Der Kampagnenstart des Thurgauer Nein-Komitees fand auf dem Betrieb von Denise und Hansjörg Goldinger statt. Eine Annahme der Massentierhaltungsinitiative (MTI) würde dazu führen, dass die Bauernfamilie Goldinger den Betriebszweig Legehennen aufgeben würde. Heute haben sie rund 9000 Legehennen eingestallt. Den Stall haben sie nach einem vierjährigen Bewilligungsparcours 2018 gebaut. Da die Initiative verlangt, dass alle Betriebe nach Bio-Suisse-Richtlinien produzieren, dürfte die Bauernfamilie nur noch 2000 Legehennen halten.

«Ich müsste den Stall umbauen, dass dieser für 2000 Hennen funktionieren würde», sagte Goldinger und weiter: «Wahrscheinlich würden wir die Legehennenhaltung aufgeben, wären kein Vollerwerbsbetrieb mehr und müssten einem Zusatzerwerb nachgehen.» Wolle man doppelt so viele Legehennen halten, bräuchte Hansjörg Goldinger einen zweiten Stall. Das kommt für ihn erst recht nicht infrage.

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Betriebe steigen aus

«Am Tag nach Annahme der Initiative müssten sämtliche Baugesuche nach den neuen Vorschriften beurteilt werden. Die Initianten sprechen von einer Übergangsfrist von 25 Jahren – das ist Augenwischerei», sagte Maja Grunder und prognostiziert, dass bei jedem Umbau Betriebe aus der Fleisch- oder Eierproduktion aussteigen würden.

Die Limite von 2000 Legehennen ist laut Tierarzt Felix Goldinger willkürlich. Er sagte: «In der Geflügelhaltung hat die Limitierung auf 2000 Tiere keinen positiven Einfluss, weder auf das Tierwohl noch auf die Tiergesundheit.»

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Flucht in Einkaufstourismus

Auch Hansjörg Brunner, Präsident des Thurgauer Gewerbeverbands, sowie die Nationalräte Christian Lohr und Manuel Strupler bezogen Stellung. Laut Brunner gefährde die Initiative Tausende von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Auch würde der Einkaufstourismus befeuert.

Manuel Strupler hob die «wahren» Absichten der Initianten hervor: «Denen geht es darum, uns zu zwingen, weniger Fleisch zu essen.» Zudem würde sich Schweizer Fleisch massiv verteuern – «wo wir sowieso von einer Teuerungswelle betroffen sind».

Lohr vertrat die Position der Mitte und der Konsumenten. Ein Grossteil der Konsumenten hätte kein Interesse an Bio, andere könnten es sich nicht leisten. «Und nun soll es nur noch Bio geben? Nur noch für die Bessergestellten? Das kann ich nicht unterstützen.»

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