Die Not macht bekanntlich erfinderisch. So wurde auch bei Christoph Hümbelin der Erfindungsgeist geweckt. Weil das behördlich vorgeschriebene Stapelvolumen der Güllegrube überschritten wurde, suchte der Landwirt und gelernte Maurer mit seinen Eltern nach einer Lösung. «Man kommt dann relativ schnell auf die Idee einer eigenen Kläranlage, auch weil die Einspeisung in die Kanalisation viel zu teuer für uns gewesen wäre, wie auch der Bau einer neuen Güllegrube», so der 32-Jährige. Von einer Anschlusspflicht an die öffentliche Kanalisation sind Hümbelins mit ihrem Gitziberghof in Stüsslingen Rohr aufgrund der weiten Entfernung zum nächsten Ort befreit.
Seine erste Ausbildung kam ihm zugute
Die Planung begann im Februar 2018 durch die Firma Bicon AG. Christoph Hümbelin hat die Kläranlage aufgrund seiner ersten Ausbildung ab Sommer 2019 bis Herbst 2020 selbst gebaut. Diese sollte keine gewöhnliche werden, sondern nachhaltig, das war für den jungen Landwirt, der Anfang 2020 den elterlichen Betrieb übernahm, sehr wichtig. So entstand eine Pflanzenkläranlage.
So funktioniert die Pflanzkläranlage
Die Feststoffe im Schmutzwasser werden anfangs in einem Rottebehälter abgesondert, wo sie dann zu geruchsfreiem Humus verrotten und nach der Hygienisierung landwirtschaftlich ausgebracht werden können. Das Schmutzwasser wird mit einer Pumpe über einen mit Schilf bepflanzten vertikalen Sandfilter gespült, wo es nach und nach durchsickert. Gereinigt kommt es anschliessend in einen Kontrollschacht und schlussendlich in einen dafür angelegten Teich, um etwa für die WC-Spülung oder der Stallsäuberung wieder verwendet werden zu können, so Hümbelin. Letzteres sei noch in der Umsetzung. Die Pflanzenkläranlage funktioniere bereits.
Reinigungsleistung für 22 Personen
Der Flächenbedarf der Bodenfilter liegt bei 4 m2 pro Einwohner(in) (EGW), heisst es auf der Website von Bicon. Bei Hümbelins ist die Reinigungsleistung für 22 Personen ausgerichtet. «Wir benötigen diese Kapazität, weil durch die Produktion unserer Milchprodukte zusätzlich Abwasser entsteht», begründet er. Hümbelins halten auf insgesamt 18 ha LN knapp 15 GVE (zehn Milchkühe mit Nachzucht und Muni).