Schweizer lieben Schweinefleisch. Entsprechend viele Schweine werden hierzulande gehalten und geschlachtet, 2019 waren es laut den Statistiken des Bundes fast 2,5 Millionen Tiere. Einst gab es in der Schweiz 20 historisch belegbare Schweinerassen, schreibt die Stiftung Pro Specie Rara. Während das Basler-, Zuger- oder Bremgarten-Schwein zusammen mit den meisten anderen lokalen Rassen inzwischen verschwunden ist, haben das Edelschwein und die Schweizer Landrasse überlebt. Beide sind heute auf gute Mastleitungen gezüchtet.
Am weitesten verbreitet ist das Schweizer Edelschwein, daneben gibt es aber noch andere Rassen von Schweinen, die von Schweizer Produzentinnen und Produzenten oder auch Hobbyhaltern gepflegt werden.
Die Hauptrasse: Schweizer Edelschwein
Laut Suisag stammt das Schweizer Edelschwein von alten Rassen ab, wurde aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem englischen Yorkshire-Schwein gekreuzt, das weltweit als als die häufigste Rasse gilt.
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Schweizer Edelschweine haben stehende Ohren. (Bild Suisag)
Edelschweine in der Schweiz vor allem als Muttersau eingesetzt, einerseits um fruchtbare Sauen zur weiteren Zucht zu erzeugen, andererseits für die Produktion von Mastferkeln.
Schweizer Edelschweine werden als sehr ruhig und umgänglich beschrieben, gute Wurfgrössen, Muttereigenschaften und genetische Krankheitsresistenz machen sie zur idealen Mutterlinie der Schweizer Schweineproduktion.
[IMG 8]Die Vaterlinie zur Zucht der Schweizer Edelrasse wird bei Suisag zur klaren Abgrenzung von der Mutterlinie als Premo-Eber bezeichnet. Diese Zuchteber sollen vor allem gute Fleischqualität vererben. (Bild Suisag)
Zur Weiterzucht: Die Schweizer Landrasse
Anders als das Schweizer Edelschwein ist der Hauptzweck von Schweizer-Landrassen-Schweinen die Produktion von fruchtbaren und langlebigen Sauen zur weiteren Zucht. Sie ist die zweitwichtigste Schweinerasse in der Schweiz.
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Typisch für die Schweizer Landrasse-Schweine sind die hängenden Ohren. (Bild Suisag)
Die Würfe der Schweizer Landrasse sind überdurchschnitttlich gross (mehr als 14 lebendgeborene Ferkel) und die Sauen sind gute Mütter. Diese Schweinerasse wurde und wird regelmässig seit über 100 Jahren züchterisch weiterentwickelt. Urspünglich stammt auch die Schweizer Landrasse von alten Schweinerassen ab, im Laufe der Jahre kreuzte man gezielt ausländische Genetik ein.
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Die Kreuzung: Primera
In der Zucht von Tieren und Pflanzen nutzt man gerne den Heterosiseffekt aus. Dabei handelt es sich um den Umstand, dass Tiere oder Pflanzen, die aus der Kreuzung zweier reinrassiger Elternteile verschiedener Rassen hervorgehen, besonders gute Eigenschaften mitbringen.
Dieser Heterosiseffekt wird beim Primera-Schwein ausgenutzt, deren Eltern der Schweizer Landrasse und dem Schweizer Edelschwein angehören.
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Primera-Schweine dienen der Mastferkelproduktion und werden gemäss Suisag auf über 40 Zuchtbetrieben in der ganzen Schweiz erzeugt und aufgezogen, bevor sie als Muttersauen an Ferkelproduzenten verkauft werden.
Das ursprüngliche: Schwarzes Alpenschwein
Die letzte noch eher in seiner ursrprünglichen Form in der Schweiz gehaltene Schweinerasse ist das Schwarze Alpenschwein. Seine Erhaltung wird von Pro Patrimonio Montano gefördert.
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Da vom ursprünglichen Schwarzen Alpenschwein nur noch wenige lebende Tiere übrig waren, haben die Projektpartner zur Rettung der Bergschweinerassen unter dem Namen des Schwarzen Alpenschweines verschiedene Genetiken vermischt. Daher gibt es diese Tiere nicht nur in Schwarz, sondern auch mit weissen Flecken oder dunkelroten Borsten.
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Die Amerikaner: Duroc
Die rotbraunen Duroc-Schweine kommen ursprünglich aus den USA. Duroc ist dank gezielter Zucht fleischbetont und dient zur Produktion von Mastferkeln.
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Die Zuchtpopulation in der Schweiz ist heute klein, daher braucht es zur Produktion von Duroc-Schweinen hierzulande regelmässige Samenimporte. (Bild Suisag)
Die Ferkel von Duroc-Vätern sind laut Suisag besonders frohwüchsig, robust und nehmen in der Mast schnell zu. Ihr Fleisch habe eine gute Fettmarmorierung und sei von guter Qualität.
Vier Schinken auf einmal: Piétrain
Die aus Belgien stammende Rasse Piétrain zeichnet sich durch eine besondere Fleischfülle aus. Daher werde sie auch als das «Schwein mit vier Schinken» bezeichnet.
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Seit 2008 wird Duroc im schweizerischen Herdebuch, dem Verzeichnis der inländischen Zucht, geführt. (Bild Suisag)
Nachkommen von Duroc-Ebern sollen stressstabil sein und Fleisch mit einem hohen Anteil an mageren Partien liefern.
Die Vorfahren: Wollschweine
Wollschweine stammen aus Osteuropa, sind aber laut Pro Specie Rara die Vorfahren unserer modernen Edelschweine. Sie sollen früher sogar zu den beliebtesten Schweinerassen der Schweiz gehört haben. Die gute Speck-Qualität des Wollschweins war europaweit bekannt.
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In der Schweiz leben fast nur sogenannte schwalbenbäuchige Wollschweine, die helle Borsten am Bauch haben. Dank ihrem wolligen Fell sind sie viel weniger kälteempfindlich als andere Schweinerassen, auch Wollschwein-Ferkel sind nicht auf eine Wärmelampe angewiesen.
Wollschweine nehmen langsam an Gewicht zu, ihr Fleisch gilt als qualitativ hochwertig. Da sie geländegängig sind, können Schweine dieser Rasse auch zur Bekämpfung von Brombeerhainen oder der Pflege von Feuchtgebieten eingesetzt werden.
Schweizer Schweinezucht als Pyramide
Zuchteber, Jungsauen und Mastferkel werden in der Schweiz meist nicht auf demselben Betrieb gehalten, da die Schweineproduktion stark spezialisiert ist.
So gibt es Höfe, die Eber halten, deren Samen für die Befruchtung von Jungsauen auf einem anderen Betrieb verwendet werden. Wieder andere Landwirte haben Muttersauen und produzieren Ferkel. Diese werden auf Mastbetrieben gefüttert, bis sie das Schlachtgewicht erreichen.