Liegens werden die Durchblutung des Euters sowie das Wiederkäuen gefördert und die Gelenke und Klauen entlastet. Zudem produziert die Kuh im Liegen durchschnittlich ein Kilogramm mehr Milch als im Stehen.

Besonders den rangniedrigen Tieren in der Herde kommen laut dem Kuhexperten gute Liegeboxen zugute. Denn während sich die stärkeren Tiere in die Liegeboxen zurückziehen, sei es den schwächeren Kühen möglich, ungestört zu fressen, zu trinken und an die Kratzbürste zu gehen. Die Liegeboxen sollten laut dem Experten aus einer guten, kompakten und tiefen Strohmatratze von mindestens 30 cm, lieber noch 40 bis 50 cm bestehen. Die Kotschwelle sollte dabei maximal 15 cm hoch sein, denn die Kühe laufen nicht gerne rückwärts über allzu hohe Tritte. Ein Teil der Tiefbox werde dabei in den Boden versenkt. Haarlose, geschwollene Knie- und Sprunggelenke wiesen auf eine zu harte Matratze hin.

Abo Video Die Stallseite gegen Süden wurde komplett geöffnet, so dass die Sonne jetzt bis in die hinterste Boxenreihe scheint. Zudem wurde der Stall viel übersichtlicher. Schlau bauen Kompakt gebaut, Tierzahl verdoppelt und dennoch genug Platz für die Mutterkühe Donnerstag, 25. Januar 2024 Wichtig sei auch, dass der Kuh zum Aufstehen vorne genügend Schwungraum zur Verfügung steht. Bei wandständigen Liegeboxen empfiehlt Manser eine Boxenlänge inklusive Schwungraum von 3,20 m für Braunviehkühe und 3,30 m für Holsteinkühe. «Bei mir baut kein Bauer eine Liegebox unter 3,20 m», so der Experte. Um mehr Kopfschwungraum zu erhalten, könne man auch die Wand an der Stirnseite der Liegebox entfernen, damit würde sich gleichzeitig auch die Luft auf Höhe der Kuh verbessern. Für gegenständige Liegeboxen sieht der Experte eine minimale Länge von 5,20 m, lieber noch von 5,40 m vor.

Zu tiefe Nackenrohre

Häufig stellt Christian Manser weiter zu tief eingestellte Nackenrohre fest. Laut dem Experten sollte ein durchgespanntes Nackenband bei Holsteinkühen vertikal 1,70 m von der Kotkante entfernt und auf einer Höhe von 1,30 m ab fertiger Strohmatratze gespannt werden. Statt einem starren Rohr sollte ausserdem ein bewegliches Nackenband zum Einsatz kommen. Auch Schwellungen an der Rückenlinie, sogenannte «Dinosaurier-Buckel», weisen auf einen Mangel im Liegebereich hin. Solche Verletzungen werden durch zu tiefe, starre Boxenseitenbügel verursacht. Die Kuh stösst sich dabei beim Hinlegen oder während des Liegens schmerzhaft am Bügel an. Solche Berührungen sind an den glänzenden Unterseiten der Boxenbügel erkennbar. «Von rund 35 verkauften Systemen sind nur 7 brauchbar», erklärte der Kuhsignaltrainer. Der Experte setzt daher lieber auf bewegliche, flexible Systeme, die bei Druck leicht nachgeben.

Die Kühe von morgen

Bei einem Stallbesuch wollen die Landwirte gemäss Christian Manser meist zuerst über die laktierenden Kühe und dann über die Galtkühe sprechen und erst zum Schluss über die Kälber. Dies ist jedoch laut dem Kuhsignaltrainer die falsche Reihenfolge. «Will man möglichst schnell weiterkommen, fängt man bei den Kälbern an. Das sind nämlich die zukünftigen Kühe.» Laut ihm darf man hier zwei Fehler auf keinen Fall machen:

  • Spaltenboden: Je nach Wind und Einstellung der Ventilatoren drücke es die Gase des Güllenlochs nach oben in den Liegebereich der Kälber, sodass diese eingeatmet werden.
  • Zu häufiges Waschen im und um den Kälberbereich: Denn Feuchtigkeit im Stall wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus.

Bei seinen Besuchen liege der Experte auch häufig mit den Landwirten zusammen zu den Kälbern, so erkenne man schnell, was zu verbessern sei.

Bei der Stallplanung und dem Stallbau sollten die späteren täglichen Arbeitsabläufe berücksichtigt und möglichst effizient gestaltet werden. Schlau bauen Zeit ist Geld: Arbeitseffizient bauen bedeutet auch Kosten sparen Donnerstag, 25. Januar 2024 Oft setzt Manser auch bei den Kälbern statt einer Liegefläche aus Tiefstreu auf Liegeboxen. Dabei spiele es keine Rolle, ob diese nun vorwärts oder rückwärts in den Boxen liegen. Zum einen würden die Jungtiere dabei bereits lernen, rückwärts aus den Boxen «auszuparken», und zum anderen würden die Liegeboxen besonders den kleineren Kälbern einen geeigneten Ruheplatz bieten. Im Tiefstreu hingegen herrsche viel weniger Ruhe, weshalb sich die kleineren Tiere an die kalte Betonwand legen. «Ihr könnt euch selbst einmal für zehn Minuten an die kalte Betonwand legen», meinte der Kuhsignaltrainer zum Publikum.