«Die Befahrbarkeit der Böden ist viel besser geworden», sagt Armin Steiner vom Sagenhof in Dagmersellen. 2021 versuchte er es bei einer Gründüngung zum ersten Mal mit Direktsaat. Seit 2002 setzt er bei allen Kulturen auf dieses System – inzwischen sogar bei der «Königisdiziplin» Zuckerrüben».
Bessere Tragkraft der Böden
Da habe er die bessere Tragkraft der Böden gespürt, selbst bei schwierigen Erntebedingungen im Herbst, sagt Armin Steiner. Ein Vorteil seien auch die tieferen Kosten. Ausserdem habe er nun die Neophyten im Griff. Bei aller Begeisterung über die Vorzüge der Direktsaat verhehlt er aber nicht, dass Schnecken und Mäuse bei diesem Verfahren ein grosses Thema sein können.
Den Betrieb hat er 2022 vom Vater übernommen. Er war vorher seit 2018 schon Pächter. Sein Interesse für Direktsaat sei durch einen Kollegen schon während der Ausbildung zum Landwirt an der Liebegg geweckt worden. Weil der Betrieb lediglich 10 ha LN umfasst, arbeitet Steiner nach einer Zweitausbildung zum Fahrzeugschlosser im Nebenerwerb auswärts.
Fruchtfolge in Anpassung
Auf den tiefgründigen Böden setzt Armin Steiner auf Ackerbau. Die Milchwirtschaft wurde schon vor Jahren aufgegeben, die Schweinehaltung hingegen beibehalten. Die Fruchtfolge bestand bisher aus Zuckerrüben, Sonnenblumen, Silomais, Winterweizen. Da Steiner aber beim Bundesprogramm für schonende Bodenbearbeitung mitmacht, wo Weizen nach Mais nicht mehr beitragsberechtigt ist, und weil er ohnehin bei Kulturen auf Extenso setzt, wird er künftig die Fruchtfolge anpassen und den Weizen nach den Sonnenblumen säen. Zur Optimierung der Fruchtfolge werden mit einem Nachbarn jeweils Parzellen abgetauscht.
Drillsaat für Mais und Getreide
Steiner experimentiert gerne, dieses Jahr mit einem Erbsen-Gerstengemisch zum Dreschen. Damit habe er gute Erfahrungen gemacht. Deshalb werde er bei Bedarf die Fruchtfolge weiter anpassen. Armin Steiner will künftig vermehrt auch wieder Zwischenfutter anbauen, wegen des Unkrautdrucks, der bei Gründüngungen nicht immer einfach im Griff zu halten sei und in der folgenden Hauptkultur Ärger machen könne.
Für die Direktsaaten setzte Steiner anfänglich auf Lohnunternehmer, nun hat er selber ein innovatives Gerät angeschafft: Die T-Force Plus 250 der Firma Novag. Diese Drillsaatmaschine sei für viele Kulturen sehr flexibel einsetzbar – von Mais über Getreide bis hin zu Rüben. Die Säscharen ermöglichen einen Pressdruck von bis 500 kg. Rund 6 t schwer sei die Maschine, die über 100 000 Franken kostete. Der Druck auf den Boden lässt sich aber dank einstellbarem Pneudruck sowohl beim Traktor wie bei der Sämaschine reduzieren. Mit dem Gerät ist Steiner inzwischen selber in der Region unterwegs.
Die Drillsaatmaschine präsentierte er anlässlich der Gründüngungstage von Swiss No-Till, der Gesellschaft für bodenschonende Landwirtschaft. Die damalige IG No-Till wurde vor 30 Jahren gegründet und führte deshalb diesen Herbst schweizweit mehrere Tagungen für Fachleute und die Öffentlichkeit durch, Anfang Oktober auch auf dem Sagenhof.
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Das Ausland ist viel weiter
Direktsaat habe im Ausland bereits einen viel grösseren Stellenwert, erklärte da der Bodenschutz-Fachmann Wolfgang Sturny. Er ist Gründungsmitglied von Swiss No-Till. Auch aus wirtschaftlichen Gründen werde in anderen Ländern immer häufiger auf das Pflügen verzichtet. In der Schweiz stagniere Direktsaat leider, auch weil diese agrarpolitisch stiefmütterlich unterstützt werde – und nicht zuletzt auch wegen der kleinräumigen Strukturen. Dabei sei dieses bodenschonende Verfahren für fast alle Kulturen sehr sinnvoll, vor allem in Hanglagen, wo es Bodenerosion verhindern könne.
Die Böden mehr schonen
Direktsaat bedinge aber ein Umdenken im Kopf, auch in der Ausbildung, «Direktsaat ist in den Schulen kaum ein Thema», monierte Wolfgang Sturny. Geeignet für das Verfahren sind laut ihm «umgestellte, nicht verdichtete Böden» mit genügend Regenwürmern, die auch gut durchlüftet seien. «Fahren in nassen Böden ist ein No-go», stellte er klar.
Dass die Erträge in der Schweiz trotz besseren Sorten und optimierter Düngung nicht zunehmen, führt Sturny auf «die malträtierten Böden» zurück. Dazu demonstrierte er in einem Versuch den Oberflächenabfluss und die Wasserinfiltration von Böden nach Niederschlägen bei Pflug, Mulchsaat, Direktsaat und Dauerwiese. Wenig verwunderlich schnitten die beiden Letzteren besser ab. Viele Böden seien durch das meist zu tiefe Pflügen belastet und verdichtet, die Struktur und Fruchtbarkeit vermindertm so Sturny. «Böden brauchen genügend Luft und somit Hohlräume», sagte er. Die Bodenaktivität sei in den ersten zwei Zentimetern am intensivsten.
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Es geht auch ohne Herbizide
Kritik an der Direktsaat gibt es wegen der gängigen Praxis, die Vorkultur mit Glyphosat totzuspritzen. Wenn das Herbizid korrekt in stehende Bestände und Böden mit hoher Aktivität eingesetzt werde, sei auch der Abbau der Rückstände viel schneller und besser, meinte Sturny dazu. Im Übrigen könne die Glyphosat-Problematik nicht nur auf die Landwirtschaft zurückgeführt werde, da Abbauprodukte oft aus Waschmitteln stammten und so in Gewässer gelangten. Zudem gebe es heute viele Alternativen zu Glyphosat, so auch mit den nicht winterfesten Gründüngungen. «Direktsaat geht auch ohne Herbizide», stellte Sturny klar.
Vorteile von Gründungen
Gründüngungen stossen derzeit auf grösseres Interesse. Dies bestätigte Josef Häfliger von der Landi Luzern-West. Im Handel gibt es inzwischen ein grosses Sortiment. Einige Mischungen präsentierte Fritz Leuenberger von Ufa-Samen in einem Versuchsfeld. Die Vorteile dauernder Bodenbedeckung seien vielfältig: bessere Durchwurzelung, fruchtbarere und biologisch aktivere Böden, Humusaufbau, besserer Wasserhaushalt, Temperaturregulierung gegenüber heissen, unbewachsenen Böden im Sommer, weniger Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Darauf setzt auch die konservierende und bodenschonende Landwirtschaft: Diese will die Produktivität nachhaltig begünstigen, die Wirtschaftlichkeit und Nahrungssicherheit steigern und gleichzeitig die Ressourcen und Umwelt schonen. Darauf soll auch an einem Festival auf dem Gurten bei Bern im 2026 aufmerksam gemacht werden. Dort findet vom 2. bis 5. Juni mit der «Soil Evolution» eine grosse internationale Fachveranstaltung für Bodenfruchtbarkeit und Bodenaufbau statt.
