Seit August 2022 wissen Jann Deflorin und Aline Tüfer, dass sie sich auf absehbare Zeit einen neuen Betrieb suchen müssen. Ihr heutiger Pachtbetrieb wird per Ende Oktober 2028 vom Stiefsohn des Verpächters übernommen. «Damit muss man immer rechnen bei einer Pacht», hält Deflorin fest. Die junge Familie (im November kam die gemeinsame Tochter zu Welt) hat ein gutes Verhältnis zu ihrem Verpächter und fühlt sich angesichts des langen Zeithorizonts bis zur effektiven Übergabe nicht vor die Tür gesetzt.
Gutes Pachtverhältnis dank Offenheit
Der 29-jährige Meisterlandwirt ist auf einem Hof aufgewachsen. «Wir sind drei Geschwister, alle haben Landwirt/in gelernt», erzählt Jann Deflorin. Er war nach der Hofübernahme durch eines seiner Geschwister eine Weile auf einem Landwirtschaftsbetrieb mit Lohnunternehmen in Davos angestellt und konnte dann eine Pacht in Monstein GR übernehmen. Der Kontakt zum heutigen Verpächter sei durch Lohnarbeiten auf dem Hof zustande gekommen. «Wir verstehen uns menschlich sehr gut, das hat offene Gespräche möglich gemacht», meint Deflorin auf die Frage, was für die gute Beziehung im Pachtverhältnis entscheidend sei.
Jungvieh statt Milchproduktion
Im Moment ist Aline Tüfer nach der Geburt ihrer Tochter auf dem Pachtbetrieb für die Stallarbeit zuständig, ihr Mann arbeitet auswärts in einem Sportgeschäft. Seit die beiden von Milchwirtschaft auf Jungvieh-Aufzucht umgestellt haben, ist die Arbeitsbelastung gesunken und es hilft ausserdem ein Lehrling mit. Für den Ausstieg aus der Milchproduktion gibt es allerdings noch einen weiteren Grund: Der 25-ha-Betrieb liegt in der Bergzone IV und
«es gab Diskussionen wegen der Zufahrt mit dem Milchtankwagen»,
erläutert Jann Deflorin. Bevor also ihre Milch gar nicht mehr abgeholt würde, stellten die Pächter um.
Ein Herz für die Viehzucht
Was seinen neuen Betrieb angeht, zeigt sich Jann Deflorin offen. Sowohl Pacht als auch Verkauf könne er sich vorstellen, auch wenn man bei Letzterem eher «etwas Eigenes» habe. Entscheidend werde sicher unter anderem die Finanzierungsfrage. Gerne würden Deflorin und Aline Tüfer im Bündnerland bleiben. Sollte es sie wiederum in die Bergzone verschlagen, sähe der Meisterland die Jungvieh-Aufzucht als passend an. «Das machen wir gerne», meint er zu dem Betriebszweig. Sein Herz schlage aber schon für Milchproduktion und Viehzucht, was er auf einem Talbetrieb sicher ins Auge fassen würde.
Bisher haben Jann Deflorin und Aline Tüfer ihre Hofsuche nicht besonders intensiv geführt, sich aber für die Vermittlung bei der Stiftung zur Erhaltung bäuerlicher Familienbetriebe gemeldet.
«Die Landwirtschaft ist das, was uns gefällt»,
sagt der Bündner, dessen Frau drei Sömmerungen lang als Hirtin auf einer Alp gearbeitet hat. «Es wäre schön, wenn wir als Familie der Landwirtschaft treu bleiben könnten».
Auch die Kleinbauern-Vereinigung vermittelt zwischen Hofsuchenden und Betrieben auf der Suche nach einer ausserfamiliären Nachfolge. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.
Steckbrief
Name: Jann Deflorin und Aline Tüfer
Familie: Eine Tochter (Jahrgang 2022)
Wohnort: Monstein GR
Ausbildung: Landwirt EFZ mit Betriebsleiterschule, Malerin mit 3-jähriger Alperfahrung
Kriterien für den eigenen Hof: Im Kanton Graubünden oder im St. Galler Rheintal, Pacht oder Kauf, mit Tieren, Tal oder Bergzone