Mit jedem Kriegstag in Europa steigen Unbehagen und Unsicherheit. Verlässliche Zahlen zur Abhängigkeit von Importen sind daher sehr gefragt. Das Bundesamt für Landwirtschaft BLW reagiert und hat eine Webseite mit Fragen und Antworten dazu aufgeschaltet. Der Grundton ist beruhigend, auch beim Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung (BWL). Die Lage werde aber – zusammen mit den Branchen – laufend beobachtet.

Futtergetreide aus diversen Ländern

Beim importierten Getreide zu Futterzwecken lässt sich festhalten, dass es aus vielen verschiedenen Ländern in die Schweiz eingeführt wird. Russland oder die Ukraine sind aber nicht unter den wichtigsten Handelspartnern für Hauptfuttergetreide-Arten. Futterweizen kommt laut BLW in erster Linie aus Frankreich und Deutschland, dasselbe gilt für Mais und Gerste. Beim Futterhafer dominieren Deutschland und Tschechien. Das Wirtschaftsdepartement hatte in der Fragestunde des Nationalrats festgehalten, dass insgesamt 4 Prozent der Futtermittelimporte aus der Ukraine du Russland stammen würden.

Der Bedarf an Raufutter werde zu 97 Prozent aus Schweizer Produktion gedeckt, beim Kraftfutter seien es 40 Prozent.

23 Prozent Mineraldünger, vor allem aus Deutschland

Mineraldünger machten nach Angaben des BLW 23 Prozent des in der Schweizer Landwirtschaft eingesetzten Stickstoffs aus. Seit 2018 gibt es davon keine inländische Produktion mehr. 2021 sei rund die Hälfte des Mineraldüngers (hauptsächlich Stickstoff- und Mehrnährstoffdünger) aus Deutschland und 18 Prozent aus den Niederlanden eingeführt worden. Belgien, Frankreich, Russland und andere Länder rangieren mit jeweils 8,8 Prozent, 7,7 Prozent, 7,3 Prozent und 9,1 Prozent auf ähnlichem Niveau. Die Reihenfolge der Hauptexport-Länder sei in den letzten drei Jahren «sehr beständig gewesen». Somit ist Russland ungefähr auf Rang 5 zu verorten.

Deutlich weniger bedeutend waren 2021 die Ukraine und Belarus als Lieferanten von Mineraldünger mit 0,07, respektive 0,32 Prozent.

350'000 Fass Öl zur Marktberuhigung

Anfang März 2022 hat die Internationale Energieagentur (IEA) laut dem BWL eine Gemeinschaftsaktion zur Marktberuhigung beim Mineralöl beschlossen. Es darf während 30 Tagen zur Marktstützung auf Öl-Pflichtlager zurückgegriffen werden. Die Schweiz beteilige sich mit dem Angebot von 350'000 Fass, was 1 Prozent der inländischen Pflichtlagermenge entspreche.

Auch die Versorgung mit Erdgas sei in der Schweiz aktuell gesichert, wenn auch das Preisniveau etwa 10mal höher liege als vor 18 Monaten. Sollte der Krieg in der Ukraine aber das Auffüllen der europäischen Gasspeicher (die Schweiz selbst hat keine Reserven) im kommenden Sommer behindern, könnte die Versorgungssituation im Winter 2022/23 laut BWL aber «kritisch» werden.