Die Migros-Tochter Elsa will sich mit 50 Prozent an der Aaremilch AG beteiligen, dies teilte das Milchhandels- und Verarbeitungsunternehmen diese Woche mit. Für die Umsetzung dieser Pläne bedarf es noch der Zustimmung der Wettbewerbskommission, der übergeordneten Migros-Gremien sowie der Aktionäre der Aaremilch. Diese treten am 4. Juli zusammen, um den Entscheid zu fällen. Der Kaufpreis wird nicht kommuniziert.

25 Mio kg für die Migros

Sollte der Deal zustande kommen, verkauft Aaremilch nicht nur die Hälfte ihrer Aktien an die Elsa, sondern sie verliert auch die Mehrheitsanteile an ihrem Prestigeprojekt, der Naturparkkäserei Diemtigtal in Oey BE, die erst 2019 eröffnet worden war und rund 52 Mio Fr. gekostet hat.

Die Migros Aare war schon bisher an der Firma beteiligt, Elsa hingegen nicht. Die Migros-Milchverarbeiterin ist aber bereits mit einer grossen Abfüllanlage in der Naturparkkäserei eingemietet. Hier werden jährlich rund 25 Mio kg (Bio-, Wiesen- und A2-)Milch abgefüllt.

Migros kontrolliert Käserei

Derzeit hält Migros Aare 23 Prozent an der Käserei. Die restlichen 77 Prozent gehören nun je zur Hälfte Aaremilch und Elsa, d. h. die beiden Migros-Unternehmen halten vorbehältlich der Zustimmung aller Beteiligten neu zusammen 61,5 Prozent an den Aktien der Naturparkkäserei AG. Vollständig übernommen werden durch Elsa die Aktien der Simmental Switzerland AG, einer weiteren Tochterfirma der Aaremilch, welche die Käserei gemietet hat.

Von der Elsa-Beteiligung erhofft sich die Migros-Tochter laut der Mitteilung erhöhte Sicherheit in der Rohstoffbeschaffung. Derweil sollen sich für die Lieferanten der Aaremilch «verbesserte Zukunftsperspektiven mit wettbewerbsfähigen Milchpreisen» ergeben. Wir haben Aaremilch-Präsident Ruedi Bigler aus Anlass des Elsa-Einstiegs ein paar Fragen gestellt.

Herr Bigler, Migros Aare und Elsa halten nun knapp zwei Drittel der Aktien an der Naturparkkäserei, da hat Aaremilch wohl nicht mehr viel zu sagen?

Ruedi Bigler: Das kann man nicht gerade so sagen, aber wir haben die Mehrheit nicht mehr, das ist so. Die Simmental Switzerland AG hat die Käserei gemietet, das Personal angestellt und Käse produziert. Diese Tochterfirma der Aaremilch wurde nun zu 100 Prozent von der Elsa übernommen.

Was sind die Gründe für diesen Schritt?

Es gibt mehrere Gründe. Die Elsa möchte sich in der Käserei noch stärker engagieren und erhöhte Auslastung bringen, hier gibt es noch freie Kapazitäten. Wir haben gesagt, ok, darüber können wir reden, aber es muss für die Bauern Milchpreis-relevant werden. Ab. 1. Juli haben wir denselben Milchpreis wie die Elsa-Lieferanten, im Gegenzug müssen wir ein Stück Eigenständigkeit aufgeben. Aber mit dem können wir gut leben.

Was heisst das konkret für den Milchpreis?

Ab Juli gibt es für alle Produzenten 3 Rp. mehr. Für die Nicht-Labelproduzenten gibt es einen zusätzlichen Rappen, weil ihre Transportkosten tiefer sind. Damit kommt der Produzent im Juli ohne Labelzuschläge auf rund 75 Rp./kg. Zusätzlich erhalten die Produzenten über drei Jahre eine Prämie von 1 Rp./kg als Rückerstattung für ihre Investitionen in die Käserei.

Hat sich Aaremilch übernommen mit dem Käsereiprojekt?

Nein. Wir wären in die schwarzen Zahlen gekommen, aber das hätte noch eine Weile gedauert. Corona, Milchknappheit plus Frankenstärke machen uns das Leben schwer. Die längere Dauer bis zum ausgeglichenen Ergebnis hätte wohl weitere Abgänge von Milchproduzenten zur Folge gehabt.

Standen auch andere Optionen im Raum?

Ja, wir haben verschiedene Optionen geprüft und waren der Meinung, dass Elsa die beste Lösung ist. Eine vollständige Übernahme von Aaremilch stand aber nie zur Diskussion.

Die Käserei wurde gebaut, um aus günstiger B- und C-Milch Billigkäse herzustellen, haben Sie sich da verspekuliert?

Das ist ein hartes Wort, aber der Milchmarkt hat schon gekehrt, seit wir unser Projekt in Angriff genommen haben. Und es ging auch nicht um Billigkäse. Wir machen in unserem Betrieb hochwertigen Käse, der weltweit mehrere Goldmedaillen gewonnen hat.

Ohne den Elsa-Einstieg wäre die Käserei Konkurs gegangen?

Nein keinesfalls.

War es ein Thema, die ganze Käserei zu verkaufen?

Nein, wir wollten nicht das schnelle Geld, sondern eine nachhaltige Lösung für unserer Produzenten.

Wissen Sie schon etwas über die Pläne von Elsa?

Ja, sie wollen unter anderem vermehrt Raclettekäse herstellen.

Was ist mit den holländischen Partnern von Royal-A-Ware passiert, die ebenfalls beteiligt waren an der Käserei?

Diese Zusammenarbeit haben wir beendet und das Aktienpaket von 24 Prozent zurückgekauft. Wir sind heute selber im Export tätig und bearbeiten die entsprechenden Kanäle. Die Verkaufsleistung der Partner entsprach nicht nur unseren Erwartungen.

Was passiert mit den Arbeitsplätzen in der Käserei?

Wir gehen davon aus, dass es künftig eher zusätzliches Personal braucht.

Wie beurteilen Sie die Lage am Milch- und Käsemarkt?

Ich will keine dunklen Wolken heraufbeschwören. Aber es könnte sein, dass es wieder kehrt, der Käseabsatz ist vor allem im Export wegen der allgemeinen politischen und wirtschaftlichen Lage etwas rückläufig.

Wie ist der Verwaltungsrat künftig zusammengesetzt?

Wir werden je drei Aaremilch- und Elsa-Vertreter im VR haben. Wir gehen davon aus, dass auch künftig ein Bauer an der Spitze stehen wird.