Zusammen mit Familie Bühlmann schaut Franziska Brun, BBZN Schüpfheim, zurück auf die Hofübergabe. Stefan Bühlmann hat den Betrieb Helfenstegen in Neuenkirch LU per 1. Januar 2020 von seinen Eltern Alois und Alice Bühlmann übernommen.

Wie habt ihr euch auf die Hofübergabe vorbereitet?

Stefan Bühlmann: Wir haben als Familie den Hofübergabekurs in Schüpfheim besucht. Ich finde es wichtig, dass diesen Kurs beide Generationen gemeinsam besuchen. Der Kurs sollte nicht im Jahr vor der Übergabe, sondern zirka zwei Jahre vorher besucht werden.

Alois Bühlmann: Ich habe frühzeitig die Hofübergabe in der Buchhaltung Schritt für Schritt vorbereitet. Nach dem Hofübergabekurs haben wir Termine mit Beda Estermann, BBZN Hohenrain, vereinbart. Wir haben uns im Jahr vor der Übergabe dreimal getroffen. Im April, im Juli und im September. Jedes Mal hatten wir als Familie auch Hausaufgaben. Die Begleitung war für uns sehr wichtig.

Wie waren die Geschwister in den Hofübergabeprozess involviert?

Stefan B.: Meine zwei Schwestern kommen am Sonntag manchmal zum Nachtessen vorbei. Dabei wurden sie fortlaufend informiert. Von Zeit zu Zeit haben sie auch nachgefragt.

Alois B.: Beda Estermann gab uns auch die Aufgabe, die Geschwister von Stefan zu informieren.

Alice B.: Es war klar, dass keines der Geschwister von Stefan den Betrieb übernehmen wollte.

Alois B.: Obwohl niemand anderes den Betrieb übernehmen wollte, war es wichtig, dass alle informiert waren aufgrund der erbrechtlichen Aspekte.

Alice B.: Vonseiten der Geschwister konnte man eine Dankbarkeit spüren, dass der Betrieb weitergeführt wird.

Stefan B.: Die Geschwister haben den Liegenschaftskaufvertrag mit unterzeichnet. Für mich ist es ein Muss, dass sie über die Abmachungen in der Hofübergabe informiert werden.

Welche Momente waren eure persönlichen Highlights im Hofübergabeprozess?

Alois B.: Für mich war es schön, einen Sohn zu haben, der den Betrieb übernehmen möchte.

Alice B.: Immer wenn Beda da war, haben wir wieder gemerkt, welche Fortschritte wir seit der letzten Besprechung erzielt haben. Alois und ich sind sehr glücklich, dass wir hier wohnen bleiben dürfen.

Stefan B.: Ein Highlight war sicher die Beurkundung des Kaufvertrages mit dem anschliessenden gemeinsamen Nachtessen.

Welche Tipps würdet ihr Berufskollegen, die vor der Hofübergabe stehen, mit auf den Weg geben?

Stefan B.: Wichtig ist, frühzeitig mit den Überlegungen zur Hofübergabe anzufangen, damit man Zeit für Vorbereitungen hat. Hinsichtlich der Hofübergabe macht es auch Sinn, möglichst viel Geld anzusparen. Beispielsweise das Startkapital, das zu Beginn benötigt wird, darf nicht unterschätzt werden. Wenn man überlegt, wie viele flüssige Mittel es nur schon braucht, um zum Beispiel die Versicherungen zu bezahlen und leere Futtersilos zu füllen.

Alois B.: Rechtzeitig den Hofübergabekurs besuchen. Anschliessend kann mit einer Begleitung die Hofübergabe konkret angegangen werden. So bleibt genügend Zeit, um zum Beispiel eine neue Ertragswertschätzung zu machen.

Alice B.: Das Wichtigste ist, dass man miteinander spricht. Alle untereinander. Für mich ist Empathie von beiden Seiten zentral. Beide Generationen sollten die Bereitschaft haben, sich in die Situation des anderen zu versetzen. Man darf nicht auf Erwartungen aus sein oder diese nicht einmal aussprechen.

Stefan B.: Die Zuständigkeiten müssen geklärt werden. Jeder braucht seine Aufgabe.

Seraina Amrein: Mit klar geregelten Zuständigkeiten können Unstimmigkeiten vermieden werden. Auch ich finde Kommunikation sehr wichtig.

Stefan B.: Es hilft, wenn man sich untereinander gut versteht. Wir haben versucht, möglichst viel zu regeln. So beispielsweise die Wochenendablösung, Entschädigung für Naturalbezüge, Wohnungsmiete, Lohn und Wohnverhältnisse.

Alois B.: Ich finde, es macht Sinn, den Betrieb vor dem 65. Geburtstag zu übergeben. So kann zum Beispiel auch noch AHV rentenwirksam nachbezahlt werden.

Stefan B.: Für mich hatte die Übergabe vor der Pension von Alois den Vorteil, dass ich viel von ihm lernen kann. Das erste Jahr haben wir das Büro zusammen gemacht. Ich war sehr froh um die Hilfe von Alois. Der Rollenwechsel hat bei uns gut geklappt.

Alois B.: In der Beratung mit Beda hatten wir eine Checkliste, diese hat uns beim Ablauf der Hofübergabe geholfen.

Stefan B.: Den Zeitplan, was bis wann erledigt sein muss, hat uns Beda immer gegeben. Man muss sich die Zeit, die Pendenzen zu erledigen, auch einplanen. Die Zeit dafür ist nicht zu unterschätzen. Optimal wäre gewesen, den Zeitplan irgendwo aufzuhängen, um die Aufgaben sichtbar zu machen. Zu wenig geachtet haben wir auf ein fixes Zeitfenster für ein gemeinsames Gespräch in der Familie, beispielsweise alle zwei Wochen.

Mehr Infos zu den Hofübergabekursen des BBZN unter www.bbzn.lu.ch/kurse.