Es ist eine alte Diskussion: Sollen die Milchpreise nach Abnehmern aufgeschlüsselt publiziert werden oder nicht? Diese Debatte ist etwas in den Hintergrund geraten, seit die SMP ihr Monitoring nicht mehr nach Abnehmern aufschlüsseln, was seit gut einem Jahr der Fall ist.
«So gibts nur Gerüchte»
Nun hat der CEO von Emmi, Urs Riedener, ein neues Scheit in die Glut gelegt. «Es stört mich übrigens, dass die Preisstatistik unter Verschluss gehalten wird, aus welchen Gründen auch immer», erklärte er in einem Interview mit der BauernZeitung.
«Transparenz würde dem ganzen Markt helfen, sonst gibt es nur Beschuldigungen und Gerüchte»
Urs Riedener
«Zur Transparenz gehört, dass man aus den Statistiken kein Staatsgeheimnis macht. Es entzieht sich meiner Logik, warum die Produzenten diese Transparenz nicht wollen», hält er fest. Nun ist Riedener nicht irgendein Milchkäufer, sondern der Grösste und sein Wort hat ein gewisses Gewicht.
«Bei Offenlegung orientiert man sich am tiefsten Preis»
Doch in der Branche hat man für seinen Input wenig Musikgehör. Milchproduzent Ruedi Bigler, Vizepräsident der Branchenorganisation Milch (BOM), erklärt, die Offenlegung führe zur Gefahr, dass sich die gut bezahlenden Milchkäufer stets nach unten orientieren und so den Preisdruck erhöhen. «Das läuft nach dem Motto, die Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied», so Bigler.
Ein anderer Branchenvertreter, der namentlich lieber nicht genannt sein will, erklärt es noch etwas direkter: Man dürfe nicht immer nur schauen, was die Blinden und Lahmen bezahlen, das führe automatisch zu tieferen Preisen auf dem gesamten Markt.
Monitoring als Druckmittel
Aaremilch-Geschäftsführer Donat Schneider erklärt, dass man sich zu lange Illusionen gemacht habe, dass das Monitoring die wenig Bezahlenden zu einem besseren Preis motivieren würde. Das Gegenteil sei der Fall. Die gut bezahlenden Milchkäufer hätten am Schluss der Preisverhandlungen stets das Monitoring hervorgeholt und mit den schlechter bezahlenden Abnehmern ihre Angebote begründet.
Bei den Schweizer Milchproduzenten konnte man auf die kurzfristig erfolgte Anfrage am Donnerstagmorgen noch keine Stellung nehmen.