Am Donnerstagvormittag, dem 24. November 2022, hat der Schweizer Bauernverband (SBV) seine Delegiertenversammlung abgehalten. Diese stand im Zeichen der Jubiläumsfeierlichkeiten, feiert der Verband doch heuer sein 125-jähriges Bestehen.

Feste feiern, wie sie fallen

«Man soll die Feste feiern, wie sie fallen», sagte Präsident Markus Ritter in seiner Eröffnungsrede. Er erinnerte an die Gründung am 7. Juni 1897. Damals habe es nicht weniger als 250'000 Bauernbetriebe gegeben, das Fünffache des heutigen Bestands. Die Sorgen seien in vielem aber nach wie vor recht ähnlich, allem voran bezüglich des Drucks auf die Produzentenpreise durch günstige Importe. «Geeinte Interessen ist nach wie vor das Erfolgsrezept, wie bei unserer Überzeugungsarbeit im Parlament oder bei Abstimmungen immer wieder zeigt», so Ritter, «dort, wo die Landwirtschaft einig ist, ist sie auch erfolgreich.»

Vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage wies Markus Ritter auf die steigende Bedeutung der Landwirtschaft hin. Aufgrund des hohen Wohlstandstandards im Land dauere es möglicherweise in der Schweiz etwas länger, bis sich diese Erkenntnis in allen Köpfen eingenistet habe, sagt er. «Ich hoffe wirklich nicht, dass es dafür einen Notstand mit zu wenig Essen braucht», ergänzte Ritter.

Massloser Ärger

Es ärgere ihn masslos, das gewisse Kreise behaupteten, in der Landwirtschaft herrsche Stillstand, fuhr Ritter fort. Unterdessen stelle man fast einen Fünftel der Flächen für die Förderung der Biodiversität zur Verfügung. Der Einsatz von Antibiotika habe in den letzten 12 Jahren um 60 Prozent abgenommen, während er in der Humanmedizin zugenommen habe. Dass man es nicht so schlecht mache, habe auch das erneut kraftvoll unter Beweis gestellte Vertrauen der Bevölkerung anlässlich der letzten Volksabstimmung gezeigt.

Er warf zum Schluss auch noch einen Blick in die Zukunft. Wo man nach den nächsten 125 Jahren stehen werde, könne er sich in den fantasievollsten Träumen nicht oder kaum vorstellen, sagte Ritter. «Ich wünsche mir aber, dass es dem SBV und seinen Mitgliedorganisationen gelingt, die Bauernfamilien weiterhin auf dem Weg zu begleiten und erfolgreich zu unterstützen.»

Modular in die Zukunft

Eine wichtige Rolle spielte an der DV auch die Junglandwirte-Kommission. Sie erhielt Gelegenheit, ihre Wünsche an die Zukunft zu formulieren. Die Co-Präsidenten Damien Rey und Daniel Hasler sowie Leana Waber präsentierten Konturen einer neuen Agrarpolitik mit Horizont 2050. Diese solle modular aufgebaut sein. Basis bietet ein Punktesystem, wie man es beispielsweise auch bei IP-Suisse bereits anwendet. Die Kontrolle würde hauptsächlich hybrid erfolgen, so der Wunsch der Junglandwirt(innen). So solle man zwecks Kontrolle ein Bild auf eine nationale Datenerhebungs-Plattform hochladen können, um so nachzuweisen, dass die nötigen Bedingungen erfüllt sind.

Der Präsident zeigte sich erfreut über die Ideen der jungen Leute, auch weil sie eine administrative Vereinfachung anstreben. Er offerierte dem ebenfalls anwesenden Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Christian Hofer, die Unterlagen der Junglandwirte-Kommission als Anschauungsunterricht für die künftige Ausgestaltung der AP.

Auch der Dank kam an der DV nicht zu kurz. Der Stv. Direktor Urs Schneider liess noch einmal den Abstimmungskampf gegen die Massentierhaltungs-Initiative Revue passieren. Er zeigte sich sehr erfreut über den Einsatz aller Beteiligten, namentlich auch der Bergbauern und Pflanzenproduzenten, welche bei diesem Volksbegehren weniger direkt betroffen waren als die Tierproduzenten. Er erwähnte aber auch die Niederlage in den Kernstädten, dort brauche es künftig Anpassungen der Öffentlichkeitsarbeit, so Schneider.

Es fehlen 200–300 Mio Fr.

Direktor Martin Rufer erinnerte daran, dass die Kosten für die Vorleistungen im Rahmen der aktuellen Teuerungswelle um rund eine Milliarde Franken zugenommen haben. Die Preise hätten vielerorts erhöht werden können, aber es fehlten noch 200 bis 300 Mio Fr.

Die DV wählte im Rahmen der statutarischen Geschäfte zudem fünf neue Mitglieder für die Landwirtschaftskammer: François Erard aus Satigny GE, Christophe Longchamp aus Chavannes-le-Veyron VD, Mathias Rüesch aus St. Margarethen SG, Sabrina Schlegel aus Bözberg AG und Ueli Bach aus Turbach BE.