Wer an Schafe denkt, dem kommt schnell Wolle in den Sinn. In der Schweiz werden diese Tiere aber vor allem für die Fleischproduktion gehalten. Statistisch gesehen isst jeder Schweizer und jede Schweizerin laut Proviande pro Jahr ein Kilo Schaf- und Lammfleisch. Die jährliche Inlandproduktion betrug 2019 gut 4200 Tonnen, hinzukommen rund 5200 Tonnen importierte Ware. Schweizer Lamm- und Schaffleisch hätte also rein mengenmässig noch Potenzial.
Die Milch wird zunehmend beliebter
Schafmilch und daraus hergestellte Produkte wie Käse oder Joghurt gewinnen in der Schweiz immer mehr an Beliebtheit. So gibt es auch eine wachsende Anzahl Milchvieh-Betriebe, die von Kühen auf Schafe umstellen und sich in dieser Nische eine neue Existenz aufbauen. Wie die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung schreibt, enthält die Milch von Schafen etwas grössere Konzentrationen an Nährstoffen als Kuh- oder Ziegenmilch. Man nutzt sie auch Kosmetika wie Crèmes oder Seifen.
900'000 Kilo Schweizer Rohwolle – zum grössten Teil verwertet
Neben Fleisch und Milch liefern Schafe auch Wolle. Diese ist sehr vielfältig einsetzbar, sei es für Bettdecken, Kissen oder Matratzen, Isolationsmatten, Strickwolle und Garn, Langzeitdünger für Gartenpflanzen oder gar Flugzeugsitze, zählt der Schweizerische Schafzuchtverband (SSZV) auf. Da fast alle Schafrassen geschoren werden müssen, fallen pro Jahr in der Schweiz rund 900'000 Kilo Rohwolle an. Gemäss dem SSZV werden mehr als Dreiviertel davon verwertet und höchstens 20 Prozent entsorgt.
Warm fürs Schaf, warm als Pullover
Der warme Wollpullover für den Winter ist ein bekanntes Klischee, angesichts der guten Thermoregulation von Schafwolle aber eines mit hohem Wahrheitsgehalt. Überdies ist das Material schwer entflammbar, soll Schadstoffe absorbieren können und gibt gespeicherte Feuchtigkeit nur langsam ab.
Der Klassiker: Weibliches Weisses Alpenschaf mit Namen Luna
Mit gut 281'000 weiblichen Schafen (Auen) und 62'000 Widdern, leben gemäss den Tierstatistiken von Identitas in der Schweiz deutlich mehr weibliche Schafe. Die meisten Tiere gehören zu den Rassen Weisses Alpenschaf oder Schwarzbraunes Bergschaf oder sind Kreuzungen. Die Namenshitparade der Auen führt im deutschsprachigen Raum Luna an, gefolgt von Bella und Lisa. Im Kanton Bern leben schweizweit die meisten Schafe.
Im Folgenden stellen wir Ihnen die Rassen im Herdebuch des Schweizerischen Schafzuchtverbands SSZV und die Pro-Specie-Rara-Rassen kurz vor. Die Kurzporträts basieren auf Informationen und Bildern des SSZV und der Stiftung Pro Specie Rara.
Bleibt gerne an Ort und in der Herde: Weisses Alpenschaf
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Die Urahnen des Weissen Alpenschafs sind verschiedene Landschläge des Weissen Gebirgsschafs, das über die Kreuzung mit Merinoland- und Ile-de-France-Tieren zu besserer Fleisch- und Wollleistung gezüchtet worden ist. Noch heute dürfen diese ausländischen Rassen – im Auftrag des Rassenverbands – zur Veredelung des Weissen Alpenschafs eingesetzt werden.
Typisch für diese Schafrasse ist der gut bewollte, mittellange Kopf mit breitem Maul und mittellangen Ohren, die waagrecht getragen werden. Weisse Alpenschafe sind eher gross (Widerristhöhe bei Widdern etwa 90 Zentimeter), hornlos und geben rein weisse Wolle. Sie gelten als besitzerorientiert, können aber auch recht temperamentvoll sein. Ausserdem zeichnen ein starker Herdentrieb und Standorttreue bei der Alpung das Weisse Alpenschaf aus.
Weisse Wolle und braunes Fell: Braunköpfiges Fleischschaf
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Das Braunköpfige Fleischschaf sieht auf den ersten Blick ähnlich aus wie das Weisse Alpenschaf, ist aber grösser und eine der schwersten Schafrassen der Schweiz. Es ist aus der Kreuzung englischer Oxford- und Deutschen Scharzköpfigen Fleischschafe mit hierzulande gezüchteten Grabserschafen entstanden. Auch beim Braunköpfigen Fleischschaf sind Veredelungskreuzungen mit ausländischen Rassen möglich.
Obwohl der Name nur die Fleischnutzung erahnen lässt, hat diese Schafrasse auch eine gute Milchleistung, von der Lämmer profitieren. Kopf und Ohren erinnern an das Weisse Alpenschaf, sind aber mit braunem bis schwarzbraunem Fell bedeckt. Braunköpfige Fleischschafe haben ein ruhiges und zutrauliches Wesen, können Raufutter gut verwerten und haben eine gut geschlossene Wolle, was sie bestens für die Alpsömmerung geeignet macht.
Eine alte Rasse für Gebrauchskreuzungen: Schwarzbraunes Bergschaf
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Bei der züchterischen Formung des Schwarzbraunen Bergschafs verzichtete man auf das Einkreuzen anderer Rassen und vereinigte im 20. Jahrhundert verschiedene regionale Schweizer Landschläge. Früher hielt man Schwarzbraune Bergschafe in erster Linie wegen ihrer hochwertigen dunklen, feinen Wolle. Da Krezungstiere mit anderen Rassen einen maximalen Heterosis-Effekt zeigen, ist diese Schafrasse heute in der Schweiz wie auch im Ausland für Gebrauchskreuzungen sehr beliebt.
Im Gegensatz zu anderen Schafen sind Kopf und Beine des Schwarzbraunen Bergschafs nicht bewollt, sondern tragen lediglich ein dunkles Fell. Körperlich sind diese Schafe robust und kommen mit mässigen Futter- und Haltungsbedingungen zurecht. Zudem gelten sie als alptüchtig, standorttreu und temperamentvoll. Neben der dunklen Wolle liefert das Schwarzbraune Bergschaf auch Milch und Fleisch und eignet sich für die extensive Haltung.
Gut fürs Gebirgsklima, aber empfindlich gegen Hitze: Walliser Schwarznasenschaf
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Das grosse, anpassungsfähige und genügsame Walliser Schwarznasenschaf ist bestens an das raue Gebirgsklima in seiner Ursprungsgegend im Kanton Wallis angepasst. Die Rasse wurde im 15. Jahrhundert erstmals erwähnt und hat eine gute Futterverwertung sowie Fruchtbarkeit. Markant sind die lange Wolle, die namensgebend am Kopf und auch an den Beinen schwarz gefärbt ist und die doppelt gekringelten Hörner.
Der Nachteil der bauschigen Wolle zeigt sich um Sommer: Walliser Schwarznasenschafe sind empfindlich auf hohe Temperaturen, die ihr Weideverhalten und die Nahrungsaufnahme stark beeinflussen. Daher gehen die charakterlich ruhigen Tiere natürlicherweise morgens ab der Dämmerung bis Sonnenaufgang und abends nach Sonnenuntergang bis in die Nacht hinein auf die Weide.
Weniger Wolle, dafür viel Fleisch: Charollais Suisse
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In der Schweiz gibt es sowohl reinrassige Bestände von Charollais Suisse, als auch Tiere aus Verdrängungkreuzungen von Weissen Alpenschafen als Muttertieren mit französischen Charollais-Widdern. Charollais gilt als ausgesprochene Fleischrasse und hat einen gedrungenen Körperbau. Der Kopf trägt weder Hörner noch Wolle, sodass die rosarote bis graue, gelegentlich schwarz gepunktete Haut zum Vorschein kommt. Auch die Beine tragen wenig oder gar keine Wolle. Die Ohren von Charolais-Suisse-Schafen sind fein und beweglich.
Diese Fleischschafrasse wird als temperamentvoll, neugierig und lebhaft beschrieben. Es sind gute Muttertiere und anspruchslos in der Grundfutterwahl, weshalb sie auch für die Weidemast geeignet sind.
Muskelprotze mit saisonalen Geburten: Texel
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Seinen Namen hat diese Rasse von seiner niederländischen Ursprungsinsel Texel. Aus dortigen Landschafen wurde durch die Einkreuzung englischer Fleischschafe die heutige Texel-Rasse geformt. Reinrassige Tiere in der Schweiz stammen vorwiegend aus Deutschland, Frankreich oder England.
Das mittelgrosse Texel-Schaf ist frühreif, fruchtbar und hat gute Muttereigenschaften. Diese Charakteristika, zusammen mit der guten Bemuskelung des ganzen Körpers, machen Texel zur Fleischrasse. Die unbewollten Beine und der ebenfalls wollelose Kopf sind mit weissem Fell bedeckt. Texel-Schafe werden als ruhig und aufmerksam beschrieben. Im Gegensatz zu vielen anderen Schweizer Schafrassen sind die Geburten bei Texel saisonal, die Auen lammen einmal pro Jahr in der Zeit von Dezember bis Mai ab.
Mit dem Potenzial für viel Zutraulichkeit: Suffolk
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Erstmals als Standard beschrieben wurde die Suffolk-Rasse 1810. Sie geht auf eine Kreuzung zwischen dem Muttertier Norfolk und dem Widder Southdown in England zurück. Schweizer Herdebuch-Suffolk-Schafe wurden reinrassig aus Frankreich, Deutschland oder Irland importiert.
Auffallend an dieser Rasse ist der glänzend schwarz behaarte Kopf mit den leicht fallenden Ohren. Die Schafe sind gross, Auen gute Mütter, Widder gute Väter und Hüter ihrer Herden und eignen sich ausserdem als Kreuzungspartner für die Produktion von Qualitätslämmern. Suffolk zeichnet sich überdies durch Widerstandsfähigkeit, gute Milch- und Fleischleistung sowie Berggängigkeit aus. Die Tiere sind ruhig, wenig schreckhaft und können bei entsprechender Zuwendung sehr zutraulich werden.
Freundliches Schaf für Christbaumkulturen: Shropshire
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Auch Shropshire ist eine ursprünglich englische Rasse, die aus der Kreuzung verschiedener anderer entstanden ist. In der Schweiz werden Shropshire seit den ersten Importtieren aus England und Dänemark reinrassig weitergezüchtet.
Diese Schafrasse hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem braunköfpigen Fleischschaf, ist aber eher kleiner. Wie das Braunköpfige Fleischschaf zeigen auch Shropshire-Schafe eine gute Milch- und Fleischleistung, zudem haben sie gute Muttereigenschaften und ein ruhiges, freundliches Wesen. Da diese Tiere eine ausgeprägte Abneigung gegen Nadelbäume haben, eignen sie sich bestens für die Beweidung von Christbaumkulturen, aber auch von Streuobstwiesen oder Rebbergen.
Rosarot, anspruchslos und neugierig: Rouge de l'Ouest[IMG 12]
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Wie der Name es vermuten lässt, kommt die Rasse Rouge de l'Ouest aus Frankreich, wo sie über die Kreuzung von lokalen Milchschafen mit englischen Leicester- und genügsamen Wensleydale-Schafen geformt worden ist. So entstanden ist auch Bleu du Maine, eine Rasse, die sich nur durch die Hautfarbe am Kopf von Rouge de l'Ouest unterscheidet. In der Schweiz gibt es eine reinrassige Population, die auf Importtiere aus Frankreich zurückgeht.
Dank dem Mix unterschiedlicher Vorfahren zeigen Schafe dieser Rasse gute Milch- und Fleischleistungen und gute Muttereigenschaften. Ihr Körper ist gedrungen mit feinen Beinen, die wie der Kopf unbewollt und von roter bis rosaroter Farbe sind. Rouge de l'Ouest ist eine ausgesprochene Fleischrasse, aber anspruchslos in der Grundfutterwahl. Ihr Charakter wird als temperamentvoll, lebhaft und sehr neugierig beschrieben, die Tiere sollen sich gut zähmen lassen.
Afrikanische Rasse mit internationaler Karriere: Dorper
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Südafrikanische Dorper-Schafe (der Name erinnert an die ursprüngliche Kreuzung von Dorset-Horn-Böcken mit Blackhead-Persian-Auen) gibt es sozusagen in zwei Ausführungen: mit schwarzem Kopf und Hals (Dorper, etwa 85 Prozent der Tiere) und White Dorper (ganz weisse Schafe, 15 Prozent der Bestände). In den letzten 20 Jahren entwickelte sich die Rasse weltweit rasant und wird heute in 57 Ländern gezüchtet.
Auffallend bei den mittelgrossen Dorper-Schafe ist ihr kräftiger, fassförmiger Rumpf und die gute Bemuskelung. Sie haben ein kurzes, leichtes Fell, das im Frühsommer nicht immer vollständig abgeworfen wird. Sowohl die Beine und der Kopf als auch der Bauch tragen keine Wolle. Die südafrikanische Rasse ist sehr tolerant gegenüber Insekten, frisst auch überständiges Gras oder Buschwerk, ist kälte- und hitzetolerant und ruhig. Ausserdem haben diese Tiere einen ausgeprägten Herdeninstinkt.
Vollfleischig und für jedes Klima geeignet: Ile-de-France Suisse
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Diese Tiere haben Merino-Blut, sind aber auf Fleischigkeit gezüchtet worden. Die grössten Populationen zur Entstehungszeit der Rasse Ile-de-France waren in der gleichnamigen Region rund um Paris zu finden. Sie entstand aus der Kreuzung von Leicesterschafen mit französischen Merinos. In der Schweiz gibt es eine auf Importe zurückgehende Reinzucht.
Ile-de-France-Schafe sind gross, mit kurzen, kräftigen Beinen und vollfleischig bis sehr vollfleischig. Ausserdem gelten die Tiere als widerstandsfähig mit guter Milch- und Fleischleistung. Dank ihrer Anpassungsfähigkeit und Genügsamkeit sind sie weltweit in trockenen, kalten bis tropischen Klimazonen vertreten und eignen sich für die Stall- genauso wie für die Weidehaltung.
In allen Farben und mit natürlichem Woll- und Haarwechsel: Nolana
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Bei der züchterischen Formung dieser ursprünglich deutschen Schafrasse waren diverse andere Rassen beteiligt. So züchtete man die Tiere hin zu einem Fleischschaf, das dank seinem natürlichen Woll- und Haarwechsel nicht geschoren werden muss. In der Schweiz sind verschiedene Rassen für Veredelungskreuzungen mit Nolana zugelassen.
Nolana sind widerstandsfähige, mittelgrosse Fleischschafe. Bei dieser Rasse sind alle Farben und Pigmente anerkannt. Kopf, Bauch und Beine tragen keine Wolle, während die bewollten Körperpartien das im Spätherbst gebildetes stark fetthaltige Wintervlies im Frühling nach und nach in Flocken abstossen. Darauf folgt das Sommervlies. Nolana-Schafe können sich an übermässige Sommerhitze genauso anpassen, wie an plötzliche Kälteeinbrüche. Auch sonst sind die zutraulichen und aufmerksamen Tiere gesundheitlich robust, nämlich tolerant gegen Würmer und auf sehr gesunden Klauen unterwegs.
Wildes Aussehen und Fleisch mit Wildnote: Bündner Oberländer Schafe
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Die Ursprungsrassen des Bündner Oberländer Schafs sind vielzählig und vielgestaltig, stammen aber allesamt aus der Schweiz. Pro Specie Rara startete in den 1980ern einen Neuanfang, und führte verschiedene selten gewordene Schafrassen zum Bündner Oberländer Schaf zusammen. Heute sind diese Tiere zwar noch immer selten, aber in der ganzen Schweiz vertreten.
Bündner Oberländer Schafe ähneln in ihrem Körperbau und ihrem Wesen ihren fast wilden Vorfahren: Sie sind eher leicht und fein gebaut, dabei aber robust, trittsicher und anpassungsfähig. Sie sind scheu und wachsam, können aber auch sehr zutraulich werden. Widder dieser Rasse tragen ein Schneckengehörn, die Auen sind z. T. hornlos. Bündner Oberländer Schafe liefern Wolle und Fleisch mit einer leichten Wildnote. In einer rassenreinen Herde können weisse, schwarze, braune, silbergraue und gämsfarbige Schafe auftauchen.
Legendär fruchtbar und klauengesund: Engadinerschafe
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Das Engadinerschaf hat in seiner namensgebenden Bündner Ursprungsregion Jahrhunderte alte Wurzeln, wurde aber fast vom Weissen Alpenschaf verdrängt. Heute sind die Bestände mit der Unterstützung von Pro Specie Rara steigend.
Meistens kommen Engadinerschafe mit fuchsbrauner Wolle daher, es gibt aber auch schwarze Tiere. Äusserlich zeichnen die hängenden Ohren, die ausgeprägte Ramsnase und die grosse Körpergrösse die Rasse aus. Weiter bezeichnet Pro Specie Rara ihre Fruchtbarkeit als legendär: Eine Aue könne pro Jahr bis zu 3 Lämmer gebären – dies dank Mehrlingen und kurzen Abständen von nur 7 bis 8 Monaten zwischen zwei Geburten. Engadinerschafe haben ausserdem sehr gesunde Klauen, sind pflegeleicht, aufmerksam und freundlich. Sie werden von Hobbyhaltern wie Profis für die Produktion von Fleisch und Wolle eingesetzt.
Die mit den längsten Ohren: Saaser Mutten
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2015 bestätigte eine Genanalyse: Saaser Mutten sind nicht einfach Bergamaskerschafe in der Schweiz, sondern eine eigenständige Rasse, die sich als Lokalschlag im Simplon- und Saastal entwickelt hat. Letztere Region gab den Schafen ihren Namen: «Mutten» ist ein Walliser Ausdruck für «Schaf» – somit sind Saaser Mutten eben Schafe aus dem Saastal.
Während ihre Vorfahren, die Bergamaskerschafe, nur mit weisser Wolle auftreten, gibt es Saaser Mutten auch braun oder braun-weiss gescheckt, wobei die farbigen Tiere häufiger werden. Typisch sind wie beim Engadinerschaf die langen Hängeohren und die Ramsnase. Saaser Mutten liefern zwar eine feine Wolle, werden aber hauptsächlich zur Fleischproduktion gehalten. Die Rasse gehört zu den grössten in der Schweiz und ist für einen ruhigen und zutraulichen Charakter bekannt. Zwillingsgeburten sind bei diesen «Lampiohren» keine Seltenheit.
Kleine Kelten mit ursprünglichen Qualitäten: Skudden
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Zu den kleinen, mischwolligen Skudde-Schafen passt der Ausdruck «Heideschaf» gut. Sie gelten als Nachfahren der keltischen Schafe. Die ursprünglichen Bestände in Ostpreussen und dem Baltikum fielen fast vollständig dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Unter anderem in der Schweiz konnten aber einige Vertreter dieser Rasse überleben.
Skudden wurden nie auf Milch- oder Fleischleistung hin gezüchtet und ihren wilden Vorfahren daher noch ziemlich ähnlich. Sie haben einen starken Herden und die Widder einen starken Beschützerinstinkt. Ihr geringes Körpergewicht beugt belastungsbedingten Klauenproblemen vor und macht sie sehr geländegängig. Am häufigsten sind Skudden mit weissem Haar und Wolle, es gibt aber auch braune oder schwarze. Zwar können sie extensiv und ganzjährig draussen gehalten werden, die lebhaften und aufmerksamen Schafe benötigen aber ausreichend Raufutter in guter Qualität und einen Unterstand zum Schutz vor Wind und Wetter.
Mit Brille und in jungen Jahren gefleckt: Spiegelschafe
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Die Wiege der Rasse der Spiegelschafe dürfte in Graubünden liegen, aber die charakteristische Zeichnung am Kopf geht wahrscheinlich auf eine Vermischung mit dem Kärntner Brillenschaf und dem Villnöser Schaf zurück. Von diesen beiden Rassen unterscheiden sich Spiegelschafe darin, dass sie keine Ramsnase haben.
Die Tiere sind mittelgross, hornlos und an Beinen, Bauch und kopf unbewollt. Der Name «Spiegelschaf» spielt auf die wolllose Stirn an, die im Fachjargon «Spiegel» heisst. Typisch ist die Gesichtszeichnung mit hellbrauner bis schwarzer Augenpartie (Brille), Ohren und Maul. Lämmer, die oft als Zwillinge auf die Welt kommen, tragen meist ein vollständig gepunktetes Fell. Nach der ersten Schur wächst es aber auch dort, wo die Haut dunkel pigmentiert ist, weiss nach. Was ihre Ansprüche betrifft, sind Spiegelschafe genügsam, mastfähig und gut für eine extensive Haltung geeignet.
Stets mit Horn und ziegenhaftem Appetit: Walliser Landschafe
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Man nimmt – angesichts der sowohl von Auen wie auch von Widdern getragenen Hörnern wenig verwunderlich – an, dass das Walliser Landschaf mit dem Walliser Schwarznasenschaf verwandt ist. In der Rasse der rotbraun bis schwarz bewollten Walliser Landschafe sind verschiedene Landschläge vereint.
Vertreter dieser Rasse sind mittel bis gross gewachsen, standortreu, geländegängig, ruhig und zutraulich. Neben den spiralig gewunden Hörnern haben Walliser Schafe längliche Ramsnasen. Viele tragen einen weissen Stern und eine weisse Schwanzspitze. Pro Specie Rara bezeichnet das Walliser Schaf als eine Mehrnutzungsrasse par excellence: Ihr fettarmes, delikates Fleisch werde gerühmt, die Wolle zum Filzen geschätzt und die Tiere zur Landschaftspflege eingesetzt. Für Letzteres qualifiziert diese Schafe besonders ihr «ziegenhafter Appetit» auf Rinden und Blätter und die Tatsache, dass sie auch älteres Gras nicht verschmähen.