Je länger im Anbindestall das Läger ist, desto eher fallen Kot und Harn auf den Liegeplatz und nicht in den Kotgraben. Im Kurzstand steht der Kuh – wie der Name sagt – nur eine kurze Liege- und Standfläche zur Verfügung; zusätzlich soll ein Kuhtrainer die Kuh veranlassen, zum Koten und Harnen zurückzustehen. 

Donat Capaul hat sich eine Alternative sogar mit längerem Läger und ohne Kuhtrainer einfallen lassen. Er ist der Sohn von Armin Capaul, dem Initiator der Hornkuh-Initiative. «Capauls haben nicht nur Hörner im Grind», sagt der Vater stolz.

Biohof Valengiron

Name Donat Capaul (38)
Ort Perrefitte BE
LN 17 ha Grünland, 4,5 ha Wald in Bergzone II, 100 Hochstämmer, eigene Wasserquellen
Viehbestand 7 Original Braunvieh, behornte (Mutterkühe mit Kälbern – etwas Milch für Eigenbedarf verkäst), 1 Stier, 7 Mutterziegen mit Gitzi, 1 Bock, 20 Mutterschafe mit Lämmern, 1 Bock, 2 Esel, 10 Hühner
Photovoltaikanlage 15 kWp
Arbeitskräfte Betriebsleiter mit Eltern, Schwester undzeitweise Aushilfen

Im Grunde genommen wie eine Liegeboxe

[IMG 4] Donat Capaul war zu Hause mit dem Anbindestall seines Vaters vertraut, aber lernte in seinem Lehrjahr auch Liegeboxen im Laufstall kennen. Ihm imponierte, dass die Kühe diese Liegeboxen zum grössten Teil sauber hielten. Er überlegte sich, ob er das Läger im Anbindestall zuhause ähnlich wie Liegeboxen gestalten könnte. «Man müsste die Futterkrippe quasi in die Liegeboxe hineinklappen können», war sein Gedanke.

Zusammen mit seinem Bruder Andri, gelernter Schreiner, baute er eine Krippe, die sich an Seilwinden nach oben und unten schwenken liess. «Die Krippe darf nicht zu tief sein und sie darf nicht an die Decke ‹dätschen›», bringt er die Herausforderung auf den Punkt. Dafür war es wichtig, genaue Masse zu nehmen und die Drehpunkt-Position mit Hilfe einer CAD-Zeichnung (computergestützt) zu bestimmen. 

Nach dem Fressen schwenkt Krippe nach oben

Zum Fressen klappt Donat die Krippe hinunter. Sie schwenkt über den vorderen Teil des Lägers (Grafik Abb. 1). Die Länge zwischen hinterer Lägerkante und tierseitigem Krippenrand beträgt 170 cm. Die Kühe stehen dabei hinten an der Kante, so dass Kot und Harn beim Fressen in den Schorrgraben fallen.

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«Kot und Harn fallen nun häufiger in den Schorrgraben als früher.»

Donat Capaul, Betriebsleiter und Erfinder der schwenkbaren Futterkrippe.

Da die Krippe tennseits als Hochkrippe eine hohe Wand aufweist, müssen die Kühe nicht wie an einem Futtertisch ganz nach vorne stehen, um das Futter zu erreichen. Nach dem Fressen schwenkt der Bergbauer die Krippe mit Hilfe eines elektrischen Antriebes nach oben. Die Krippenreste fallen dabei heraus und er wischt sie von der Tenne aus mit dem Besen auf das Läger der Kühe, wo sie als Einstreu dienen oder von den Tieren noch gefressen werden. 

Kühe stehen zum Koten an der Lägerkante 

Die Kühe liegen relativ weit vorne mit dem Kopf über dem Krippenraum, da sie den Raum über der Krippe für die Kopfbewegung beim Abliegen nutzen können (Grafik Abb. 2).

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Das Läger zwischen Schorrgraben und Bugkantholz am Boden ist 230 cm lang. Wird die Krippe hochgeschwenkt, stehen die Kühe nicht ganz nach vorne (Grafik Abb. 3).

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Das Nackenrohr auf Kopfhöhe veranlasst sie, nach hinten an die Lägerkante zu stehen. Die Distanz zwischen Nackenriegel und Lägerkante beträgt 200 cm. 

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Auch bei einem Mittellangstand steht den Kühen ein längeres Läger zur Verfügung als beim Kurzstand. Doch die Kühe sind beim Kopfschwung eingeschränkt, da ihnen ein verschlossener Schiebebarren oder ein Fressgitter in den Weg kommen. Entweder braucht es dann ein noch längeres Läger oder die Kühe stehen vermehrt mit den Hinterbeinen im Schorrgraben und das Euter liegt schnell einmal auf der Lägerkante.

Platz für den Kopfschwung

«Es ist ein grosser Unterschied zu früher», freut sich Donat Capaul. Kot und Harn fallen häufiger in den Schorrgraben als früher auf dem gleich langen Läger ohne schwenkbare Krippe. Die Kühe können jetzt abliegen, ohne dass der Kopfschwung durch eine, wenn auch nur niedrige, tierseitige Krippenwand beeinträchtigt wird. Wichtig ist, dass die Kette genügend lang ist, so dass die Kühe den Kopf weit nach vorne nehmen können. 

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Für Donat Capaul, der sehbehindert ist und selbstständig die Tiere versorgen muss, ist die schwenkbare Krippe eine grosse Hilfe, denn er kann beim Reinigen des Stalles nicht immer erkennen, wo der Kot der Tiere liegt. «Die Bugschwelle ist wichtig», betont der Erfinder der schwenkbaren Krippe. Denn die Kühe robben im Liegen gerne nach vorne und würden beim Aufstehen mit dem Widerrist gegen den Nackenriegel prallen. Die Mechanisierung des Hochschwenkens der Krippe macht ihm die Arbeit deutlich leichter. 

Handkurbel für den Notfall

Ein Ingenieur hat die Vorrichtung bestehend aus Elektromotor, Welle und Sicherungsgurten zusammengestellt. Eine Schleifkupplung verhindert, dass die Seile reissen, wenn zu viel Gewicht auf der Krippe liegt oder sie hängenbleibt. Bei Stromausfall verhindert eine Rückschlagbremse, dass die Krippe nach unten fällt. Auch lässt sich die Krippe im Notfall mittels einer Handkurbel bedienen. Donat Capaul und sein Bruder haben bei der Konstruktion an alles gedacht. Dem Landwirt gefällt besonders, dass die Kühe weit vorne im Stroh liegen und dass sie wie auf seinem Lehrbetrieb sauber sind. 

Anbindestall wird tierfreundlicher 

Das Anbindesystem eigne sich aber eher für extensive Tierhaltungen, wo die Kühe nicht den ganzen Tag Futter in der Krippe haben, schränkt Vater Armin Capaul ein. Es setzt auch voraus, dass der Bauer viel im Stall ist. Denn er muss warten, bis die Kühe fast alles gefressen haben, um dann die Krippe hochzuziehen. Die schwenkbare Krippe macht den Anbindestall tierfreundlicher. Zwar können sich die Tiere im Anbindestall nicht frei bewegen, aber sie dürfen täglich ins Freie, verfügen über einen geschützten Liege- und Fressplatz und, was Capauls sehr schätzen, sie haben einen engeren Kontakt zum Menschen. 

Da im Anbindestall wegen der geringeren verschmutzten Fläche weniger Ammoniak verdunstet als im Laufstall, geht weniger Stickstoff-Dünger verloren. Ausserdem streuen Capauls ein Meeralgen-Präparat in den Schorrgraben und binden damit zusätzlich Stickstoff im Mist und in der Gülle. Es rieche im Stall weniger nach Ammoniak und die Bergbauern können sich einen Schleppschlauch zum Ausbringen der Gülle sparen.   

Capauls haben versucht, beim Patentamt in Bern ihre Erfindung anzumelden. Das sei nicht so einfach, denn, sobald sich ein Mass ändere, gelte das Patent nicht mehr. Familie Capaul möchte ihre Erfindung allen Landwirten frei zur Verfügung stellen.