Abo Gemeinsam bekämpfen Was mache ich, wenn ich eine Asiatische Hornisse oder deren Nest entdecke? Dienstag, 23. September 2025 Die fallenden Blätter offenbaren einschüchternd grosse Nester der Asiatischen Hornissen in den Zweigen. Die Suche und Bekämpfung der invasiven Art laufen auf Hochtouren. Allerding ist die Asiatische Hornisse ist nur eine von über 200 Arten, die in der Schweiz als invasiv gelten, darunter in der Landwirtschaft aus leidiger Erfahrung bestens bekannte Pflanzen wie Berufkraut, Japanknöterich oder Goldrute. Eine Revision des Umweltschutzgesetzes soll für ein effizienteres Vorgehen gegen sie sorgen, wobei es Zweifel gibt, ob die Vorlage diesem Ziel gerecht wird. 

Ermächtigung für die Kantone, Bund erstellt zentrale Liste

Das geltende Recht reiche nicht aus, um die Folgen invasiver Arten durch ein möglichst frühzeitiges Eingreifen gering zu halten, heisst es in der Vernehmlassungsunterlagen. Bis zum 13. Oktober 2025 konnten sich interessierte Kreise zu den Vorschlägen des Bundes äussern. 

Abo Asiatische Hornissen leben von Zucker aus Nektar, Honigtau oder reifen Früchten. Für ihre Brut sind sie aber auf Proteine angewiesen, weshalb sie Jagd auf Honigbienen und andere Insekten machen. Eingeschleppte Art Die Invasion der Asiatischen Hornisse ist «in vollem Gang» Freitag, 13. Dezember 2024 Die Gesetzesrevision soll die Kantone ermächtigen, Massnahmen zur Bekämpfung und gegen die Weiterverbreitung besonders problematischer invasiver gebietsfremder Organismen festzulegen. Der Bund kümmert sich um Erlasse gegen das Einschleppen solcher Arten in die Schweiz und ihre Bekämpfung auf grossen Infrastrukturanlagen wie Eisenbahnanlagen. Ausserdem erstellt der Bund eine Liste invasiver Arten, gegen die kantonale Massnahmen ergriffen werden können. Das soll laut Bundesamt für Umwelt (Bafu) ein schweizweit koordiniertes Vorgehen sicherstellen. «Zudem sollen sich die Kantone untereinander und soweit erforderlich mit dem Bund abstimmen.»

Imker fordert mehr nationale Koordination statt Kantönligeist

Der Imkerdachverband Apisuisse findet, es brauche eine nationale Strategie und Koordination, um Arten wie der Asiatischen Hornisse beizukommen. Dieses Insekt breite sich «seit Jahren fast ungehindert» in der Schweiz aus und bedrohe neben Honigbienen auch einheimische Bestäuber und andere Insekten. Der Kantönligeist drohe, eine effektive Bekämpfung auch künftig zu verhindern. «Dadurch unterscheiden sich die Strategien und verfügbaren Ressourcen je nach Kanton teilweise erheblich», erklärt Apisuisse-Präsident Mathias Götti Limacher. «Eine wirksame Eindämmung erfordert jedoch klare Zuständigkeiten, verbindliche Vorgaben und eine koordinierte Finanzierung durch den Bund.» Weiter fordert Apisuisse ein schweizweites Überwachungssystem, um frühzeitig reagieren zu können. 

Was soll alles auf die Liste der zu bekämpfenden Arten?

Die Liste des Bundes mit den zu bekämpfenden Arten zuhanden der Kantone bereitet Pro Natura Kopfzerbrechen. Der Umweltverband warnt davor, diese noch nicht vorliegende Zusammenstellung zu eng zu fassen. «Sie muss umfassend und wissenschaftlich fundiert sein, damit sie wirksam zum Schutz der Biodiversität beiträgt», teilt Pro Natura mit. Der Schweizer Bauernverband (SBV) betont, bei der Liste müssten die betroffenen Branchen mitreden können – insbesondere die Landwirtschaft. Es sei zentral, dass wirtschaftlich relevante Arten wie etwa Erdmandelgras, Berufkraut oder Japankäfer aufgenommen würden. 

Zur nationalen Koordination schreibt der SBV, diese sei bei «Organismen von besonders hohem Schadenspotenzial» zu prüfen. «Gleichzeitig muss der Handlungsspielraum der Kantone gewahrt bleiben, damit regionale Unterschiede im Auftreten von invasiven Arten berücksichtigt werden können.» 

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Präventiv importierte Ware in Stichproben kontrollieren

Lobend erwähnt Pro Natura «wichtige Schritte» zur Prävention in der Vorlage: Neu soll der Bund auch Zollkontrollen durchführen können, um die unbeabsichtigte Einfuhr zu verhindern. Namentlich sind stichprobenartige physische Kontrollen von Waren vorgesehen, etwa Nahrungsmittel oder Topfpflanzen, aber auch Verpackungsmaterial oder Holzpaletten. Lebende Pflanzen gelten z. B. als Einschleppungsweg für den Japankäfer. Der Asiatische Laubholzbockkäfer ist vor Jahren als blinder Passagier in Paletten zuerst von China in die USA und dann weiter in diverse Länder gelangt.

Die Finanzierung der Massnahmen wirft Fragen auf

Abo Die App zur Bekämpfung von invasiven Neophyten. «Zämesammle» soll Landwirte und freiwillige Helfer vernetzen Gemeinsam gegen Neophyten – die Aargauer machen es mit einer neuen App vor Mittwoch, 26. März 2025 Der Bund gibt sich zuversichtlich, dass die neuen Massnahmen gegen invasive Organismen mit den bestehenden Ressourcen umgesetzt werden können. Künftig dürfte sogar mit rückläufigen Kosten für die Bekämpfung und für Schäden durch solche Arten zu rechnen sein, schreibt das Bafu. 

Diese Meinung teilt Pro Natura nicht. «Für erfolgreiche Massnahmen sind zusätzliche finanzielle und personelle Ressourcen nötig», so die Haltung des Umweltverbands. Der SBV teilt diese Sorge, «ohne substanzielle Zusatzmittel werden invasive gebietsfremde Organismen nicht wirksam bekämpft werden können.» Schliesslich würden in der Praxis wichtige Akteure regelmässig auf fehlendes Budget hinweisen. Das Bafu müsse seine Aufgaben neu priorisieren und entsprechende finanzielle Ressourcen verschieben, damit für Anlagen im Verantwortungsbereich des Bundes – z. B. Eisenbahnen und Strassen – genügend Finanzen verfügbar sind.

Die Landwirtschaft nicht länger allein in der Pflicht 

Dass es bessere Regeln für Bekämpfung und Prävention braucht, darüber herrscht bei SBV, Pro Natura und Apisuisse Einigkeit. «Ob die neuen Regeln ausreichen, hängt jedoch von der konkreten Umsetzung ab», bemerkt der Umweltverband. Der SBV bringt zusammenfassend seine Unterstützung für die Vorlage zum Ausdruck. Wichtig seien dabei aber klare und verbindliche Verantwortlichkeiten für alle relevanten Akteure – zumal bisher nur die Landwirtschaft zu Bekämpfungsmassnahmen verpflichtet sei. «Es muss anerkannt werden, dass die Landwirtschaft ihren Beitrag seit Jahren leistet und nicht länger allein in der Pflicht stehen darf», schliesst der SBV.