Ich bin im 1. Lehrjahr als Landwirtin und absolviere meine ersten beiden Lehrjahre auf dem Birkenhof im thurgauischen Märstetten. Gemeinsam mit meinem Chef, Franz Meier, und dem langjährigen Mitarbeiter, Kurt Stäheli, sind wir drei Arbeitskräfte. Unsere Betriebszweige sind die Milchwirtschaft mit 37 Milchkühen und 80 Muttersauen. Zudem bewirtschaften wir eine Ackerfläche von 41 ha. Die Milchkühe sind in einem Anbindestall gleich neben ihrer grossen Weide untergebracht. Die Milch wird jeden Abend abgeholt und in die Käserei gebracht. In unserem Schweinestall dürfen die geborenen Ferkel einen Monat mit ihrer Mutter verbringen und werden dann in den Jagerstall verschoben. Wenn sie dann ein Gewicht von etwa 25 kg haben, werden sie abgeholt und im Maststall auf rund 100 kg gemästet.

«Ich war auf mich allein gestellt»

Selten, aber doch gibt es Zeiten, in denen ich allein auf dem Lehrbetrieb bin. So kam es an einem Dienstagnachmittag zu einem schönen Erlebnis. Als ich die Kühe in den Stall brachte, ist mir aufgefallen, dass die eine Kuh, die in wenigen Tagen kalbern sollte, sehr nach einer baldigen Geburt aussah. Ich telefonierte kurz mit meinem Chef, um ihn darüber zu informieren. Er meinte, ich sollte ihn auf dem Laufenden halten. Ich war schon bei mehreren Geburten dabei, aber nur als Gehilfin. Bei einem weiteren Kontrollgang sah ich, dass die Vorderbeine und der Anfang des Kopfes schon hervorschauten. Auf einmal ging alles sehr schnell. Ich versuchte meinen Chef zu erreichen, doch zufälligerweise nahm er nicht ab. So war ich auf mich allein gestellt. Gleichzeitig begann die Kuh zu pressen und ich wusste, ich muss alles, was ich bis jetzt gelernt hatte, auf eigene Faust anwenden. Zum Glück verlief alles einwandfrei. Es war eine wundervolle, erste alleinige Geburt.