Für die Ernte 2021 wurden bereits die ersten Schritte im Getreideanbau ergriffen. Bewusst gewählte Massnahmen, wie beispielsweise die Saatdichte und die Grunddüngung im Herbst, aber auch die erste Stickstoffgabe im Frühjahr zeigen bereits ihre Wirkungen im Bestand. Auch wenn der Saatzeitpunkt oft durch die Vorkultur vorgegeben wird, beeinflusst er die Pflanzen mindestens ebenso stark.

Pflanzen brauchen die Kälte

Neben den Unterschieden im Entwicklungsstand der Pflanzen vor dem Wintereinbruch hat der Saatzeitpunkt auch weitere Effekte, die bis in den Frühling anhalten. Im Wintergetreide werden während dem Auflaufen und der Blattbildung im Herbst schosshemmende Stoffe gebildet. Diese verhindern ein frühzeitiges Schossen der Getrei-depflanzen. Durch einen anhaltenden Kältereiz werden diese Stoffe abgebaut und das Getreide wechselt von der Bestockung in die generative Phase.

Die Pflanzen beginnen nun mit dem Schossen und bilden Pflanzentriebe aus (Vernalisation). Voraussetzung dafür ist, dass der Lichtreiz während des Tages die kritische Tageslänge von 13 bis 14 Stunden überschreitet. Damit die Vernalisation stattfindet, benötigen die Getreidepflanzen Temperaturen zwischen 0 bis 8°C. Kalte Temperaturen während der Vegetationsruhe führen tendenziell zu einer früheren Ährchenbildung und zu ertragsstärkeren Nebentrieben als während milden Wintern. Einige dieser Unterschiede kann man momentan auf den Feldern beobachten.

Unterschiede auf dem Feld beobachten

Bei Spätsaaten wird durch die kürzere Entwicklungszeit im Herbst die Bestockung der Pflanzen geringer ausfallen. Aufgrund dieser Tatsache wird häufig die Saatdichte bereits im Herbst entsprechend erhöht. Dennoch ist es wichtig, die verschiedenen Getreidebestände auf dem eigenen Betrieb im Frühling zu beurteilen und allfällige Unterschiede mit den kommenden Kulturführungsmassnahmen auszugleichen.

Wenn der Stickstoff fehlt ...

Wechseln die Getreidepflanzen vom Bestocken ins Schossen wird bereits definiert, wie gross die Ähre ausfallen wird. In dieser Phase werden die Anzahl Ährchen pro Ähre gebildet.

Fehlt während der Bestockung und zu Beginn des Schossens nun der Stickstoff, führt dies neben einer schlechteren Bestockung auch dazu, dass die Ähren kleiner ausfallen. In der Phase vom 2-Knoten-Stadium bis zum Erscheinen des Fahnenblattes werden die Kornanlagen in den Ährchen gebildet und auch reduziert, falls Wasser und Nährstoffe fehlen oder weitere limitierende Faktoren auf die Pflanze wirken.

Mit den Düngungs- und Pflanzenschutzmassnahmen gilt es jedoch, eine Reduktion der Kornanlagen zu minimieren. Fehler in dieser Phase führen oft dazu, dass die Ähren bei der Ernte in den unteren Spindelstufen keine Körner ausgebildet haben. Vor allem bei Wintergerste werden oft die kleinen Ähren vor der Ernte festgestellt.

Den Getreidebestand auszählen

Die Anbauintensität des Getreideanbaus hat einen wesentlichen Einfluss auf die Bestandesdichte. In intensiv geführten Weizenbeständen liegt die angestrebte Bestandesdichte im Bereich von 550 bis 700 Ähren/m², im Extensoanbau hingegen streben wir eine tiefere Bestandesdichte von 450 bis 600 Ähren pro m² an. Gerstebestände sind tendenziell etwas dichter.

Durch eine Auszählung des Getreidebestandes im Frühling kann ermittelt werden, wie hoch die Bestockung ausfallen muss. In Beständen, welche nur wenige Pflanzen aufweisen, gilt es, neben der Bestockungsgabe auch der Schossgabe genügend Beachtung zu schenken, um eine Triebreduktion zu verhindern.

Regelmässige Beobachtung verhindern übermässige N-Gaben

Der Stickstoff, welcher erst nach dem Fahnenblattstadium wirkt – sei es weil mit langsam wirkenden Düngemittel gearbeitet wird (Gülle, Harnstoff usw.) oder auch mit einer dritten Gabe –, beeinflusst das Korngewicht und die Qualität des Korns. Durch ein regelmässiges Verfolgen der Getreidebestände und einer zeit-gerechten Düngung kann der Getreideertrag auch ohne übermässige N-Gaben gesichert werden.