Biomilch machte in der Vergangenheit Schlagzeilen, weil Umstellungsbetriebe zu ihrer Frustration nicht in den Bio-Kanal liefern konnten. Diese Zeiten sind nun offenbar vorbei: Biomilch sei gesucht und die Produktion zunehmend knapp, heisst es in der Maisausgabe der ZMP-Info.

Neue Richtlinien und weniger Umsteller

Die neue Knappheit führt die ZMP einerseits auf die neuen Fütterungsrichtlinien von Bio Suisse zurück, die zu kleineren Milchmengen führen. Ausserdem seien immer weniger Betriebe bereit, auf Bio umzustellen. Steigende Anforderungen und die Erholung der Preise für Suisse-Garantie-Milch auf ein erfreulich hohes Niveau sieht man als Gründe dafür.

Dazu beitragen dürfte auch, dass im letzten Jahr so viele Betriebe aus der Bio-Produktion ausgestiegen sind, wie noch nie.

Ähnliche Situation bei Aaremilch und Mooh

Die ZMP sind nicht die einzige Milchhandelsorganisation, die eine Knappheit beim Bio-Rohstoff konstatiert. An den kürzlichen Infoveranstaltungen von Aaremilch wurde ebenfalls auf die abnehmende Zahl der Neueinsteiger in die Produktion verwiesen. Die Zahl der neuen Vollknospebetriebe (also Betriebe, welche die zweijährige Umstellungsperiode hinter sich haben) hat laut Bio Suisse von 157 im Jahr 2020 auf 30 im Jahr 2023 abgenommen, 2021 waren es noch 89 und im laufenden Jahr 58. Allerdings suche man im Moment keine neuen Bioproduzenten, so heisst es auf der Webseite von Aaremilch.

Auch Mooh sieht die Marktsituation wie die Mitbewerber. In einer Mitteilung von Ende April schrieb die Milchhändlerin, dass die Biomilch weiterhin «stark gesucht» sei. Deshalb habe sich die Firma gemeinsam mit den Biomilchorganisationen von Bio Suisse (erfolgreich) für eine Erhöhung des Preises um 5 Rp./kg ab Juli eingesetzt.

«Bitte umstellen»

Für die ZMP steht fest, dass der Biomilchmarkt in den nächsten Jahren weiterwachsen wird. Davon geht auch Mooh aus, die in ihrem Ausblick ab Juli 2022 mit einer guten Nachfrage im zweiten Quartal rechnet und Bio Suisse zitiert: Der Verband erachte ein Umsatzwachstum von 4-5 Prozent bei Bio-Milchprodukten als realistisch.

«Bitte umstellen», schreibt die ZMP und versichert, wer jetzt die Umstellung beantrage, werde problemlos in den Biomilchkanal wechseln können.

Nach wie vor lohnend

Im Übrigen tue sich auch an der Preisfront etwas, heisst es weiter mit Verweis auf die zusätzlichen 5 Rp./kg Biomilch per 1. Juli und das zuvor jahrelang stabil hohe Preisniveau. Damit bleibe Biomilch preislich attraktiv und könne sich – trotz höherer Anforderungen an die Produktion – nach wie vor wirtschaftlich lohnen.

Für Magermilch fehlt der Absatz

Insbesondere die Bio-Butter ist laut ZMP knapp, weshalb ein grosser Teil der biologisch produzierten Milch dazu verarbeitet wird. Die anfallende Magermilch müsse aber aufgrund fehlender Absatzkanäle weiterhin und trotz knapper Biomilchmengen deklassiert werden.