Die Anforderungen an die Landwirtschaft steigen und so auch die Herausforderungen für die Produktion. Klimawandel stoppen, Biodiversität erhalten und Bodenerosion verhindern sind nur drei Punkte. Auch die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL, früher Tech genannt) erkennt Handlungsbedarf. So hat sie das Studienprogramm auf den kommenden Herbst überarbeitet.

Bildung und Forschung mit viel Praxisbezug

Einiges bleibt aber gleich. «Die HAFL ist eine Hochschule die wissenschaftlich fundiert und praxisorientiert forscht und lehrt», sagt Peter Spring, Stellvertretender Direktor bei der Einleitung zur Partnerveranstaltung vom letzten Freitag. Das Studium soll in erster Linie die Studierenden optimal auf den Arbeitsmarkt von morgen vorbereiten. Auch die fünf Vertiefungen bleiben erhalten:

  • Agrarwirtschaft
  • Internationale Landwirtschaft
  • Nutztierwissenschaften
  • Pflanzenwissenschaften
  • Pferdewissenschaften

Digitalisierung wird wichtiger

Als erstes erhält das Thema der Digitalisierung einen wichtigen Stellenwert. Studentinnen und Studenten erarbeiten sich bereits im Grundstudium die Basis zum automatischen Erfassen und zum Umgang mit grossen Datensätzen.

Zusätzlich wird Grundwissen zu Technologien und zum Umgang mit hochautomatisierten Anlagen und Geräten vermittelt. Bild-analyse, sei es von Drohnen oder Satellitendaten, und Ableitunggeeigneter Bewirtschaftungsmassnahmen gehören in Zukunft auch zur Ausbildung.

Social Media Marketing

Auch das Marketing wird digitaler. Zum Beispiel lernen die Studierenden mit Social Media Marketing eigene Erzeugnisse vom Hof erfolgreich zu vermarkten. 

Bessere Verzahnung

Eine weitere Änderung ist, dass der Fachunterricht und die Grundlagenmodule besser und früher miteinander verzahnt werden. So haben zum Beispiel die Studierenden früher das Modul Grundlagen Nutztierhaltung als Biologie.

Kommunikation nach aussen und innen verbessern

Aber auch das Thema Kommunikation rückt in den Mittelpunkt. Dabei geht es unter anderem darum, wie die Landwirtschaft mit der Öffentlichkeit kommunizieren kann, zum Beispiel mit Videos und anderen Mitteln. Aber auch im Studium intern wird mehr auf moderne und digitale Kommunikationsmethoden gesetzt.

Nachhaltigkeit über gesamte Wertschöpfungskette

Gross auf die Fahne schreibt sich die HAFL die Nachhaltigkeit. Dieser Fokus über alle drei Disziplinen sei in der Schweizer Bildungslandschaft einzigartig. «Die Nachhaltigkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette zieht sich wie ein grüner Faden durch die Bildung und die Forschung», schreibt die Hochschule auf ihrer Website.

Insbesondere sollen die Studierenden in Synthesemodulen, also fachübergreifenden Modulen, die Nachhaltigkeit analysieren (z. B. mit der Rise-Methode) und Zielkonflikte erkennen lernen.

Röstigraben aufheben

Das fünfte Gebiet, welches die HAFL ändert, ist die Sprache. Schon lange rühmt sich die Hochschule, bilingue (zweisprachig) zu sein, doch der Röstigraben war spürbar. Ab dem nächsten Herbst soll sich dies ändern.

Was die Studierenden direkt merken werden, ist der Wegfall der Sprachmodule Deutsch und Französisch. Hingegen werden künftig ab dem ersten Studienjahr ein Teil der Unterrichtsfächer zweisprachig geführt und es gibt keine getrennten Klassen mehr. Das heisst, die erste Lektion wird in deutsch sein und die zweite in französisch oder umgekehrt.

Diese Entwicklung empfindet Peter Spring als enorm wichtig für die Schweiz. Eine interne Arbeitsgruppe «Le Rôsti» nimmt sich dem Thema im Besonderen an. Die Zweisprachigkeit im Studienalltag biete eine wertvolle Vorbereitung auf das spätere Berufs-leben mit Einsätzen in verschiedenen Sprachregionen und die Chance, mit Mitstudierenden und Fachleuten aus einer anderen Sprachkultur zusammenzuarbeiten.

Zusätzliche Spezialisierungsmöglichkeiten

Neben den obligatorischen Vertiefungen können die Studentinnen und Studenten zwischen fünf weiteren Spezialisierungsmöglichkeiten wählen:

  • Zusatzqualifikation Biologische Landwirtschaft und Ressourcenschutz
  • Minor Unterricht und Beratung
  • Minor Management und Leadership
  • Minor Klimawandel und nachhaltige Landnutzung
  • Minor Neue Technologien

Studierende können beim Bachelorstudium zwischen Voll- oder Teilzeit wählen. Auch der Masterstudiengang wird mehr agronomisiert.

Ute Seeling ist die neue Direktorin

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Auch im Personellen gibt es einige Veränderungen an der HAFL. Seit dem 1. September 2020 hat die Hochschule mit Ute Seeling eine neue Direktorin. Seeling hat einen Forstwirtschaftlichen Hintergrund. Die letzten 15 Jahren leitete die 55-jährige das Kuratorium für Wald und Forst (KWF) in Deutschland. Zudem ist sie die ehemalige Direktorin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzer-verbände e.V. (AGDW).

Auch die Mutter der HAFL, nämlich die Berner Fachhochschule (BFH,) hat einen neuen Rektor, nämlich Sebastian Wörwag. Er war 16 Jahre lang Rektor der Fachhochschule St. Gallen. Die Studierenden werden auch im Unterricht einige neue Gesichter kennen lernen.

Team Unterricht und Beratung ändert sich

Da Robert Lehmann und Bruno Häller ab nächstem Jahr teilweise in Pension gehen, wird das Team Unterricht und Beratung (UB) durch zwei neue Gesichter ergänzt. Stefan Dubach wird Dozent und Fachgruppenleiter UB. Patricia Fry wird Dozentin und übernimmt die Forschungsverant-wortung der Abteilung Studienübergreifende Disziplinen (SüD). Zudem lernen die Studierenden Sandra Conzen, Dozentin für Agrarsoziologie und Marie-Joëlle Kodjovi, Dozentin für ländliche Entwicklung und Agrarökonomie kennen.