Valentinstag und Muttertag sind die beiden Tage im Jahr, die den Floristen und den Blumenabteilungen der Supermärkte die höchsten Umsätze bescheren. Allein am Valentinstag erwirtschaftet die Branche etwa 40 Millionen Franken Umsatz oder rund fünf Prozent ihres Jahresumsatzes - wobei auf Blumenläden und Supermärkte je etwa die Hälfte entfällt.

Zudem sind die hiesigen Kunden vor allem im Hinblick auf den Valentinstag sehr traditionsbewusst. Laut Schweizerischem Floristenverband (SFV) besteht mit einem Anteil von 50 Prozent der Blumengruss für die Geliebte aus Rosen. Davon wiederum sind 60 Prozent rote und langstielige Rosen, sagt SFV-Geschäftsführer Urs Meier gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Jetzt, im Winter, sind diese Prachtgewächse südlich des Äquators, in Kenia, Äthiopien, Tansania oder Ecuador gewachsen. Sie werden eingeflogen, wobei die fair produzierten Rosen direkt in die Schweiz geflogen werden.

Jene aus konventionellem Anbau nehmen meist den Umweg über die Handelsdrehscheibe Niederlande. Von dort reisen sie über Nacht mit dem Lastwagen in die Schweiz. Die ganze Reise dauert vom Schnitt auf dem Feld bis zum Blumenhändler in der Schweiz etwa zwei Tage.

Laut SFV belastet dieser lange Transportweg im Winterhalbjahr die Umwelt dennoch weniger als die Produktion in Europa. Denn wenn hier frostige Temperaturen herrschen, wachsen die heiklen Pflanzen nur im beheizten Gewächshaus unter Kunstlicht.

Umso mehr fällt unter diesen Bedingungen ins Gewicht, wie die Rosen angebaut worden sind. Von allen in der Schweiz angebotenen Rosen stammen indes nur die Hälfte aus fairem Anbau und sind mit dem Fairtrade Label von Max Havelaar ausgezeichnet, sagt Melanie Dürr von Max Havelaar.

Grosse Bereitschaft bei Kunden

Dabei sind die Gewichte je nach Anbieter sehr ungleich verteilt: Bei den Grossverteilern Migros und Coop stammen nahezu alle Rosen aus fairem Anbau. Die Floristen in den Blumenläden bieten laut Meier hingegen zu 80 bis 90 Prozent Rosen aus konventionellem Anbau.

Dabei wären die Kunden - und vor allem die Kundinnen - in der Schweiz eigentlich bereit, für fair produzierte Rosen tiefer in die Tasche zu greifen. Vor einem Jahr zeigte eine repräsentative SFV-Umfrage, dass 85 Prozent der Kunden in der Schweiz bereit sind, durchschnittlich 1,45 Franken mehr für fair angebaute Roden zu bezahlen, und dies bei einem Durchschnittspreis von 7,50 Franken für eine Rose.

Doch Meier vom SFV wie Dürr von Max Havelaar können nur spekulieren, weshalb die Blumenhändler den Grossverteilern in Sachen Fairtrade so weit hinterher hinken. Übereinstimmend sagen sie, dass sich die Blumenhändler von Migros oder Coop abgrenzen wollten. "Für die Mitglieder unseres Verbands zählen vor allem das Kunsthandwerk eines gebundenen Strausses und die Tatsache, dass die Ware frisch ist", sagt Urs Meier.

Wenig Zustimmung bei Floristen

Melanie Dürr führt zudem an, dass bei Migros und Coop der Verkauf von Fairtrade-Rosen tief verankert sei in einer fundierten Nachhaltigkeitsstrategie, während unter den meist kleinen und mittelgrossen Blumenläden jeder für sich entscheide. "Die Floristen kalkulieren sehr knapp, da fällt auch der kleine Zuschlag für das Fairtrade-Label ins Gewicht", sagt Dürr.

Doch zusammen wollen SFV und Max Havelaar "Fairtrade als Bestandteil von Qualität etablieren", wie sich Meier ausdrückt. Konkret sollen die Floristen vermehrt und besser informiert werden; zudem soll die die Erhältlichkeit von Fairtrade-Blumen verbessert werden, führt Dürr aus. Und: Über Öffentlichkeitsarbeit sollen auch die Kunden für das Thema weiter sensibilisiert werden, nicht zuletzt, damit sie den Druck auf die Händler erhöhen.

Bemerkenswert dabei ist, dass schon jetzt vor allem Frauen Wert auf fairen Handel legen, wie die SFV-Umfrage von vor einem Jahr zeigt. Zwar stehen bei den anspruchsvollen Schweizer Kundinnen und Kunden beim Kauf eines Blumenstrausses vor allem optische Kriterien im Vordergrund, doch gerade zum Valentinstag soll der Rosen-Liebesgruss nicht unter Verdacht stehen, dass in fernen Ländern Arbeiterinnen dafür gelitten haben. "Hier spielt vor allem die Solidarität von Frau zu Frau", sagt Dürr. Offen bleibt dabei, ob die Männer, die für ihre Liebste einkaufen, auch diesem Wunsch nachkommen.

sda