Den meisten Landwirten dürfte der Begriff «invasive Neophyten» bekannt sein. Sie können die einheimische Biodiversität beeinträchtigen und in der Landwirtschaft zu Ertragsausfällen führen. Ihre Bekämpfung erfordert Zeit und Geduld. Mit all den anderen Arbeiten, die auf einem Betrieb anfallen, bleibt jedoch meist nicht genügend Zeit dafür. Doch was wäre, wenn mittels einer App freiwillige Neophytensammler mit Landwirten zusammengebracht werden könnten, auf deren Flächen die unerwünschten Pflanzen wachsen? Quasi eine Art Dating-Plattform für die Bekämpfung invasiver Pflanzen. Genau eine solche Plattform hat der Kanton Aargau vergangenen Freitag mit der App «Zämesammle» lanciert.
«Es gibt sehr viele Flächen im Kanton Aargau, in der Schweiz und weltweit, die von invasiven Neophyten betroffen sind und das nicht nur in der Landwirtschaft. Gleichzeitig gibt es aber auch sehr viele Menschen, die helfen möchten, diesem Problem entgegenzuwirken», so Thomas Hufschmid, der bei der Präsentation der App stellvertretend für die Koordinationsstelle Neobiota des Kantons Aargau referierte.
Kostenlos registrieren
Die Plattform verbindet freiwillige Helfer mit Landwirten, auf deren Nutzflächen der Druck durch invasive Neophyten besonders hoch ist. Zur Nutzung müssen sich sowohl die Helfer als auch die Landwirte kostenlos registrieren – unter anderem auch aus Datenschutzgründen. Einmal registriert, können die Landwirte ihre von Neophyten befallenen Flächen angeben und zusätzlich vermerken, welche Neophytenarten auf der jeweiligen Parzelle vorkommen. Ausserdem können sie angeben, ob sich die Fläche eher für Einzelpersonen, Familien, Gruppen oder Schulklassen eignet. Als Dankeschön können sie den Helfern eine kleine Belohnung offerieren.
Genaue Instruktionen sind wichtig
Genau wie die Landwirte registrieren sich auch die freiwilligen Helfer und geben an, ob sie als Einzelperson oder als Gruppe tätig sind. Auf einer Karte lassen sich die betroffenen Flächen ausfindig machen. Findet sich eine passende Fläche beziehungsweise ein passender Helfer, kann dieser über die Kontaktfunktion benachrichtigt und der Einsatz geplant werden. Die Nachrichten erhält der Angeschriebene per E-Mail. Sobald der Einsatz geplant ist, kann es auch schon losgehen. Wichtig ist, dass die Helfer vor Ort gut instruiert werden. Zudem muss ihnen von den Flächenbewirtschaftenden das notwendige Werkzeug zur Verfügung gestellt werden. Ebenso entscheidend ist die korrekte Entsorgung des gejäteten Materials – auch dies liegt in der Verantwortung der Flächenbewirtschafter.
Auf der Internetseite der Plattform findet sich eine Zusammenstellung von fünf Neophyten, die besonders häufig auf landwirtschaftlichen Flächen vorkommen. Die verlinkten Merkblätter geben Auskunft über die verschiedenen Neophytenarten und enthalten Tipps, wie das Entfernen am besten gelingt. Um Verwechslungen zu vermeiden, sind zudem Bilder von ähnlich aussehenden Pflanzen aufgeführt.
Irgendwann national nutzbar
Aktuell ist die Registrierung nur für Flächen im Kanton Aargau möglich. «Wir wissen aber alle, dass Neophyten nicht an der Aargauer Grenze Halt machen», so Thomas Hufschmid. Man habe daher die klare Absicht, die App weiterzuentwickeln, sodass sie künftig auch national genutzt werden könne. «Es wird sich zeigen, wie rasant die Teilnehmeranzahlen wachsen. Wir haben bereits erste Hinweise von anderen Kantonen erhalten, dass auch dort Interesse an der App besteht», so Hufschmid. Auch Gemeinden, Schulen, Bundesbetriebe und weitere Institutionen mit Flächen, auf denen invasive Neophyten vorkommen, wolle man die App nicht vorenthalten.
Open Farming Hackdays
Ihren Ursprung hatte die Neophyten-App an den sogenannten «Open Farming Hackdays» des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg. Hier kommen jährlich während 32 Stunden Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten zusammen, um an neuen digitalen und nachhaltigen Lösungen für die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft zu tüfteln. «Was diese Veranstaltung so besonders macht, ist die Vielfalt der Teilnehmenden: Landwirtinnen und Landwirte, Entwicklerinnen und Entwickler, Studierende und Unternehmer – sie alle bringen ihre einzigartigen Fähigkeiten und Perspektiven ein. Dieser interdisziplinäre Ansatz führt zu äusserst vielversprechenden Lösungen», so der Aargauer Regierungsrat Markus Dieth.