«Man muss sich sagen: Ich wollte das. Jetzt ist er der Bauer und sagt, wie es geht», meint Fritz Burri. Der 66-Jährige hat nach 35 Jahren seinen Betrieb in Mamishaus BE 2022 verpachtet und will seinem Nachfolger nicht reinreden. Das falle ihm nicht immer leicht, räumt Burri ein – es sei für beide Seiten ein Prozess.

Keine innerfamiliäre Nachfolge

Der Berner hat sich schon mehr als drei Jahre vor seiner Pension damit auseinandergesetzt, was aus seinem Hof werden soll. Keines seiner vier Kinder zog es in die Landwirtschaft, was Fritz Burri aber nicht als Enttäuschung empfand: «Das stand schon früh fest und jeder sollte das tun, was ihm oder ihr Freude macht – sonst kommt es nicht gut», ist er überzeugt. Via die Vermittlungsplattformen der Kleinbauern-Vereinigung und der Stiftung zur Erhalt bäuerlicher Familienbetriebe sowie über persönliche Kontakte machte sich Burri auf die Suche.

Erst Pacht, dann verkaufen

Für seinen 14-ha-Betrieb mit 20 Milchkühen, Junghennen-Aufzucht und Silomais suchte der Altbauer jemanden mit einer landwirtschaftlichen Ausbildung. «Einen Landwirt – Agronom oder so, das war für mich nicht nötig», beschreibt Fritz Burri seine Ansprüche. Zuerst 4-5 Jahre Pacht, dann den Hof verkaufen, so sein Plan. Von einem Nachbar erfuhr er, dass dessen Göttibub, Adrian Pulfer, gerne einen Betrieb übernehmen würde. Pulfer ist ein Bauernsohn, sein Vater führt einen Hof in Riggisberg BE.

Vor der Übernahme mitgearbeitet

HofübergabeTipps für Übernehmende und Abtretende für die ausserfamiliäre NachfolgeMontag, 9. Januar 2023 Schon 1,5 Jahre vor Pachtantritt half Pulfer Fritz Burri im Stall, bevor er morgens zu Forstarbeiten aufbrach. «So haben wir uns gut kennengelernt», meint der Altbauer rückblickend. Der Junglandwirt seinerseits bekam einen Eindruck vom Betrieb, wie er sagt. «Für mich war es ein glücklicher Zufallstreffer, auf diese Weise einen Hof zu finden.» Zu diesem Zeitpunkt habe er nämlich gar nicht aktiv danach gesucht. Das Zwischenmenschliche stimmte für beide und auch heute haben Pächter und Verpächter ein gutes Verhältnis. Burri wohnt im Stöckli und kümmert sich um das Jungvieh, ausserdem hält er Pulfer bei Bedarf den Rücken frei. «Ich helfe, wenn er mich fragt. Aber ich suche nicht selbst nach Arbeit», erklärt der Verpächter. So empfindet sein Nachfolger das gemeinsame Wirken als Vorteil: «Fritz hat den Betrieb aufgebaut und kennt alle Abläufe. Bei Fragen oder Problemen kann ich mich immer an ihn wenden», lobt Adrian Pulfer. Insbesondere bei der Viehzucht schätze er das Wissen und die Erfahrungen des Älteren.

Verschiedene Nebenerwerbe

Manche Hofsuchende wollen es explizit vermeiden, Tür an Tür mit ihrem Verpächter zu leben. Pulfer kann davon profitieren und dank viel Flexibilität bei seien Arbeitgebern zwei verschiedenen Nebenerwerben nachgehen. So ist der 26-Jährige als Chauffeur unterwegs und im Winter praktisch jeden Tag für Forstarbeiten im Wald. Diese Einkünfte im Stundenlohn tragen neben Eigenkapital und dem, was Pulfer in der Landwirtschaft erwirtschaftet, zur Finanzierung des Pachtzinses bei. Für Burri hat er sich als Pächter bewährt und dem Hofkauf in ein paar Jahren steht soweit nichts im Wege.

Kandidaten kennenlernen 

Als er sich noch nach einem Nachfolger umgesehen hatte, traf Fritz Burri auf einige potenzielle Kandidaten. Einmal habe er aber einen Besichtigungstermin vereinbart, der Betreffende sei jedoch nie erschienen und er habe nichts mehr von ihm gehört. Natürlich seien mit der Hofübergabe gewisse Ängste oder Bedenken verbunden,

«man weiss nie, ob es dann auch so kommt, wie man sich das vorstellt».

Umso mehr würde er anderen auf der Suche nach einem Nachfolger empfehlen, aussichtsreiche Kandidat(innen) besser kennenzulernen. Dies z. B. wie in seinem Fall durch Mitarbeit auf dem Hof.

Ein Traum soll in Erfüllung gehen 

Für die Zukunft wünscht sich Adrian Pulfer, noch besser mit den Abläufen seines Pachtbetriebs vertraut zu werden. An der Ausrichtung möchte er nicht ändern, «das Melken und die Hühner, das gefällt mir». Allenfalls wären neue Ställe für Milchkühe und Jungvieh einen Gedanken wert, bis auf Weiteres erfülle das Vorhandene aber seinen Zweck.

Fritz Burri ist froh, nach sehr arbeitsreichen Jahrzehnten nicht von heute auf morgen gar nicht mehr zu arbeiten. «So habe ich noch etwas zu tun und kann Adrian unterstützen», meint er zufrieden. Trotzdem bleibt mehr Raum für sein Hobby: Wandern mit seiner Partnerin. Im kommenden Sommer wollen sich die beiden ausserdem einen lang gehegten Traum erfüllen und zusammen z’Alp gehen.