Beschwingter Auftakt zur Delegiertenversammlung: Auf der Bühne standen die Simu Lüthi Band und die Jodlerin Daria Occhini.Schweizer BauernverbandDie Jungbauern planen bereits die AP 50+Donnerstag, 24. November 2022 «Mir ist wichtig, dass sich auch junge Leute für die Agrarpolitik interessieren», meint Robin Philipona. Er arbeitet bei der Freiburgischen Landwirtschaftskammer und ist Präsident der kantonalen Junglandwirtekommission, die diesen Juni ins Leben gerufen wurde.

Als Philipona von den Bestrebungen des Kantons erfuhr, die Interessen der jungen Berufsleute in einer Organisation zu bündeln, war er sofort begeistert. «Ich hatte Lust, aus dieser Idee etwas Gutes zu machen», erzählt er.

Die Meinung der Jungen

Im Vorstand der Kommission, die der Landwirtschaftskammer angegliedert ist, sind alle Produktionsrichtungen des Kantons vertreten. So könne man sich bei Diskussionen ein umfassendes Bild machen, erklärt Philipona. Danach werde eine gemeinsame Parole gefasst. «Es liegt uns am Herzen, dass wir dabei insbesondere auf die Interessen der jungen Landwirt(innen) eingehen», betont der Präsident. So sei ihre Haltung zwar oft, aber nicht immer identisch mit derjenigen des Bauernverbands. «Das darf auch sein, denn wir Jungen haben manchmal eigene Ansichten, wie wir in Zukunft produzieren wollen», ergänzt er.

Die Junglandwirtekommission (JULA) ist eine Fachkommission des Schweizer Bauernverbandes (SBV) und besteht aus 16 Mitgliedern aus der ganzen Schweiz. Sie setzt sich für die Interessensvertretung der Junglandwirt(innen) im SBV, in der Poliitk und in der Öffentlichkeit ein. Der JULA untergeordnet sind die elf regionalen Junglandwirtenkommissionen.

Aus diesem Grund engagierte sich die Kommission auch bei der Reform der landwirtschaftlichen Grundbildung. Dort setzte sie sich gemeinsam mit anderen Junglandwirten aus der Romandie für ein viertes Ausbildungsjahr ein. «Die praktische Ausbildung ist schon jetzt sehr gut», meint Philipona, «doch aus unserer Sicht wird der Buchhaltung und dem Management zu wenig Gewicht gegeben.»

Das Image pflegen

Wichtig ist Philipona auch der Austausch mit der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung. Dafür setzt er sich für offene Gespräche und einen gegenseitigen Austausch ein. «Wenn wir den Leuten zeigen, mit welcher Leidenschaft wir produzieren, können wir in Zukunft vielleicht einige extreme Agrar-Initiativen verhindern», erklärt er. Dafür müsse aber auch die Landwirtschaft an ihrem Image arbeiten und Rücksicht auf den Rest der Bevölkerung nehmen. «Ich habe Mühe, wenn ich junge Landwirte mit Stiefeln im Einkaufsladen sehe. Dass muss doch nicht sein», meint er. 

Auf dem elterlichen Betrieb versucht er, seinem Prinzip treu zu bleiben. So plant er beispielsweise den Gülletermin zwischen Montag und Donnerstag – und verhindert damit grosse Geruchs­emissionen übers Wochenende. «Klar, manchmal lässt uns das Wetter keine andere Wahl», ergänzt der Junglandwirt, «aber in vielen Fällen können wir unsere Arbeiten auch ein wenig an-passen.»

Ein Herz für die Kühe

[IMG 2]Auf dem 62 Hektaren grossen Betrieb im freiburgischen Marsens ist der 25-Jährige in einem 20%-Pensum angestellt. Nebst den Lohnarbeiten und der Mastpoulethaltung ist die Milchwirtschaft der wichtigste Betriebszweig. Gleichzeitig sind die 60 Holsteinkühe die grosse Leidenschaft von Robin Philipona.

Bei der Zucht legt er den Fokus vor allem auf Funktionalität: «Wir haben keine Kühe, die an der Viehschau obenaus schwingen. Für uns sind vor allem eine hohe Milchleistung und eine gute Gesundheit wichtig.» Gerade auch, weil die Kühe nur bis zur dritten Laktation auf dem Betrieb bleiben. Danach werden sie an Händler und andere Milchbetriebe weiterverkauft. In rund acht Jahren will er den Betrieb von seinem Vater übernehmen. Eine grundsätz­liche Veränderung plant er dabei nicht. «Solange die Preise mitspielen, will ich weiter melken», meint der junge Landwirt und ergänzt schmunzelnd: «Ohne Milchkühe wäre es schwierig für mich – und für meinen Vater auch.»

Bis dahin widmet er sich seiner weiteren beruflichen Laufbahn als junger Agronom. Vor wenigen Wochen schloss er das Studium an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) mit Schwerpunkt Nutztierwissenschaften und Agrarwirtschaft ab.

Engagierter Agronom

Dazu ist Philipona in verschiedenen Vorständen tätig und kennt so die Anliegen der jungen Landwirt(innen) bestens. Die Preispolitik der Zukunft sei in seiner Generation ein allgegenwärtiges Thema, erzählt er. «Die Anforderungen und Vorschriften, die Kosten und die Preise im Laden steigen, nur nicht die Produzentenpreise. Das geht langfristig nicht», gibt er zu bedenken. [IMG 3]

Aus seiner Sicht soll die Landwirtschaft nicht weiter extensivieren, sondern die Produktivität erhöhen. Er erklärt: «Wir brauchen eine grüne Effizienzsteigerung – eine höhere Produktion bei einem kleineren Fussabdruck.» Mit den heutigen Erkenntnissen und moderner Technologie sei dies möglich, meint er und ergänzt: «Aber dafür braucht man Zeit und bessere Einkommen.» Dementsprechend kritisch äussert er sich gegenüber den aktuellen agrarpolitischen Bestrebungen: «Wir müssen aufpassen, wie weit wir mit der Biodiversitätsförderung gehen.» Eine Ökologisierung auf Kosten der Produktion sei für ihn nicht sinnvoll, sondern hätte lediglich höhere Importe zur Folge.

Chancen nutzen

DossierHofübernahmeGenerationenwechsel: Junglandwirt(innen) im FokusDienstag, 6. September 2022 Trotz den vielen Veränderungen und Unsicherheiten freut sich Robin Philipona auf die Zukunft, den eigenen Betrieb und die neuen Herausforderungen als Agronom und Präsident der Freiburger Junglandwirte. Mit einem gemeinsamen Engagement könne man viel bewegen, meint er zum Schluss und ermutigt seine Berufskolleg(innen), ebenfalls aktiv zu werden: «Wir Junglandwirte haben einen wichtigen Platz in der Agrar­politik. Diesen müssen wir unbedingt nutzen.»