«Meilensteine sind etwas Wunderbares», sagte Martin Rufer. «Man erinnert sich noch Jahre später, wo man war, wer dabei war – und wie gut es sich angefühlt hat.» Der Direktor des Schweizer Bauernverbands (SBV) eröffnete mit seiner Rede die Diplomfeier, die dieses Jahr auf dem Gelände des landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg in Gränichen AG stattfand.
13 Landwirtinnen, 102 Landwirte, ein Geflügelfachmann, drei Bäuerinnen sowie sieben Obstfachleute haben dieses Jahr in der Deutschschweiz die Höhere Fachprüfung bestanden. Die frisch gebackenen Meisterinnen und Meister schlossen damit eine intensive mehrteilige berufliche Weiterbildung ab.
«Wirklich meisterlich», begrüsste der Aargauer Regierungsrat und Landwirtschaftsdirektor Markus Dieth die Absolventinnen und Absolventen. «Mit Ihrem Abschluss zeigen Sie nicht nur Fachkompetenz, sondern auch eine Haltung: Sie stehen für Qualität, Verantwortung und Zukunft.»
Mut zur Einzigartigkeit
Hansruedi Häfliger, Präsident Prüfungsleitung bei SBV, ermutigte die Frauen und Männer, in der Landwirtschaft eigene Wege zu gehen. Denn jeder Mensch habe andere Fähigkeiten. «In diesem Sinn fordere ich euch auf, bleibt bei euch selbst und dabei unverwechselbar und einzigartig.» Anne Challandes, Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen und Landfrauenverbands (SBLV) wies darauf hin, dass Herausforderungen oft als Hemmschwellen angesehen würden. «Sie können aber auch Chancen sein. Die Kenntnisse, die sie erworben haben, sind Werkzeuge, um Herausforderungen zu bewältigen und etwas Positives daraus zu machen.»
Eine Frau und ein Mann wurden besonders ausgezeichnet. Sie erhielten von der Schweizer Agrarmedien AG, die unter anderem auch die BauernZeitung herausgibt, einen Spezialpreis.
Bei den Bäuerinnen HFP ragte Elisabeth Schönenberger aus Rossrüti SG mit der Note 5,7 heraus – damit erreichte sie auch den besten Abschluss bei den Höheren Fachprüfungen. Die beste Prüfung bei den Meisterlandwirtinnen und Meisterlandwirten legte Ramon Müller aus Beromüster LU mit der Note 5,6 ab. «Es ist echt beeindruckend, die junge Generation zu sehen», sagte Markus Aebi, Verwaltungsratspräsident der Schweizer Agrarmedien AG, bei der Preisübergabe, und erinnerte sich daran, wie er vor 35 Jahren selbst sein Diplom in Empfang nahm. «Das Bauern ist kein Beruf wie jeder andere», gab er den Frauen und Männern mit auf den Weg. «Er verlangt mehr als in den Fachbüchern steht: Mut und Leidenschaft.»
[IMG 2]
Verantwortung übernehmen
Elisabeth Schönenberger bewirtschaftet mit ihrem Mann Philipp den «Karlshof» mit 19 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche. Zum Betrieb gehören 2000 Legehennen und 150 Mostobstbäume sowie fünf Ziegen «als Herdenschutz für die Hühner», wie sie in ihrer kurzen Präsentation erklärte. Beide Eheleute sind Betriebsleiter und beide arbeiten zusätzlich 60 % auswärts.
«Ich wollte den Betrieb mitgestalten und Verantwortung übernehmen», erklärte sie zur Motivation für die Weiterbildung. Die Schulzeit habe ihr sehr gefallen. «Ich habe es genossen und mein persönliches Ziel erreicht. Mein Mann und ich ergänzen uns heute noch besser.»
Der 24-jährige Roman Müller arbeitet in Beromünster Vollzeit auf dem elterlichen Hof, den er wohl 2027 übernehmen wird. «Meine drei Schwestern haben glücklicherweise kein Interesse», erklärte er während seiner Kurz-Präsentation schmunzelnd. Zum Betrieb gehören 24 ha landwirtschaftliche Nutzfläche, 35 Milchkühe, 60 Mutterschweine und 160 Hochstammbäume sowie Ackerflächen. «Viele Produkte vertreiben wir über unser Hoflädeli sowie über lokale Verwerter und Läden selbst.»
Vorbereitet auf Hofübergabe
Er entschied sich für die Weiterbildung, um besser auf die Hofübergabe vorbereitet zu sein und den Betrieb durchleuchten zu können. «Ich bekam ein neues Bild vom Hof und hatte einen regen Austausch mit den Berufskollegen. Das Variantenrechnen und die strategische Planung haben mir gut gefallen.» Er konnte ein Teil des Gelernten gleich umsetzen, da die Käserei schloss, an die der Betrieb bis anhin Milch geliefert hatte. «Meine Eltern und ich sprachen am Küchentisch viel darüber, wie es weitergehen soll.» Die Familie entschied, auf Industriemilch umzustellen, und investierte in drei Hochsilos für Mais und Gras. «Dazu kam ein Standhäcklser, um bei der Ernte unabhängig zu sein. Zudem bauen wir künftig Silomais statt Winterweizen an.»
Die BauernZeitung fragt: Was nehmen Sie aus der Weiterbildung zur Höheren Fachprüfung für den Betrieb mit?
Gerüstet für die Herausforderungen
[IMG 3]
Stephanie Kunz, Hasle LU
Mit meinem Freund und unseren zwei Kindern führe ich einen Milchwirtschaftsbetrieb mit Mastschweinen und Ackerbau. Zudem hat mein Vater in Schwarzenbach einen Hof mit Mutterkühen, Legehennen und Ackerbau. Dort ist noch offen, ob ich übernehme oder meine Schwester. Die Motivation für die Weiterbildung als Meisterlandwirtin war, meine Kenntnisse und Fähigkeiten in den Bereichen Agrarpolitik, Agrarrecht und Unternehmungsführung zu vertiefen. Nun kann ich mein Unternehmen erfolgreich führen und fühle mich für die Herausforderungen gerüstet.
Fundierter entscheiden können
[IMG 4]
Christian Thurnheer, Nussbaumen TG
Bei der Weiterbildung zum Obstbaumeister haben mich insbesondere die betriebswirtschaftlichen Themen interessiert, auch im Hinblick auf die baldige Hofübergabe. Auf unserem Betrieb bauen wir neben Beeren hauptsächlich Tafeläpfel und -Birnen an, die wir selbst einlagern, sortieren und über verschiedene Absatzkanäle ganzjährig vermarkten, dies gemeinsam mit unserem Team von rund 30 Mitarbeitenden. Aus der Ausbildung nehme ich vor allem das Wissen mit, unternehmerische Entscheidungen künftig noch fundierter treffen zu können.
Ein neuer Betriebszweig
[IMG 5]
Marlen Etterlin, Benzenswil AG
Die Schule hat sich bei mir über drei Jahre erstreckt, da wir drei Kinder im Alter von 4, 6 und 8 Jahren haben. 2022 habe ich von meinem Vater einen Kleinbetrieb mit Mutterkühen, Mastsauen und Ackerbau übernommen, den ich mit meinem Mann führe. Um als Kleinbetrieb bestehen zu können, muss ich wirtschaftlich handeln können. Während meiner Weiterbildung zur diplomierten Bäuerin fand ich es spannend, den Hof aus dem wirtschaftlichen Blickwinkel heraus zu betrachten. So entstand die Idee zu einem neuen Betriebszweig, den wir versuchen, zu realisieren.