Mit regnerischem, kaltem und nassem Wetter sind wir in den Alpsommer 2024 gestartet. In den höheren Lagen war die Vegetation etwas verspätet. Ende Juli und der August waren heiss und schön. Wir konnten nun den Alpsommer richtig geniessen.
Respekt vor der Gewitterfront
Morgens ohne Regenkleidung die Hütte verlassen. Nicht ständig die Wetterapp studieren, wann wohl die nächste Gewitterfront aufzieht. Heftige Gewitter hatten wir in der ersten Zeit oft. Die Bergbäche schwollen an, Blitze krachten gegen die Bergflanken, Donner grollte durch das Tal. Wenn dann noch Hagel dabei ist, wird es mir oft mulmig. Bleibt die Viehherde ruhig oder kommt sie in Bewegung, gar ins Rennen? Dies kann je nach Weide sehr dramatisch enden. In dieser Situation kann ich als Hirtin nur hoffen, dass die Gewitterfront bald vorüberzieht und alles gut geht. Tun kann ich in diesem Moment nichts anderes als abwarten.
Sorgen, ja, die gibt es auch auf der Alp. Oft wird nur von den schönen Seiten geschrieben und es werden Bilder gezeigt von den herrlichen Alpenlandschaften, mit zufriedenen Älplerinnen und Älplern und ihrem Vieh. In der «Südostschweiz» vom 24. August wurde der Sorgenbarometer der Bündner Bevölkerung abgebildet. Deren grösste Sorge ist der Wolf. Würde man die Umfrage unter den Bündner Älplern machen, wären es weit mehr als 50 Prozent der Befragten, die den Wolf als grösste Sorge angeben würden. Der Wolf, gerne schöngeredet, ist für uns eine schier unlösbare Herausforderung. Das grosse Leid, das unseren Nutztieren angetan wird, ist für mich unverständlich.
Viel Alpkäse produziert
Der Wolf hat die Bevölkerung in Pro und Kontra geteilt. Es wird heftig diskutiert, jeder meint zu wissen, was die Lösung ist. Umsetzen dürfen die verheissungsvollen Ansätze dann die Alp- und Landwirtschaft. Herden-schutzhunde, anderthalb Meter hohe Zäune, Lama, Esel – ich könnte noch lange aufzählen, was uns vor dem Wolf schützen sollte. Ich sehe die Koexistenz von Grossraubtieren und Alpwirtschaft je länger, desto weniger. Die zunehmenden Risse in der zweiten Sommerhälfte zeigen: Wir werden von der Realität eingeholt, die manche nicht wahrhaben wollen.
Das Vieh konnte im Alp-sommer 2024 herrliche grasige Weiden geniessen. Auf den meisten Alpen wurden durchaus grosse Mengen an Alpkäse und Alpbutter produziert. Tiefer gelegene Alpen konnten erst verspätet in den Alpsommer starten. Der nasskalte Frühling verzögerte die Vegetation dort gegenüber anderen Jahren. Diese Alpen werden weniger Mulchen haben.
Die ersten Älpler(innen) sind bereits mit dem Vieh ins Tal gezogen. Schön geschmückte Kühe und stolze Älpler sind dann anzutreffen. Stolz dürft ihr auf euch sein. Ihr habt grosse Arbeit auf unseren Alpen geleistet. Herzlichen Dank und allen ein gutes Ankommen im Tal.
Alperlebnisse 2024
Im Älplerblog haben Älplerinnen und Älpler aus den Kantonen Graubünden und St. Gallen in loser Folge von ihren Erlebnissen während des Alpsommers berichtet.