Zu Kriegsbeginn haben wir in der BauernZeitung über den 2007 von zwei Schweizern in der Ukraine gegründeten Milchbetrieb Zoloti Luky («Goldene Wiesen») berichtet. Dieser liegt rund 220 südwestlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

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Milch wird noch abgeholt

Ukraine«Es ist ein Albtraum»: Schweizer Milchbetrieb in der Ukraine ringt mit den Folgen des KriegsFreitag, 4. März 2022 Bereits zum dritten Mal haben Thomas Graf und Hans Ryter aus Brüttelen BE nun in einem Brief an Unterstützer(innen) über die aktuelle Situation in der Region und rund um den Betrieb berichtet. «Nach wie vor ist unser Dorf Parijvka von direkten Kampfhandlungen verschont geblieben», heisst es darin. Die gut 200 Kühe gäben dank dem guten Winterfutter weiterhin gut Milch, und diese wurde bisher auch täglich abgeholt. Milchabnehmer ist die Molkerei Lustoorf, deren Verarbeitungsgebäude nur 7 km von der 300-ha-Farm entfernt ist. «Doch der Krieg geht unvermindert weiter», so Graf und Ryter, «viele Arbeiten sind erschwert, und die Ansaat steht bald an». Die Unsicherheit belaste die Belegschaft stark.

Im Dorf Parijvka und speziell im Nachbarort Illinzi seien viele aus anderen Regionen geflüchtete Leute untergekommen, berichten die beiden Mitgründer der Farm, «auch in unserem Haus wohnen zwei Familien mit Kindern». Sie stammten aus der Nähe von Wolnowacha in der Ostukraine, einer Kleinstadt nördlich von Mariupol, die weitgehend zerstört ist.

Routine sorgt für Struktur

Auf der Farm hätten die täglichen Routine-Arbeiten für Struktur gesorgt, schreiben die Mitgründer weiter. Der zu Beginn eingetretene Schock und die damit verbundene Lähmung des Personals weiche allmählich einem aktiveren Agieren, schreiben Graf und Ryter:

Luzernesaatgut und Maissaatgut (teilweise) hätten beschafft werden können. Dasselbe gilt für die wichtigsten Käsereikulturen. Auch die bestellten Ersatzteile für die Maschinen sind teilweise angeliefert worden. «Diesel kaufen wir täglich in Kleinmengen bei der nahe gelegenen Tankstelle ein»; auf die Lieferung einer grösseren Menge zur Aussaat warte man aber schon seit längerem. Allfällige Mehrkosten sollten dank der Spenden aus der Schweiz zu stemmen sein.

Neben der Sicherung des operativen Betriebs versuche man, die Not leidende Bevölkerung zu unterstützen. Dies betreffe nicht nur die Geflüchteten, sondern speziell auch Leute im Kriegsgebiet, welche nicht flüchten konnten. Seit rund zwei Wochen wird ein Teil der Milch wieder in der Hofkäserei verarbeitet. Quark, Joghurt, Sauerrahm und Käse blieben auch mal ohne Kühlung ein paar Tage haltbar, was die Verteilung an Not leidende Personen und Institutionen ermögliche. Solange es noch kühl sei, könne man Quark, Joghurt, Sauerrahm und Käse noch über weitere Strecken transportieren. Später werde umgestellt auf ausschliesslich Käse, weil die Kühlketten nicht gewährleistet seien.

Erste Hilfsprodukte geliefert

[IMG 3]«Am 24. und am 31. März konnten wir die beiden ersten Chargen Milchprodukte zu einem Sammelpunkt in Vinnytsa ausliefern. Wir spenden so aktuell wöchentlich eigene Produkte im Gegenwert von rund 500 Franken», heisst es im Brief weiter. Die Produkte werden dann von ortskundigen Transporteuren, die wissen, wo welche Checkpoints wie passiert werden können, in die kriegsversehrten Ortschaften im Osten und Süden des Landes gefahren. Der Sammelpunkt in Vinnytsa werde von einer freiwilligen Bürgerinitiative organisiert, die Logistik und Verteilung mit der Armee, Spitälern et cetera koordiniert.

Weitere Informationen: www.zolotiluky.com