Barry füllt die Küche. Der 80 Kilo-Bernhardiner, der seinen massigen Kopf im Stehen bequem auf dem Tisch ablegen könnte, möchte Streicheleinheiten. «Barry ist auf den Trekkings die Attraktion», sagt Larissa Jegen. Doch auch die anderen Hoftiere auf dem Arvenhof in Serneus GR fallen ins Auge.  

Denn Larissa und Rico Jegen halten keine Kühe, Ziegen oder Schafe, sondern Lamas. Die Tiere werden für die Zucht und für Trekkings eingesetzt. «Wir bieten in der Hochsaison sieben Tage in der Woche Trekkings an, das ist für uns ein wichtiger Betriebszweig. Im Sommer könnten wir uns zweiteilen, so viel ist los», erzählt die Mutter von drei Kindern im Primarschulalter. Denn die Arbeiten auf dem Landwirtschaftsbetrieb laufen parallel dazu weiter, wie etwa die Heuernte auf den Weiden der gegenüberliegenden Talseite, für die es Steigeisen braucht.

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Steckbrief

Name: Larissa Jegen
Alter: 39
Beruf: Hauswirtschafterin
Viehbestand und Betriebszweige: 15 Lama-Zuchtstuten, Jungtiere und ein Hengst. Bio-Weizen- und Kartoffelanbau, Grünland. Lama-Trekking, Verkauf von Lama-Fleisch und Wolle

«Von meiner Ausbildung profitiere ich»

Larissa Jegen ist in Hospental im Kanton Uri aufgewachsen. Sie leistete als Jugendliche mehrere Jahre Landdienst und half auch immer mal Verwandten beim Heuen. «Aber ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Bauernfrau werden würde.» Nach der Schule entschied sie sich für eine Lehre als Fachfrau Hauswirtschaft und arbeitete in Hotels, Altersheimen und einem Spital. «Von meiner Ausbildung profitiere ich nun hier auf dem Hof.»

Ihren Mann, mit dem sie seit zehn Jahren verheiratet ist, lernte sie über gemeinsame Bekannte kennen. Zu Beginn beschnupperten sich die beiden via Facebook und Skype. Rico Jegen sagte dabei von Anfang an, dass er den Hof der Eltern übernehmen werde. «Ich wusste also, wenn ich ihn will, dann nur mit Betrieb. Doch an die Lamas musste ich mich erst gewöhnen.»

Lamas muss man zeigen, wer der Chef ist

Lamas sind deutlich grösser als Alpakas. Ihr Brustkorb wirkt dreieckig, sie haben eine Schulterhöhe von rund 120 cm und können bis zu 140 kg wiegen. Die Tiere können sehr stur sein und die Hengste liefern sich harte Rangkämpfe. «Ich musste erst meine Angst überwinden. Lamas muss man klar zeigen, wer der Chef ist.»

Zum Hof gehören 15 Zuchtstuten und ein Hengst, mit den Jungtieren wächst die Herde jeweils auf bis zu 50 Tiere an. Larissa Jegen organisiert die Trekkings, die zwischen zwei Stunden und zwei Tagen dauern. Allein oder zusammen mit Rico Jegen leitet sie die Touren auch. Jedes Lama habe einen eigenen Charakter, erzählt die Urnerin. «Ich kenne alle beim Namen, das wäre für mich früher unvorstellbar gewesen.» Sie mag vor allem Touren mit Schulklassen. «Die Kinder haben vorher keine Ahnung von Lamas. Aber am Schluss sind alle begeistert.»

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Und wie ist das mit dem Spucken? «Lamas zielen nur selten gezielt auf Menschen, die stehen einfach manchmal im Weg. Dann sind sie grün.» Lamas können ihren übelriechenden Mageninhalt hinaufziehen und gezielt auf ihr Gegenüber spuken – etwa bei Rangkämpfen, wenn eine Stute einem Hengst signalisieren will, dass er auf Abstand bleiben soll, oder wenn der Futterneid durchbricht.

Trekkings, Fleisch und Wolle

Schon Rico Jegens Eltern hatten den Hof auf Lamas umgestellt. Die aktuellen Betriebsleiter setzen neben Trekkings vermehrt auf die Vermarktung von Fleisch und Wolle. Im Hofladen gibt es unter anderem naturbelassene Lama-Wolle zu kaufen, in verschiedenen Braun- und Grautönen. Durch die unterschiedlichen Schattierungen kann jedes Knäuel einem Lama zugeordnet werden. Aus Wolle, die sich nicht zum Verstricken eignet, fertig Larissa Jegen Kissen und Decken. Zusätzlich betreibt das Paar im Winter einen kleinen Skilift im Dorf und Larissa Jegen betreut mehrere Ferienwohnungen. 

Das Fleisch vermarktet die Familie direkt. Es sei jedoch noch wenig bekannt, erzählt Larissa Jegen. «Es ist Fett- und Cholesterinarm, zart wie Kalb- und dunkel wie Rindfleisch und nur zum Kurzbraten geeignet.» Das Fleisch von älteren Lamas wird zu verschiedenen Würsten verarbeitet. Geschlachtet wird in Klosters. «Rico begleitet jedes Tier zum Metzger.»

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Am liebsten herzhaft und bodenständig kochen

Eine Freundin hat Larissa Jegen für die Landfrauenküche angemeldet. «Das stimmte für mich. Ich wollte zeigen, was wir haben.» Sie koche am liebsten herzhaft und bodenständig. Dessert liegen ihr weniger, daher hat sie die Zubereitung von verschiedenen Nachspeisen im Vorfeld probiert. «Das gefiel der Familie natürlich.» 

Für sie war klar, dass sie sich für die Landfrauenküche nicht verstellen wollte. «Der Arvenhof ist kein Luxusbetrieb. Und wir pflegen Handwerk und Tradition.» Ihr und ihrem Mann bedeuten Trachten viel. «Seit kurzem habe ich sogar eine Prättigauer Festtagstracht», freut sich Larissa Jegen. «Ich konnte bei jedem Essen der Landfrauenküche eine andere Tracht tragen – und einmal ein Dirndl.» Die Dreharbeiten und die Besuche bei den anderen Landfrauen hat sie in bester Erinnerung. «Es war eine coole Truppe, ich freute mich auf jedes Essen und ich hoffe, wir bleiben in Kontakt.»

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Nach einem Kaffee zeigt Larissa Jegen den Gemüsegarten vor dem Haus. Hier hackt und gräbt und pflanzt sie mit Hingabe. «Das gehört zu meiner Anti-Stress-Therapie», sagt sie schmunzelnd. Ferien machen ist für die Familie schwierig. Doch ein grosses Ziel hat sie: Peru. Denn im Hofladen vertreibt die Familie auch Alpaka-Wolle von einem Familienbetrieb in Cuzco. «Den möchte ich gern einmal besuchen.»

5 Fragen
 
Ihr Lieblingsessen als Kind? Schnitzel und Pommes frites
Das esse ich bis heute nicht: Fisch und Pilze
Meine Küchenwunderwaffe: Mixer und Raffeln
Meine Lieblingsarbeit in der Küche: Rüsten, vorbereiten, Mis en place machen
Diese Küchenarbeit finde ich öde: Kochen nach Rezept

«SRF bi de Lüt – Landfrauenküche 2023»: Wir sind für Sie dabei
Ab Freitag, 10. November, bis zum Finale am 29. Dezember berichtet die BauernZeitung zur Landfrauenküche
- Über jede Kandidatin gibt es ein grosses Porträt
- Nach der Sendung finden Sie online alle Rezepte der Sendung
- Mitraten und Gewinnen: Machen Sie ab dem 10. November mit bei unserem grossen Wettbewerb

Die Sendung «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche 2023» wird ab dem 10. November 2023 jeden Freitagabend (20.05 Uhr, SRF 1) ausgestrahlt

[IMG 9]Der grosse Wettbewerb zur «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche» 2023

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