Fast alle Bodeneigenschaften seien an den Humusgehalt gebunden, heisst es in der Dokumentation zu den No-Till-Feldtagen 2021. Generell gelte: Je mehr organische Substanz ein Boden enthalte, desto mehr werden die Bodenfunktionen verbessert. Setzt man Massnahmen zur Steigerung des Humusgehalts um – wie sie bei der Konservierenden Landwirtschaft zentral sind – bieten sich Bodenanalysen besonders an. Weiter können sie im Sinne einer Standortbestimmung wertvoll sein und sind ausserdem alle 10 Jahre im Rahmen des ÖLN vorgeschrieben. Zwar sprechen die Kulturen was die Bodenfruchtbarkeit angeht eine eigene Sprache, man kann physikalische, chemische und biologische Eigenschaften aber auch genauer analytisch bestimmen (lassen).

Physikalische Aspekte mit Wasserglas, Palettgabel oder Spaten prüfen

[IMG 4]Am einfachsten selbst abzuschätzen ist der physikalische Zustand des Bodens. Um die Stabilität der Krümel und damit die Verdichtungsanfälligkeit und das Erosionsrisiko zu überprüfen, hilft der Slaketest. Dabei lässt man eine Handvoll Erde vom Feld in einem groben Sieb einige Minuten in einem Gefäss mit Wasser stehen (zwischendurch leicht schütteln) und beobachtet, wie viele Partikel sich lösen. Je weniger die Erde zerfällt und je klarer das Wasser bleibt, desto besser.

Etwas tiefer schaut man mit einem Teleskopprofil. Dabei wird mit der Palettgabel in einem Winkel von 30-45 Grad ein dreieckiges Stück Erde aus dem Feld gestochen. In diesen obersten 50-60 Zentimetern zeigen sich die Durchwurzelung und die Klumpengrösse. Je kleiner die Klumpen und je ungehinderter sich die Wurzeln ihren Weg nach unten bahnen können, desto besser. Regenwurmgänge zeigen die Aktivität dieser Bodenverbesserer und ein paar Tropfen Salzsäure (Vorsicht ätzend) den Kalkgehalt des Bodens.

Adrian von Niederhäusern, wissenschaftlicher Mitarbeiter in Grangeneuve, erklärt das Teleskopprofil und den Slaketest:

[IMG 2]

Der Klassiker unter den physikalischen Untersuchungen ist die Spatenprobe. Damit lässt sich neben der Wirkung bodenschonender Verfahren auch die Befahrbarkeit beurteilen. Eine detaillierte Beschreibung zur Durchführung und Interpretation einer Spatenprobe finden Sie in folgendem Video:

[IMG 3]

Die Chemie muss stimmen

Um den chemischen Zustand des Bodens zu bestimmen, gibt es verschiedene Analysemöglichkeiten. «In der Schweiz haben wir mit den Standard-Bodenanalysen (CO2 und EDTA) am meisten Erfahrung und somit solide Handlungsempfehlungen. Daher würde ich diese empfehlen», meint Adrian von Niederhäusern. Besonders wenn man den Humusaufbau verfolgen will sei es wichtig, den Humusgehalt analytisch zu bestimmen und sich nicht auf Schätzmethoden zu verlassen.

Für spezifische Fragen nennen von Niederhäusern und sein Kollege Joël Grossrieder verschiedene Zusatz- und Spezialanalysen:

Kinsey: Zur Optimierung von Nährstoffvorräten und -verhältnissen und damit auch der Bodeneigenschaften und Nährstoffaustauschkapazität. Da hierbei Proben nach Übersee geschickt werden und man mit der Kombination einer Standardanalyse und KAK eine ähnliche Informationsgrundlage bekommt, würde Grossrieder die Analyse nach Kinsey nicht empfehlen.[IMG 5]

KAK (Kationenaustauschkapazität): Speicherpotential und chemische sowie physikalische Bodeneigenschaften. Effektive KAK oder Basensättigung lassen sich auch anhand des Ton- und Humusgehalts abschätzen.

Balzer: Humusdynamik und Phosphor-Verfügbarkeit. Im Biolandbau verbreitet.

Die Kosten unterscheiden sich je nach Methode, fährt von Niederhäusern fort. Die ÖLN-Standardanalyse liege zwischen rund 50-60 Franken pro Probe, Spezialanalysen im Bereich um 100 Franken. Die Ergebnisse könne man auf Basis der GRUD selbst interpretieren, zumal die Labore meist Angaben machen zu den empfohlenen Werten. «Die Spezialanalysen sind häufig weniger selbsterklärend, hier kann eine Beratung oder ein Selbststudium hilfreich sein», ergänzt der Fachmann.

Agroscope veröffentlicht jährlich eine Liste mit Labors, die für ÖLN-Bodenanalysen und Düngeberatungen zugelassen sind.

Biologische Messungen vor allem als Vergleich

Je lebendiger der Boden, desto förderlicher für das Pflanzenwachstum, weshalb ein möglichst aktiver Untergrund angestrebt wird. Um die Aktivität des Bodenlebens sichtbar zu machen, hat der Unterhosen-Test unlängst eine gewisse Berühmtheit erlangt. Dabei wird eine Baumwoll-Unterhose für zwei Monate vergraben und danach der Abbaugrad beurteilt. Je weniger davon übrig ist, desto besser. Schon länger praktiziert wird das Vergraben von Teebeuteln, das auch für wissenschaftliche Studien zum Einsatz kommt. Ein Merkblatt des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL) erklärt Vorgehen und Interpretation.

Adrian von Niederhäusern gibt zu bedenken, dass biologische Untersuchungen von Jahreszeit, Wetter und Kultur abhängig sind. Das gilt teilweise auch für technischere Methoden wie die Messung der Basalatmung, der mikrobiellen Biomasse oder die N-Mineralisierung. Gerade mit Unterhosen und Teebeuteln fehle die Erfahrung, ob sich damit zweifelsfrei eine Verbesserung oder Verschlechterung zwischen den Jahren feststellen liesse. «Diese Tests eignen sich daher insbesondere für den Vergleich verschiedener Parzellen oder Anbauweisen», schlussfolgert er.

[IMG 6]

Düngung über die Fruchtfolge ausgleichen

BodenbearbeitungMerkmale eines gesunden und fruchtbaren BodensDienstag, 17. September 2019 Neben der Bodenbearbeitung hat die Düngung einen entscheidenden Einfluss auf die Verhältnisse im Untergrund. Zwar werde bei der Kinsey-Methode eine jährliche Ausgleichsdüngung empfohlen. Hierzulande würde Joël Grossrieder aber raten, die Düngung über die Fruchtfolge auszugleichen und an die verschiedenen Kulturen anzupassen. Dies aus wirtschaftlichen und arbeitstechnischen Gründen. Eine alljährliche Bodenanalyse ist seiner Meinung nach zu teuer und auch nicht nötig, vielmehr mache ein Rhythmus von 5-7 Jahren oder nach einem Fruchtfolgezyklus Sinn. Zu diesem Zeitpunkt könne man damit die Düngung evaluieren. «Diese Vorgehensweise nimmt Rücksicht auf die Schweizer Bedingungen (Mischbetriebe) und erlaubt den Einsatz von Hofdüngern, die bei einem fachgerechten Einsatz einen positiven Effekt auf die Bodenfruchtbarkeit haben.»

Was man zu Humus und Fruchtbarkeit weiss

Die Dokumentation der No-Till-Feldtage listet einige Erkenntnisse zum Zusammenspiel von Humus (organische Substanz OS) und Fruchtbarkeit auf:

Die Stabilität der Bodenstruktur ist vom Verhältnis OS/Ton abhängig.
Ein Verhältnis von 0,17 gilt als akzeptables Niveau.
Je höher das OS/Ton-Verhältnis, desto schwieriger ist die Steigerung des Humusgehalts bei gleichbleibender Bodenbearbeitung.
Der Verzicht auf Bodenbearbeitung wird umso wichtiger, je grösser das Verhältnis OS/Ton.

[IMG 9]

Ungleichgewichte durch betriebseigene Hofdünger

Eine Ausgleichsdüngung mit Hofdüngern sei meist schwierig, ergänzt Adrian von Niederhäusern. «Häufig entstehen die Ungleichgewichte auch durch eine einseitige Düngung mit den auf dem Hof verfügbaren Düngern», gibt er zu bedenken. Eine gewisse Korrektur könne durch den Abtausch von Hofdüngern mit anderen Betrieben oder die gezielte Düngung einzelner Parzellen mit Gülle oder Mist erreicht werden.

Gülle sollte unter die Mulchschicht kommen, am besten per Injektion oder mit einem Schleppschlauch, schreibt die IG Swiss No-Till (SNT). Unvergorene feste Hofdünger seien in der Konservierenden Landwirtschaft hingegen wegen der fehlenden Einarbeitung mit einem erhöhten Verlustrisiko verbunden, bemerkt Grossrieder. Dafür gibt es laut SNT keine technische Lösung.

[IMG 7]

Mist in die stehende Kultur

Mist und Kompost sind trotzdem enorm wichtig für die Bodenfruchtbarkeit, betont Adrian von Niederhäusern: «Einerseits als Humuseintrag, aber auch als Nahrung für die Bodenbiologie». Eine Lösung hat Martin Häberli-Wyss aus Rosshäusern (Kanton Bern) gefunden. Wie er in einer Publikation der SNT schildert, bringt er fein zerkleinerten Mist als Bodenverbesserer in stehende Kulturen aus.

Boden-Serie (4)

[IMG 8]Durch ganzflächige, intensive Bodenbearbeitung wird organische Substanz für Bodenorganismen zugänglicher und es kommt mehr Luft ins Gefüge, Humus geht verloren. Der Pflug bietet aber auch viele Vorteile, etwa eine schnellere Mineralisierung, Erwärmung und Abtrocknung des Bodens. In einer Serie informieren wir  Sie über den Stand des Wissens zur Konservierenden Landwirtschaft, die auf wendende Bearbeitung verzichtet und daher als bodenschonend gilt. Hier gehts zum Dossier.