Video Wenn sie von der Landwirtschaft erzählt, strahlt ihr Gesicht. Es sei unter anderem der Kontakt mit den Tieren, dem Wetter und der Arbeit zu Hause, den sie so schätze. «Lehrling des Jahres 2024» «Für mich gibt es keinen schöneren Beruf auf dieser Welt», findet Anna Schenk Freitag, 19. April 2024 Melanie Ackermann ist die Siegerin der Swiss Skills 2025 bei den Landwirtinnen und Landwirten. Die Solothurnerin gewinnt vor dem Berner Florian Wäfler und der Bernerin Anna Schenk. Die BauernZeitung hat die 20-Jährige im Sommer im Rahmen eine Sommerserie besucht. Hier ist der Artikel, der über sie vor einigen Wochen geschrieben wurde:

«Ach, fast hätte ich es vergessen, ich kann im September an die Swiss Skills gehen!» Die Junglandwirtin Melanie Ackermann aus dem solothurnischen Wolfwil strahlt übers ganze Gesicht, als sie das erzählt. Eigentlich ist das Interview für die Sommerserie beendet, Stift, Block und Kamera verstaut und die Schreibende bereit, sich zu verabschieden, als der 20-Jährigen die wichtige Information einfällt. Tschüss sagen muss warten, nochmals hinsetzen und nachhaken ist angesagt.

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Den Erfolg erwartet

Dabei ist zu erfahren, dass Melanie Ackermann eine von zwei Teilnehmende aus dem Kanton Solothurn ist, die den Beruf Landwirt/in EFZ an den Berufsmeisterschaften vertreten darf. «Es ist eine Ehre für mich, dass ich da meinen Heimatkanton und meinen Beruf vertreten darf», erzählt sie stolz.

Erst kürzlich hat sie als beste Solothurner Absolventin die Ausbildung zur Landwirtin EFZ abgeschlossen und durfte sich mit ihren Mitschülerinnen und Mitschülern am Wallierhof feiern lassen (wir berichteten). Gefragt, ob sie überrascht war, die beste Abschlussprüfung abgelegt zu haben, verrät sie: «Nein, ich wusste, dass ich eine Chance hatte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es die totale Überraschung war.»

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Theorie und Rückwärtsfahren

Jetzt folgt also bald das nächste Highlight. «Ich hoffe, dort mein Bestes geben zu können, darauf bereite ich mich vor», erzählt sie und lässt ihren Ehrgeiz erkennen. Das heisst konkret, dass sie einerseits viel Theorie repetiert. Andererseits müsse sie das Rückwärtsfahren noch üben, verrät sie. Zudem könne sie zusammen mit den Berner Kandidaten an deren Übungstagen teilnehmen, die der Berner Bauernverband organisiert. Das ist etwas, das sie sehr schätzt, lässt sie erkennen.

Es ist fast Mitte Juli, als die Bauernzeitung Melanie Ackermann an ihrem Arbeitsplatz in Wolfwil, kurz vor dem Ende ihres letzten Ausbildungsjahres besucht. Sie sitzt an einem Tisch neben dem Hofbüro im neuen und luftigen Milchviehstall ihres Lehrmeisters Thomas Meile. Bei ihm hatte sie bereits das erste und nun das letzte Ausbildungsjahr absolviert.

Lob des Senior-Chefs

«Über die Anfrage, zur Swiss-Skills-Teilnahme habe ich mich noch fast mehr gefreut, als über die beste Abschlussnote des Jahrgangs», verrät sie im Gespräch. Letztere kam nicht von ungefähr. Denn so gewissenhaft wie bei der Vorbereitung auf die Berufsmeisterschaft war sie schon während der gesamten Ausbildung. «Eine möglichst gute Note war mein Ziel. Das zeigt mir, dass ich es kann und ich gut bin in dem, was ich mache – zudem gibt es mir mehr Selbstvertrauen», erklärt sie ihre Motivation. Während des Gesprächs kommt kurz der Senior-Chef Urs Meile hinzu. Er lässt es sich nicht nehmen, in den höchsten Tönen von der Lehrtochter zu schwärmen. «Sie kann man einfach machen lassen. Sie macht das super und ist sehr zuverlässig», lobt er. Ein Kompliment, das dem Selbstwertgefühl der jungen Frau sicherlich weiteren Schub verleiht.

Melanie Ackermann ist als Bauerntochter mit zwei jüngeren Geschwistern aufgewachsen. «Das war eine gute und eine schöne Zeit», blickt sie zurück. Dass ihr beruflicher Weg in die Landwirtschaft führen würde, war lange nicht klar. Zwar hatte sie schon früh das Gefühl, dass Landwirtin der schönste Beruf sei. Doch ihr Umfeld riet ihr zu einem Studium. Dies wohl auch aus Sorge darüber, dass sie als eher zierliche Person der körperlich strengen Arbeit als Landwirtin nicht gewachsen sein könnte.

Die Erkenntnis, was sie selbst will, kam im Gymnasium durch einen Mitschüler. Gefragt, was für sie der schönste Beruf sei, antwortete sie: «Bauern ist für mich das Schönste!» Lapidar meinte der junge Mann nur: «Warum tust du das dann nicht?» Melanie Ackermann folgte daraufhin ihrem Herzen und begann die Ausbildung zur Landwirtin. Nun, am Ende der Grundbildung, schwärmt sie von ihrem Beruf. «Die Abwechslung ist schön, ich arbeite gerne draussen und mit den Maschinen, kann mein eigener Chef sein – und kein Tag ist gleich wie der andere.» Zudem sei es ein wichtiger Beruf, der der ganzen Gesellschaft zugute komme. Es sei schön, glückliche Tiere zu sehen. «Und ich bin am Ende des Tages zufrieden.»

 

«Das EFZ zur Betriebsführung reicht nicht.»

Melanie Ackermann ist sich sicher, dass Weiterbildung unbedingt nötig ist.

Schwerer Anfang

Melanie Ackermann verhehlt nicht, dass der Start in die Ausbildung körperlich tatsächlich anstrengend war. Dies, zumal sie den ersten Winter hindurch beim Bau des neuen Stalles ihres Lehrmeisters mithalf. «Es brauchte viel Kraft, aber es war cool und ich habe viel gelernt», erzählt sie. Auch was das Traktorfahren anbelangt, habe sie bei Lehrmeister Meile viel gelernt. Zu Beginn der Ausbildung habe sie sich nicht getraut, zu fahren. Ihr Chef habe nur gesagt: «Fahr einfach, du kannst nicht viel kaputt machen.» Und wieder strahlt Melanie Ackermann übers ganze Gesicht und erklärt: «Ich fahre sehr gerne Traktor.» Zu keiner Zeit habe sie ans Aufgeben gedacht, oder an ihrer Berufswahl gezweifelt, betont sie. Mittlerweile ist auch die Familie überzeugt, dass die Tochter den richtigen Berufsweg eingeschlagen hat und ist stolz auf sie.

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Traum vom eigenen Betrieb

Was die Zukunft anbelangt, hat Melanie Ackermann ein grosses Ziel. Gefragt, wo sie in zehn Jahren steht, schaut sie in die Ferne, überlegt kurz, lächelt und erklärt: «Wenn es gut läuft, führe ich zusammen mit meinem Partner einen Betrieb und gehe nebenbei auswärts arbeiten. Man weiss nie, wie es kommt, aber das wäre schön.» Deutlich erklärt sie: «Ich sehe mich auch künftig in der Landwirtschaft und als produzierende Landwirtin!»

Melanie Ackermann weiss, dass sie mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis einen Betrieb führen dürfte. Doch sie ist sich sicher: «Das EFZ zur Betriebsführung reicht nicht. Dafür muss ich noch mehr lernen.» Ob sie jedoch die Berufsmatur und später die Betriebsleiterschule machen oder doch besser Praxiserfahrung sammeln und sich zur Agrotechnikerin weiterbilden solle, war lange die Frage. Nach reiflicher Überlegung ist nun klar, dass sie letzteres vorzieht und nächstes Jahr die Agrotechnikerausbildung beginnt.

Aufruf an die Frauen

Zu guter Letzt ist es Melanie Ackermann wichtig zu sagen: «Frauen, traut euch Landwirtin zu lernen. Habt keine Angst vor der körperlichen Arbeit, man kommt gut damit klar. Die technischen Hilfsmittel helfen dabei sehr.» Man könne sich Betriebe suchen, auf denen nicht mehr von Hand gemistet und gefüttert werde und keine Milchkannen mehr herumgetragen werden müssten, betont sie.