Insbesondere der Pro-Kopf-Verbrauch von Milch und Fleisch gehe seit Jahren zurück, wobei der Rückgang beim Fleisch 2012, bei der Milch etwa 2014 eingesetzt habe, steht im statistischen Monatsheft Agristat (1/2022) zu lesen. Die Wirkung der Corona-Krise sei zwar einschneidend gewesen, da die Pandemie insbesondere den Ausser-Haus-Konsum und den Einkaufstourismus reduzierte. Auf den eigentlichen Trend habe das aber keinen langfristigen Einfluss.

Auch der Gesamtverbrauch sinkt

Weniger, aber besserNeue Kampagne will den Schweizer Fleischkonsum drosseln und verändernDienstag, 15. Februar 2022 Seit mehreren Jahren sinkt gemäss Agristat der gesamte Pro-Kopf-Verbrauch an Nahrungsmitteln in der Schweiz, was man zumindest teilweise auf den Einkaufstourismus zurückführt. Ungefähr ab 2016 sinke der Verbrauch tierischer Produkte stärker als jener von pflanzlichen. Wenn die Einzelperson weniger Fleisch oder Milch konsumiert, hat das für den Markt kaum folgen, solange der Rückgang mit einer wachsenden Bevölkerung wieder ausgeglichen wird. Aber auch der Gesamtverbrauch tiersicher Lebensmittel sei seit 2016 rückläufig.

Eier sind beliebter, Milch ersetzbar geworden

Dabei sei aber wichtig zu beachten, dass sich die Entwicklung der Verbrauchsmengen je nach Produkt unterscheiden. Das lässt sich mit gesellschaftlichen und markttechnischen Veränderungen erklären:

  • Die Cholesterin-Diskussion um Eier ist verstummt, ausserdem sind sie bei Vegetariern beliebt.
  • Es sind sehr viele Milch-ähnliche Produkte erhältlich, die als Ersatz verwendet werden.
  • Entgegen dem generellen Trend blieb der Pro-Kopf-Verbrauch von Geflügelfleisch stabil, ebenso wie jener von Rindfleisch.
  • Schaf-, Schweine- und Kalbfleisch werden weniger nachgefragt.
  • Hingegen lässt sich beobachten, dass Fische und Meeresfrüchte sich wachsender Beliebtheit erfreuen.

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Kein Ventil beim Fleisch und ungute Bilanz bei der Milch

«Probleme für die einheimische Produktion sind am ehesten dort zu erwarten, wo ein hoher Inlandanteil am Verbrauch auf einen abnehmenden Pro-Kopf-Verbrauch trifft», führt Agristat aus. Das treffe auf Milch, Schweine- und Kalbfleisch zu. Da es aus der Schweiz kaum nennenswerte Fleischexporte gibt, fehlt dieses markttechnische Ventil, um einer sinkenden Nachfrage zu begegnen. Im Fall der Milch sieht das zwar gänzlich anders aus, schliesslich wird eine beträchtliche Menge jedes Jahr exportiert. Aber auch hier sieht Agristat ein Problem, da sich die Aussenhandelsbilanz in den letzten Jahren nicht zum Vorteil der Inlandproduktion entwickelt habe: Die Exporte hätten insgesamt stagniert, während die Importe eher stiegen. Das Interesse an Schweizer Milchprodukten scheint demnach im Ausland zunehmend grösser als im Inland zu sein.