Die Massnahmen des Bundesrats gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus traten Mitte März in Kraft. Danach entwickelte sich bereits ein deutlich verändertes Einkaufsverhalten, wie der erste Sonderbericht des Bundesamts für Landwirtschaft BLW zeigt. Im Gegensatz zum Vormonat war der April 2020 vollständig vom Lockdown geprägt – und von den Vorräten, die in Schweizer Haushalten fleissig angelegt worden sind. 

Reis und Zucker hat man vorrätig

Laut dem zweiten BLW-Sonderbericht fokussierte sich die Lebensmittelnachfrage wegen geschlossener Grenzen und Gastronomie-Betrieben auf den Detailhandel. Entsprechend wurden Mehrmengen nachgefragt:

 

Zwar blieben die Verkaufsmengen von Zucker und Reis über den Werten derselben Monate im Jahr 2019. Da aber bereits im März grosse Mengen davon gekauft worden sind, brauchten die Haushalte offenbar keinen grossen Nachschub im April. 

Deutlich weniger Kuhfleisch produziert

Beim Fleisch sanken die Produzentenpreise in den letzten Monaten laut dem BLW «zum Teil deutlich». Seit Ende April/Anfang Mai sehe man aber eine gewisse Preiserholung. Auch Proviande meldete Ende Mai, der Fleischmarkt erhole sich von der Corona-Krise.

Der Rindfleischmarkt profitierte von der Wiedereröffnung der McDonalds Take Away und Lieferservices. Im April wurde aber gemäss Sonderbericht 44,5 Prozent weniger Kuhfleisch produziert als 2019. Da weniger importiert wurde, sei das Fleischangebot insgesamt im Vergleich zum Vorjahr kleiner gewesen. 

Ostern zeigt Wirkung

Ostern brachte eine vergrösserte Nachfrage nach Edelstücken beim Fleisch und steigerte damit den durchschnittlichen Verkaufswert pro Kilo gegenüber 2019 (als Ostern auf Ende April fiel) um 1,2 Prozent. Im Vormonat wurde im Durchschnitt 3,6 Prozent weniger dafür bezahlt.  

Wegen Ausstallungen sanken die Produktionsmengen bei Schweizer Eiern saisonbedingt im April. Trotzdem wurden 5,4 Prozent mehr produziert, als im April 2019. Um die grosse Nachfrage decken zu können, wurden 7 Millionen Eier zusätzlich importiert (ein Plus von 25 Prozent gegenüber März 2020 und 39 Prozent gegenüber April 2019).

Mehr Milch produziert, weniger Käse exportiert

Da 24 Prozent mehr Bio-Milchprodukte gekauft wurden, stieg der durchschnittliche Verkaufswert pro Kilo Milch gegenüber 2019 um 3,8 Prozent. Dazu trug auch die Verteuerung der Butter bei, die das Butterloch mit sich brachte.  

Milchproduzenten bekamen im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr 2,7 Rappen mehr pro Kilo, was 4,5 Prozent entspricht. Von Januar bis März dieses Jahres wurden 0,9 Prozent mehr Milch und 5,7 Prozent mehr Käse produziert. Die Käseexporte gingen zurück (-15 Prozent), dafür wurde 7 Prozent mehr davon importiert, als es 2019 der Fall gewesen war. 

Günstiges Gemüse und billige Früchte waren gefragt

Rund 35 Prozent mehr Früchte und 41 Prozent mehr Gemüse als 2019 gingen in diesem April übers Kassenband der Detailhändler. Das ist nochmals mehr, als im März. Je nach Frucht wurden sogar bis zu 90 Prozent mehr nachgefragt. Wie in anderen EU-Ländern ist laut dem BLW auch in der Schweiz eine Vorliebe für vorverpackte Ware festzustellen. Im Sonderbericht wird dies mit einer gewissen erwarteten Schutzwirkung in Verbindung gebracht.

Wie bereits im März waren billigere Kochäpfel beliebt und auch Bananen wurden in grossen Mengen gekauft, während Beeren weniger oft im Einkaufswagen landeten, als noch im März:

 

Da Äpfel, Bananen und Orangen weniger kosten als Beeren, sank auch der durchschnittliche Verkaufswert pro Kilo Früchte im April. Ähnlich verhält es sich beim Gemüse, wo das Standard- und Tiefpreissortiment bevorzugt worden ist.

Mehr Kartoffeln importiert wegen tiefer Lagerbestände

Laut BLW wurden im April 2020 gegenüber dem Vorjahresmonat 47 Prozent mehr Speise- und mehr als doppelt so viele Verarbeitungskartoffeln importiert. 

Diese Mehrmengen seien aber in erster Linie auf die tiefen Schweizer Lagerbestände zurückzuführen und hätten daher nur «sehr bedingt» mit der Corona-Pandemie zu tun. Der Detailhandel verkaufte im April 2020 8 Prozent weniger Speisekartoffeln als im März, da sich die Haushalte wahrscheinlich bereits einen Vorrat angelegt hatten. Trotzdem wurden immer noch mehr Kartoffel und Kartoffelprodukte verkauft, als 2019.