Eine Leguminosen-Untersaat im Mais bewährt sich besser als eine Raigras-Mischung. (Bild Hansueli Dierauer)UntersaatMais-Untersaat – lohnt sich das überhaupt?Freitag, 18. Oktober 2019 Ob Andy Jenni sein Vorhaben einer Untersaat im Körnermais umsetzen kann, steht noch nicht fest. «Ich plane nach der Saat 3–4 Hackdurchgänge und möchte im letzten gleichzeitig säen», erklärt der Landwirt aus Bangerten BE. Der Mais ist seit letzter Woche im Boden, aber die Nässe könnte ihn am Striegeln und Hacken hindern.

Mulchsaat und Extenso

Allgemein möchte Andy Jenni vermehrt mit Untersaaten arbeiten. Seit 14 Jahren bewirtschaftet er seine 25 ha LN pfluglos (Mulchsaat) mit Getreide, Mais und Raps (alles Extenso) sowie Kartoffeln und Zuckerrüben. Nur ein-, zweimal hat Jenni Problemparzellen wendend bearbeiten müssen. Von der Untersaat mit Weissklee im Mais erhofft er sich eine bessere Befahrbarkeit der Fläche im Herbst und zusätzlichen Stickstoff für die Kultur. «Solange wir die nötigen Herbizide zur Verfügung haben, geht es gut mit pfluglos», meint der Landwirt. Untersaaten wären aber eine gute Alternative, die den Boden bedecken und so vor Hitze und Erosion schützen sowie die Struktur erhalten.

Bei Raps hat es nicht funktioniert

Mit Untersaat und FangstreifenGygax’ bauen ohne Ertragseinbussen Raps insektizid- und herbizidfrei anDonnerstag, 4. Mai 2023 Die Untersaat im Mais wäre für Jenni eine Premiere. «Es sind alles Versuche, dieses Risiko geht man ein», bemerkt er. Das geht nicht immer gut: «Beim Raps habe ich die falsche Untersaat verwendet, mit rasenbildenden Gräsern.» Die Konkurrenz sei zu gross geworden und der Raps konnte sich teils gar nicht mehr entwickeln. Er hätte den Raps im Herbst aber auch besser düngen müssen, schätzt Jenni, damit die Kultur im Frühling genug Kraft zum schnellen Wachstum hat. Mulchen will er seinen Raps aber nicht, «ich sehe es in diesem Jahr als Direktzahlungs-Kultur», meint der Landwirt. Immerhin gibt es dafür Beiträge für Herbizid- und Insektizidverzicht sowie angemessene Bodenbedeckung. Ausserdem gibt Jenni zu bedenken, dass Mulchen und neu Säen von Mais statt Raps auch aufwendig wäre.

Den aktuellen Prognosen zufolge wird der Mai nass bleiben und Andy Jenni womöglich die mechanische Unkrautbekämpfung mit einer Herbizidanwendung ersetzen. «Dann gibt es eben keine Untersaat.» Eine Möglichkeit bei unbefahrbaren Flächen wäre die Saat per Drohne, was allerdings mit hohen Kosten verbunden ist.

Vielseitig nützlich
Untersaaten versprechen verschiedene Vorteile:
- Bei guter Entwicklung geringeres Erosionsrisiko.
- Samenunkräuter unterdrückt.
- Bessere Tragfähigkeit des Bodens bei der Ernte.
- Stickstofffixierung durch Leguminosen.
- Verwertung der Nährstoffe im Boden nach Maisernte.
- Beweidung nach der Maisernte möglich (Kleegras-Mischungen).

Nachteile sind die Konkurrenz um Wasser bei starker Trockenheit und die Kosten fürs Saatgut. Generell gilt der Erfolg des Systems als witterungs- und standortabhängig. jsc

Noch nicht überwunden

BiodiversitätUntersaaten in Ackerkulturen schützen den Boden und die BiodiversitätDonnerstag, 19. Mai 2022 Untersaaten wären auch im Getreide eine Option. «Dazu habe ich mich aber noch nicht überwinden können», meint Andy Jenni. Obwohl z. B. Weissklee in spät gesätem Weizen seiner Meinung nach eine Win-win-Situation wäre, wenn der Striegel den Herbizideinsatz ersetzt und gleichzeitig die Untersaat erfolgt. Für späten Weizen könnte er sich vorstellen, im Herbst noch zu spritzen und dann im Frühling erst eine Untersaat zu säen.

Die Frage des Strohs

Am ehesten würde Andy Jenni eine Untersaat in Getreide in weiten Reihen machen, was für diesen Acker-BFF-Typ mit Klee und Klee-Gras-Mischungen erlaubt ist. Was ihn allerdings noch skeptisch macht, ist der Gedanke ans Stroh. «Ich möchte keine grüne Untersaat in der Presse», meint er. Vielleicht wäre es eine Option, das Stroh zu häckseln – nächstes Jahr dann.

Untersaat wie eine Hauptkultur bewirtschaften

HAFL, Agridea, Vogelwarte, Uni Bern und Swiss No-Till haben sich in einem Ressourcenprojekt mit Mais-Untersaaten befasst. Ziel ist, die Untersaat möglichst früh (bis zum 3-Blatt-Stadium) zu etablieren. So sind bereits bis zum Reihenschluss positive Effekte für Feldlerchen und Nützlinge möglich. Wird die Untersaat erst kurz vor Reihenschluss gesät, bringt sie diesbezüglich relativ wenig. Gleiches gilt für Bodenschutz und Luft-Stickstofffixierung, da sich kein dichter, tiefwurzelnder Bestand mehr entwickelt.

Besser nicht nur streuen
Untersaaten können breit gesät werden (mit einem Sägerät auf dem Hackgerät, dem Striegel oder einer Sämaschine) oder mit einer optimierten Sämaschine eingedrillt. Weitere Möglichkeiten sind Schneckenkornstreuer, Düngerstreuer oder eine Standard-Sämaschine. Im Projekt wurden u. a. untenstehende Verfahren bewertet. Generell zeigte sich, dass eine Untersaat wie eine Hauptkultur bewirtschaftet werden sollte und deshalb aufwendige Saattechnik mit entsprechend sichererem Bodenschluss und Auflaufen reinen Streuverfahren vorzuziehen ist

Untersaat vor oder zur Maissaat: Guter Bodenschutz bei Mulchsaat, Gefahr starker Konkurrenz durch die Untersaat oder starker Verunkrautung bei schwacher Untersaat.
Untersaat nach mechanischer Unkrautbekämpfung (Hackstriegel): Bodenschutz schwach bis mittel bei Mulchsaat, Verunkrautung eingedämmt im Jugendstadium, Gefahr von Spätverunkrautung.
Untersaat nach chemischer Unkrautbekämpfung (im 1-Blatt-Stadium des Mais): Bodenschutz schwach bis gut bei Mulchsaat, bedingtes Risiko für Spätverunkrautung. Auf Untersaat angepasste Herbizidwahl.

Wird bei den beiden ersten Verfahren auf 50 % der Fläche auf eine Bandspritzung der Reihen im Nachauflauf verzichtet, lässt sich der Beitrag für Herbizidverzicht lösen, bei Mulchsaat zusätzlich jener für schonende Bodenbearbeitung und dank der Untersaat jener für angemessene Bodenbedeckung (jeweils auch die übrigen Voraussetzungen für die Beiträge beachten).
Das FiBL rät in einem Merkblatt, im Mais zu Klee als Reinsaat oder als Gemenge mehrerer Arten bzw. mit Gras (Weiden im Herbst). Bei Wurzelunkräutern (Blacken, Quecken) wird von Untersaaten abgeraten, da Biobetriebe diese nach der Ernte pflügen müssten.