75 Schultage, verteilt auf zwei Jahre, das tönt recht harmlos. Aber wer den Fachkurs Bäuerin anpackt, lässt sich auf ungezählte Stunden Heimstudium und -arbeit ein. In vielen Fächern muss ein Leistungsausweis erbracht werden, von Gartenbau über Buchhaltung bis zu sozialen Themen, es braucht praktisches Können wie theoretisches Fachwissen. Daneben läuft der Alltag weiter, für einige in ihrem Erstberuf, für andere auf einem Betrieb. Während der zwei Schuljahre gab es Heiraten und Geburten, es wurden Betriebe und Pachten übernommen, manchmal auch Lebenspläne über den Haufen geworfen und neu geschmiedet.

Grosse Anerkennung

23 Frauen haben es geschafft und am Dienstag am LZ Liebegg in Gränichen ihren gelungenen Abschluss gefeiert. Die lange Gästeliste zeigte, dass diese Leistung von allen Seiten gewürdigt wurde. Auch Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth sprach den Bäuerinnen seine Anerkennung aus. «Ich bin stolz auf euch und auf die Liebegg. Ihr seid Botschafterinnen unserer regionalen Landwirtschaft.» Die bäuerliche Hauswirtschaft sei ein tragender Pfeiler jedes landwirtschaftlichen Betriebs, die Arbeit der Frauen reiche aber weit über Küche und Haushalt hinaus. Oft komme Verantwortung für Familie, Tiere, Natur, Finanzen und für ganze Betriebszweige wie Direktvermarktung hinzu.

Angriff und Goal

Lehrgangsleiterin Lisa Vogt zog den Vergleich zum Fussball: «Ihr könnt auf allen Positionen spielen», sagte sie zu den Absolventinnen, «mal im Mittelfeld, mal in der Defensive, dann wieder im Angriff oder sogar im Goal.» Und manchmal brauche es fast alles gleichzeitig. «Worum euch die Frauen-Nationalmannschaft wohl unendlich beneidet: Im Gegensatz zu ihr habt ihr euch bereits für das Finale qualifiziert.» Das Finale ist in dem Falle nach ausreichend nachgewiesener Berufspraxis die Berufsprüfung Bäuerin mit Fachausweis.

Den besten Notendurchschnitt aus den neun Pflichtmodulen mit 5,56 erreichte sozusagen eine Liebeggerin: Sara Hossle aus Pfeffikon arbeitet auf dem Kurssekretariat und im Bereich Kommunikation für das Landwirtschaftliche Zentrum. Zweitplatzierte ist Tina Hullin (5,42) vor Brigitte Meier (5,33).

Eine Portion Humor

Zusammen mit den Bäuerinnen feierten auch die Fachleute Hauswirtschaft den erfolgreichen Abschluss ihrer Ausbildung. Die Bildungsgänge hätten einiges gemeinsam, stellte Liebegg-Direktor Hansruedi Häfliger klar. «Beide erfordern Hingabe, Geduld – und eine grosse Portion Humor.» Den brauche es, ob nun eine widerspenstige Kuh zu melken oder ein hartnäckiger Fleck aus dem Teppich zu entfernen sei.

Die Absolventinnen

Rebekka Angst, Lengnau; Nicole Bachofer, Frick; Olivia Bär, Mettmenstetten ZH; Viviana Calderon, Erlinsbach SO; Sybille Chiesa, Affoltern am Albis ZH; Monika Eberhart, Künten; Melissa Ferreira, Uerkheim; Nicole Gremper, Schupfart; Seline Gremper, Möhlin; Sara Hossle, Pfeffikon; Tina Hullin, Kallern; Gisela Kämpf, Rupperswil; Jennifer Lovrenovic, Birrwil; Larissa Marty, Arth; Brigitte Meier, Gränichen; Nadja Meyer-Mauch, Hilfikon; Barbara Ritter, Ormalingen BL; Nicole Schaub, Ettingen BL; Carmen Schwarb, Wallbach; Gioia Sestito, Eggenwil; Silvia Staffelbach, Schlierbach; Andrea Strub, Häfelfingen BL; Michelle Stutz, Sarmenstorf.