«Wie ich den Abstimmungskampf erlebe?» Der junge Landwirt Dominik Donat zeigt Fotos als Antwort: Zerschnittene, heruntergerissene Plakate, mit denen er in Hofnähe gegen die Pflanzenschutz-Initiativen warb.

Dominik und sein Vater Ruedi Donat führen in Wohlen einen Biobetrieb. Sie machen eine intensive Zeit durch, wie viele Landwirte und Bäuerinnen, die sich gegen die Initiativen engagieren. Sie stehen dreifach unter Druck: Der Abstimmungskampf fordert Zeit, Energie und Geld von ihnen. Gleichzeitig wächst die Sorge, wie es mit ihren Betrieben weitergeht, falls die Initiativen angenommen würden. Und bei alldem sehen sie sich in der Öffentlichkeit als Umweltverschmutzer wahrgenommen. Wer sich für «2 × Nein» exponiert, muss mit scharfen Reaktionen rechnen.

Grobe Umgangsformen

«Diese Anschuldigungen von Leuten ohne tiefere Grundkenntnisse sind verletzend», erlebt Toni Suter aus Gebenstorf, Präsident der Aargauer Gemüseproduzenten. Lotti Baumann, Bäuerin und Präsidentin der Aargauer Landfrauen, ist sehr aktiv auf den Sozialen Medien, postet Beiträge und antwortet auf Kommentare. «Aber nicht am Abend vor dem Schlafengehen», sagt sie. Das wäre nicht gut für einen erholsamen Schlaf. Der Umgangston gegenüber Bauernfamilien sei oft grob geworden, erlebt sie. Ihr Rezept: «Dranbleiben, das Gespräch suchen, freundlich bleiben und merken, wann man aufhören muss.» Dass sie Unentschlossene mit ihren Argumenten überzeugen kann, kommt vor – wenn auch selten.

«Naturschutz kann man nur mit den Landwirten machen, nicht gegen sie.»

Andy Steinacher, Obstproduzent aus Schupfart, sieht keine Gewinner bei dieser Abstimmung.

Ralf Bucher, Geschäftsführer des Bauernverbands Aargau (BVA), ermuntert: «Jetzt nicht nachlassen und weiterhin auf den Sozialen Medien aktiv sein, Leserbriefe schreiben und schlussendlich das eigene Umfeld mobilisieren und aufklären.» Und er redet den Berufskollegen ins Gewissen, sehr genau zu überlegen, welche Arbeiten sie zu welcher Zeit auf dem Feld verrichten. «Wer jetzt am Sonntag noch mit dem Düngerstreuer übers Feld fährt, hat nichts begriffen.»

Hochkomplexe Thematik

Roland Michel, Präsident von Aargauer Wein, empfiehlt, viele persönliche Gespräche mit Kunden und im privaten Umfeld zu suchen, dabei sachlich und transparent aufzuklären. Er hat eine einprägsame Botschaft parat: «Ohne Pflanzenschutz kein Wein.» Und auch der BVA-Präsident Christoph Hagenbuch rät den Bauernfamilien: «Sprecht mit eurem Umfeld, Informiert und geht dabei auch auf die Ängste der Gesprächspartner ein. Nur so können wir aufzeigen, dass unsere Tätigkeit als Bauern und Bäuerinnen mit vielen Zielkonflikten in unserer täglichen Arbeit behaftet ist und dass wir dabei die ganz unterschiedlichen Erwartungshaltungen der Bevölkerung erfüllen müssen.»

Prognosen zum Ausgang

Nicht alle wagen eine Prognose zum Ausgang der Abstimmung. Die anderen tendieren übereinstimmend zu einem knappen doppelten Nein. Andy Steinacher aus Schupfart, Präsident der Aargauer Obstproduzenten, gibt zu bedenken: «Egal wie die Abstimmung ausgeht, es gibt keine Gewinner. Nur eine grosse Verliererin, die Natur. Naturschutz kann man nur mit den Landwirten machen, nicht gegen sie. Hätte man dieses ganze Geld und die Zeit statt für die Kampagne für die Forschung aufwenden können, hätte man für die Natur viel mehr erreicht.»