Der Biohof des frisch verheirateten Paares Anja und Reto Abplanalp in Brienz BE umfasst 30 Milchkühe der Rassen Swiss Fleckvieh und Holstein, 25 Aufzuchtrinder mit Kälbern und 22 ha Land. Den Sommer verbringen sie mit den Milchkühen auf der Alp Oltscheren oberhalb von Brienzwiler. Doch dieser eine Alpsommer sollte nicht erfolgreich starten, wie Anja Abplanalp erzählt. Maya, die dazumal neunjährige Holstein-Kuh, war nervös vor dem ersten Auslauf in die Alpwiesen und wollte die Erste sein. So kam es, dass sie beim Laufen durch den Stallgang ausrutschte und liegen blieb.
Die Diagnose
Sofort war klar, dass es sich nicht nur um eine kleine Verletzung handelte. «Auch der Tierarzt war derselben Meinung und ordnete eine Notschlachtung an», erinnert sich Anja Abplanalp. In den zweieinhalb Stunden, in denen man auf den Metzger wartete, fragte sie sich, ob das wirklich das Ende von Maya sein sollte. Auch Maya sah dies offenbar nicht ein und stand schliesslich doch auf, als der Metzger auf der Alp ankam. «Man hat ihr die Schmerzen deutlich angesehen, aber wir brachten es nicht übers Herz, sie zu schlachten», erzählt Abplanalp, die nun eine spezielle Bindung zu Maya aufbaute. Maya war eine zurückhaltende Kuh und liess sich nicht gerne anfassen. «Ich habe sie eine lange Zeit separiert von der Herde gemolken, so hat sie ein Vertrauen zu mir gewonnen», ist sich Abplanalp sicher. [IMG 2]
Das Erlebnis geht unter die Haut
Eines stehe fest: Mayas Wille und ihr sturer Kopf seien es gewesen, die sich durchgesetzt hätten. «Ich habe ihr in den Nächten danach noch oft Wasser und Heu gebracht und zu ihr geschaut», so Abplanalp. «Wir haben Tränen verdrückt und es hätte mich und meinen Mann sehr mitgenommen, wenn sie damals zum Schlachten gemusst hätte», so Abplanalp. Maya kam wieder auf die Beine und konnte ein weiteres Kalb zur Welt bringen. Mittlerweile lebt die Holstein-Kuh nicht mehr und doch sind Abplanalps froh, dass sie Maya damals nicht geschlachtet haben.