Die neue Statistik der Schweizer Unfallversicherer bestätigt, was viele halb wissen: Forstwart ist der gefährlichste Beruf. Die Landwirte und Landwirtinnen landen laut der neusten Statistik auf Platz 8. Für Thomas Frey, Geschäftsführer der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL), ist das wenig erstaunlich.
Blinder Fleck: Reine Familienbetriebe nicht berücksichtigt
Wichtig zu wissen ist bei der Betrachtung der Resultate, dass die Statistik teilweise aus Stichproben hochgerechnet wird, da sich die Landwirtschaft privat und nicht zentral z. B. über die Suva unfallversichert. Zudem erscheinen in der Statistik nur Zahlen aus Unfallversicherungsgesetz-Betrieben (UVG-Betrieben). Das sind Betriebe mit familienfremden Mitarbeitenden.
Reine Familienbetriebe werden nicht berücksichtigt. Die BUL führt in diesem Zusammenhang aus, dass die Frage offenbleibt, wie die Situation auf den Familienbetrieben wirklich aussieht, zumal diese meistens keine UVG-Betriebe sind, die gesetzlich verpflichtet sind, Präventionsmassnahmen umzusetzen.
Höhere Sensibilität von Jungen «ist erhärtet»
Der Beruf ist nach wie vor ein gefährlicher Job. Aber er stellt fest, dass die jungen Leute eine höhere Sensibilität für Unfälle haben, als dies bei der älteren Generation der Fall ist. Und das sei keine vage Beobachtung – diese Daten seien erhärtet.
Das habe unter anderem mit der verbesserten Ausbildung zu tun, weiss Thomas Frey. In den überbetrieblichen Kursen und der Grundbildung werde viel mehr gemacht als früher. «Jeden Tag werden die Auszubildenden für die vorliegenden Gefahren sensibilisiert», so Frey. Es brauche aber lange, bis sich die Sensibilität der Jungen in der breiten Branche etabliert.
Kein positiver Trend sichtbar
Denn die Unfallzahlen sind zwar nicht gestiegen, aber ein positiver Trend ist noch nicht sichtbar. Weil neben den Fahrzeugstürzen ein Grossteil der schweren und tödlichen Unfälle im landwirtschaftlichen Forst geschehen, suche die Branche weiterhin nach Lösungen, um diese Zahl zu dezimieren.
«Es ist eine gefährliche Tätigkeit», hält Thomas Frey fest. Die Integration des Motorsägehandhabungskurses in die Grundbildung im Rahmen der Bildungsreform sei eine Massnahme. Schlussendlich reichten die Basiskurse für die Holzernte nicht aus, um im Forst mit hundertprozentiger Garantie sicher zu arbeiten, meint er. Spezialfälle sollten deshalb unbedingt dem professionellen Forstwart überlassen werden, rät er im Hinblick auf die bevorstehende Holzersaison.
Ausrüstung ist besser geworden
Aber auch hier habe sich die Holzernte verändert. Die Ausbildung sowie die Ausrüstung seien besser geworden, dafür seien die Umwelteinflüsse herausfordernder als früher.
Wer gut informiert in die Holzersaison starten will, liest die Merkblätter der BUL zu spezifischen Themen wie Holzspaltmaschine, Forstseilwinde usw. Sie sind in Zusammenarbeit mit der Suva und Waldschweiz entworfen worden.
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